Über einer Wunderlampe schwebt ein Tuch. Darunter tanzt ein Geist, angespornt von der Musik, die die Kinder im Publikum für ihn spielen. „Das ist mein Lieblingstrick in letzter Zeit“, sagt Zauberer Bernhard Raupach aus Albstadt. Wie er funktioniert, verrät er zwar nicht, dafür, was ihm an dem Kunststück so gefällt: „Bei der Kinderzauberei ist es wichtig, dass die Kinder miteinbezogen werden. Das mag ich. Und ich baue jeden Trick in eine Geschichte ein.“ Geschichten, das merkt man sofort, sind für Raupach besonders wichtig.
„Ich möchte ein Zauberer wie im Märchen sein.“ Wie im Märchen, das bedeutet bei Raupach: Zauberstab, Zauberkutte, Zauberhut – und Raffi, der Zauberdrache. Die Zauberwelt, aus der er stammt, ist ebenfalls Teil der Vorstellung. „Die Kinder vergessen teilweise die Kunststücke, aber malen mir Bilder, von Dingen, die sie nur aus meinen Erzählungen kennen.“ Doch wie wird aus einem Kindererzieher ein märchenhafter Zauberer?

Opa zeigte ihm Trick

Seit mehr als 20 Jahren tritt Raupach öffentlich als Zauberer auf. Die Faszination für Zauberkunst begleitet ihn aber schon seit Kindertagen. „Das ist durch meinen Opa gekommen. Der hat mir die ersten Zaubertricks gezeigt.“ Aus einem Stofftaschentuch hat er eine Maus gebastelt, die er dann durch gekonnte Handbewegungen zum Leben erweckt hat. In Raupachs Stimme ist auch heute noch die kindliche Begeisterung von damals zu hören. „Das war für mich als Kind total faszinierend, wie man sowas zustande bringen kann.“
Zaubern können, das wollte er ab dann auch. „Mit sieben oder acht habe ich mir von meinem Onkel ein paar Tricks zeigen lassen.“ Das Zaubern liegt also in der Familie. „Mein erster Trick war, einen Fingerhut verschwinden zu lassen.“ Das hat Raupach mithilfe eines Zauberkastens gelernt und solange geübt, bis der Trick richtig gut saß. Heute führt er ihn auch manchmal noch vor, aber in abgewandelter Form: „Bei Kindern ist es wichtig, mit Gegenständen zu arbeiten, die sie kennen.“ Statt eines Fingerhuts benutzt er ein Stück Papier oder andere kleine Gegenstände. Der erste Trick ist also immer noch Teil des Repertoires.
„Ich bin Autodidakt“, sagt Raupach auf die Frage, wie er Zauberer geworden ist. „Als Zauberer ist es wichtig zu wissen, dass man immer auf den Schultern der vorherigen Zauberer steht. Man lernt viel durch die Erfahrungen von anderen, die das dann niederschreiben.“ Aus Büchern zu lernen, ist aus Raupachs Sicht am sinnvollsten. „So kann man sich die Tricks anders aneignen.“ Wobei – eigentlich mag er das Wort Trick nicht, schiebt er ein. „Ich finde, das sind eher Kunststücke.“
Etwa fünf bis zehn solcher Kunststücke unterschiedlicher Art sollte man zu Beginn können, rät er allen, die das Zaubern gerne selbst ausprobieren wollen. 20 Kunststücke gut zu können, würde als Zauberkünstler ausreichen. „Man muss eigentlich kein riesiges Repertoire haben. Die bekanntesten Zauberkünstler Anfang des 20. Jahrhunderts konnten zum Teil nur fünf oder sechs Kunststücke.“

Kinder verzaubern

Seine Kunststücke hat Raupach zunächst vor Freunden aufgeführt. Irgendwann kamen dann erste Anfragen, ob er das nicht auch bei Geburtstagen und anderen Festen machen möchte. Heute tritt er vor allem vor Kindern auf. „Bei vielen ist es genau andersrum: Sie fangen bei Kindern an und kommen dann davon wieder weg.“
Unter Zauberkünstlern würde die Kinderzauberkunst eher stiefmütterlich behandelt. Das kann Raupach nicht verstehen. Er findet den Auftritt vor Kindern besonders lohnenswert: Kinder lassen sich gerne faszinieren. „Erwachsene brauchen diese Fantasiewelt nicht und das Ganze drumherum.“ Bei Auftritten vor Kindern kann Raupach Geschichten erzählen. „Die Geschichte, die drumherum erzählt wird, macht das ganze lebendig und bleibt haften.“
Das bewundert er auch an seinen Zaubererkollegen. „Für mich ist es am faszinierendsten, wenn man jemanden mitreißen kann, wenn man ihn emotional mitnimmt.“ Das macht für Raupach den Unterschied. „Nur Dinge aus Büchern zu lernen oder Kunststücke zu kaufen – das reicht einfach nicht aus.“
Die Rolle des Zauberers ist deshalb ganz besonders wichtig, findet Raupach. „Es reicht nicht, im Anzug vor die Kinder zu stehen. Man spielt den Zauberer.“ In gewisser Weise ist Raupach also auch Schauspieler. Seine Theatererfahrung kommt ihm da zugute: Raupach ist nämlich auch Theaterautor. „Kinderzauberei ist dem Kindertheater ganz arg ähnlich. Es ist wichtig, die Geschichte zu inszenieren. Das passt zu meiner Rolle als Autor.“

Viel Arbeit abseits der Bühne

Damit eine Zaubershow auf der Bühne gut läuft, ist viel Zeit abseits der Bühne notwendig. „Man verbringt mehr Zeit mit dem Üben und dem Vorbereiten.“ Das ist aber kein notwendiges Übel, findet Raupach. „Wenn ich zuhause meine Programme schreibe oder meine Kunststücke übe, ist das für mich einfach totale Entspannung.“ Und das ist es, was Zaubern für Raupach persönlich bedeutet: Kreativität und Entspannung zugleich.

Zaubershows speziell für Kinder

Als Erzieher gestaltet Bernhard Raupach seine Programme nach pädagogischen Gesichtspunkten. Seine Vorführungen richten sich an Kinder von drei bis acht Jahren. Anfrage unter [email protected]
In letzter Zeit ist Raupach mit Rückmeldungen konfrontiert, die Zauberkunst mit Okkultismus in Verbindung bringen. Davon möchte er sich klar distanzieren. „Das hat nichts damit zu tun. Wenn mich ein Kind fragt, erkläre ich, dass das nur Kunststücke sind.“