Die Äste der Sträucher sind abgeknabbert, keine Beere mehr ist zu sehen. Der Boden ist gefroren, einige Zentimeter Schnee bedecken ihn. Hier Regenwürmer herauszupicken, scheint unmöglich. Trotzdem ist Ellen Köhlers Garten voll mit Vögeln unterschiedlicher Art. Das hat seine Gründe: Nicht nur im Winter ist Köhlers Garten ein Paradies für Vögel. Die Sprecherin der Ortsgruppe Albstadt des Naturschutzbundes (Nabu) weiß, worauf es ankommt. Seit Jahren unterstützt sie die Tiere vor allem im Winter mit zusätzlicher Nahrung, die sie in der freien Natur aufgrund von uns Menschen immer weniger finden.
Vor allem im Herbst sind die Prospekte voll mit Meisenknödel aller Art. Den Kunden wird suggeriert, damit schnell und einfach Vögeln durch den Winter zu helfen. Doch oft bleibt das Netz unberührt. Auch ins Vogelhaus mitten im Garten zieht kein Vogel ein. „In der Nähe einer Futterstelle braucht es immer ein Schutzgehölz“, erklärt Köhler. Dornige Sträucher eignen sich als Schutz vor Katzen und vor dem Sperber, einem Greifvogel, der sich überwiegend von kleinen Vögeln ernährt. Weißdorn sei sehr bewährt. „Feuerdorn ist zwar kein heimisches Gewächs, aber sehr beliebt, um Schutz zu finden“, ergänzt Köhler, „auch die Beeren werden von den Vögeln gerne gegessen.“ Hummeln und Bienen werden vom Feuerdorn ebenfalls angezogen.

„Katzen sind ein Riesenproblem“

Ein Vogelhaus inmitten eines leeren Gartens werden Vögel daher eher nicht anfliegen. So auch Futterstellen, die zu nah an einer Hecke sind. Denn dort, so Köhler, verstecken sich gerne Katzen. „Katzen sind ein Riesenproblem. Sie holen sich auch Eichhörnchen.“ Deswegen hat Ellen Köhler in ihrem Garten überall Brombeerranken und Wilde Karde ausgelegt.
Was aber, wenn kein Garten vorhanden ist? „Man kann durchaus auch auf einem Balkon füttern.“ Es gibt beispielsweise Futterhäuser, die mit Saugnäpfen an der Scheibe befestigt werden können. Angst vor Vögeln, die dann aber gegen die Scheibe fliegen, müsse man laut Köhler nicht haben. Wer allerdings sicher gehen möchte, für die hat die Vogelnärrin einen Tipp: „Es gibt durchsichtige Vogelaufkleber.“ Denn was viele nicht wissen: Die klassischen schwarzen werden von Vögeln nicht registriert. Gut ist aber auch, etwas vor die Scheiben zu stellen. „Wichtig ist vor allem, dass der Weg in drei Richtungen frei ist.“ So können die Tiere den Balkon im Falle einer Gefahr fluchtartig verlassen.

Futter muss trocken bleiben

Oft befinden sich auf dem Balkon diverse Möbel. Auch die bieten sich zur Vogelfütterung an. Futterstellen auf Tischen eignen sich ebenfalls. Doch: „Das Futter muss trocken bleiben.“ Nasses Futter kann schimmeln und damit Krankheiten verursachen.
Das Thema Hygiene wird für Ellen Köhler großgeschrieben. Sie hat es selbst schon erlebt, dass Vögel krank waren und dadurch andere an der Futterstelle angesteckt haben. Deswegen reinigt sie ihre Futterstellen regelmäßig. „Ein Futterhaus muss immer gut zu reinigen sein, denn es kann zum Krankheitsherd werden.“ Einmal die Woche wascht die Nabu-Sprecherin ihre Futterhäuser mit heißem Wasser aus. Den Boden darunter kehrt sie regelmäßig und reinigt ihn ebenfalls mit kochendem Wasser. Die Schalen, die sie mit Sonnenblumenkerne füllt, reinigt sie jeden Tag. „Das muss man machen.“
Der Nabu publiziert daher regelmäßig Tipps zum richtigen Füttern von Vögeln. „Wenn ich mich nicht regelmäßig um frisches Futter und Hygiene kümmern kann, ist es besser, ich stelle kein Futterhaus auf.“ Ein Meisenknödel sei eine einfache Alternative. Doch auch hier gibt es etwas zu beachten: „Beim Netz gibt es Verletzungsgefahr. Darin können Vögel hängen bleiben.“ Ellen Köhler empfiehlt Meisenringe oder sogenannte Energiekuchen, die lassen sich sogar selbst machen. Ein Rezept gibt es beispielsweise auf der Homepage des Naturschutzbundes.
„Die richtige Fütterung ist aufwendig und nicht gerade günstig.“ Sparen lässt sich allerdings mit Futtersäulen und Sonnenblumenkerne. Qualitativ hochwertige Futtersäulen müssen ja nach Größe nur alle zwei Wochen wieder befüllt werden, weil sie bei Wind und Wetter trocken bleiben, so Köhler. Sonnenblumenkerne dienen sich als Füllmaterial, weil sie bei zahlreichen Vögeln beliebt sind. „Es gibt aber auch Weichfutterfresser, die mit Körnern nichts anfangen, weil sie den dementsprechenden Schnabel nicht haben.“ Das Rotkehlchen ist eine dieser Arten. Dafür isst es gerne mal Haferflocken und Erdnussstücke. Getrocknete Insekten sind indes für Amseln interessant.

Fütterung von September bis Mai

„Einmal angefangen, muss man es aber auch fortführen“, so die Nabu-Sprecherin über das Zufüttern. „Die Vögel suchen bereits am September nach Futter.“ Denn im Winter kostet die Futtersuche viel Energie. Die Winterfütterung sollte bis wenigstens Ende März aufrechterhalten, besser bis Anfang Mai, empfiehlt der Ornithologe Sigfried Peter Berthold. „Im Spätwinter haben es die Vögel am schwersten Nahrung zu finden, weil dann schon alles weggefressen ist.
Das Zufüttern steht allerdings auch in der Kritik. Natürliche Auslesemechanismen werden so außer Kraft gesetzt. Grundsätzlich ist eine Vogelfütterung vor allem im Winter aus umweltpädagogischer Sicht empfehlenswert, meint indes der Nabu. „Im Winter ist unsere Landschaft immer mehr ausgeräumt und die Gärten aufgeräumt wir mit dem Staubsauger oder es sind Schottergärten. Da finden die Vögel nicht mehr“, fügt Ellen Köhler hinzu. Amseln, Buchfinken, Specht, Goldammer, Meisen, Spatz und Co. freut es allemal. Das kann Köhler jeden Tag in ihrem Garten beobachten.