Bis zum vergangenen Wochenende waren nur noch die Gipfel rund um Albstadt mit Schnee bedeckt. Doch mit Start des großen Ringumzugs in Ebingen fiel erneut Schnee und stülpte der Alb ein weißes Kleid über. Für den Winterdienst der Stadt ging es also wieder los. Aufmerksamen Autofahrern wird dabei jedoch auffallen, dass an jedem Ortsschild ein Weiteres hängt: „Vorsicht! Sparsame Verwendung von Streusalz“. Doch was hat es damit auf sich?
Albstadt nutzt Solelösung
Laut Stadtverwaltung wurden diese Schilder erstmals in den 1980er-Jahren angebracht und das in der gesamten Stadt. In Albstadt wird in der Regel mit einer Solelösung in Verbindung mit Feuchtsalz gestreut. Eine Solelösung ist eine Salz-Wasser-Lösung. In Albstadt besteht sie aus 30 Prozent Salz und 70 Prozent Wasser. Mit einer solchen Lösung in Kombination mit Feuchtsalz lässt sich vermeiden, dass trockene Salzkristalle vom Wind weggetragen werden. Außerdem setzt der Tauvorgang schneller ein.
Doch damit wird nicht jede Straße behandelt. Die Stadt verfügt über einen Räum- und Streuplan, der in verschiedene Einsatzstufen eingeteilt ist, erklärt Andreas Bodmer, Leiter des Betriebsamts. In diesem Plan gibt es festgelegte Gefahrenstellen. Das sind insbesondere die Hauptverkehrsstraßen und die Gefällstrecken. „Je nach Bedarf werden vom Einsatzleiter Winterdienst die Einsatzstufen ausgerufen. Nach festgelegter Dringlichkeit/Gefährlichkeit erfolgt die Räumung in den einzelnen Bezirken.“
Prioritätenliste der Straßen
Ein solcher Räum- und Streuplan gibt es nicht nur in Albstadt. Innerhalb der Bevölkerung stößt er jedoch nicht immer auf Verständnis: „Manche Bürger tun sich schwer damit, dass beispielsweise in Wohngebieten ohne Problemsteigungen nur nachrangig und wenig gestreut und geräumt wird“, räumt Bodmer ein. Der Betriebsamtsleiter ergänzt jedoch, dass manche Kommunen solche Stellen teils überhaupt nicht streuen oder räumen.
Dabei geht es um personelle und finanzielle Kapazitäten, aber auch um die Räum- und Streupflicht der Bürger. Der Winterdienst gibt sein Bestes, die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Gehwege müssen allerdings von den Straßenanliegern werktags bis 7 Uhr sowie sonn- und feiertags bis 9 Uhr geräumt und gestreut sein. Bei tagsüber auftretender Glätte oder Schneefall muss unverzüglich, wenn notwendig auch wiederholt, geräumt und gestreut werden. Erst ab 21 Uhr endet diese Pflicht. Die Stadt Albstadt hat alle Informationen und Pflichten der Bürger unter „Sicherheit bei Schnee und Eis“ auf ihrer Homepage zusammengefasst.
„Stadt und Bürger sind gemeinsam gefordert“, heißt es da. Denn obwohl die Stadt nicht alle Straßen streuen und räumen kann, ist der Winterdienst bei Schneefall und glatten Straßen täglich im Einsatz. „Wenn wir einen sogenannten Volleinsatz (höchste Einsatzstufe) fahren, sind insgesamt 40 Fahrzeuge im Einsatz, inklusive Fahrzeuge der Fremdfirmen und Fahrzeuge für die Handräumerkolonnen.“
Der Klimawandel ist allerdings auch in Albstadt spürbar. Für die lokalen Skilifte war der bisherige Winter wenig ertragreich. Doch zeigt sich das auch beim Winterdienst? „Der Salzverbrauch ist von Jahr zu Jahr schwankend“, sagt Bodmer. „Wir haben immer wieder größere Ausreißer nach oben und unten.“ Eisregen beispielsweise falle allerdings öfter als in früheren Jahren, so die Einschätzung des Betriebsamts. „Eisregen stellt alle Winterdienstverantwortlichen immer wieder vor große Herausforderungen, insbesondere dann, wenn er, was in diesem Winter auch schon der Fall war, lokal und unvorhergesehen auftritt.“ Doch auch bei vorhergesagtem Eisregen helfe das Vorstreuen nur bedingt, erklärt Andreas Bodmer.
Schneefall erst im Januar
Während die Schneelage für den Wintersport zwar nicht ausreicht, spürt der Winterdienst den Klimawandel nur bedingt. Das liegt auch an der Lage der Stadt: „Albstadt liegt doch recht hoch und ist deshalb mit vielen Kommunen in Baden-Württemberg und auch in Deutschland nicht vergleichbar.“ Der Winter mit ergiebigeren Schneefällen setzt oft erst im Januar ein, allerdings fahren die Fahrzeuge bereits im November immer noch regelmäßig die ersten Einsätze – meist wegen Glätte und überfrierender Nässe.
„Durchschnittlich benötigten wir in den letzten 20 Jahren 2200 Tonnen Streusalz in einer Wintersaison. Der Verbrauch schwankt(e) zwischen knapp 800 Tonnen im Winter 2013/2014 und 4500 Tonnen im Winter 2004/2005.“ Ein Ausreißer aus der jüngeren Vergangenheit ist der Winter 2020/2021. Etwa 3500 Tonnen Salz verbrauchte die Stadt damals. „Es war in diesem Winter auch nicht ganz unproblematisch, Salz nachzukaufen.“ Nach Ende der Wintersaison sind die städtischen Kehrmaschinen wieder im Dauereinsatz. „Hierbei wird dann auch eventuell ausgebrachtes Streugut (Splitt) aufgenommen.“
250
Tonnen Solelösung benötigt der Albstädter Winterdienst durchschnittlich pro Winter.
Umweltbundesamt: Verzicht von Streusalz
Das Umweltbundesamt empfiehlt Privatpersonen, auf Streusalz zu verzichten und auf Streumittel wie Sand, Splitt und Granulat zu setzen. Denn in den meisten Kommunen ist Streusalz verboten und mit einem Bußgeld belegt. In Albstadt gilt dies nur für den Stadtteil Burgfelden. Zudem kann es bei Haustieren zu Entzündungen der Pfoten führen. Allerdings sollte der ausgestreute Splitt nach der Schneeschmelze wieder zusammengefegt werden. So lässt er sich auch wiederverwenden.
Hintergrund: „Beim Streuen auf innerörtlichen Straßen mit Regen- oder Mischwasserkanalisation fließt das Streusalz mit dem Schmelzwasser in das Kanalsystem ab. Nach Durchlaufen der Kläranlage gelangt es in Bäche oder Flüsse“, heißt es vonseiten des Umweltbundesamts.