Elektrogeräte bitte am Eingang prüfen lassen“, ruft ein Mann, „ansonsten bitte die Waren eigenständig auf die Tische stellen.“ Er ist einer von fast 50 Helferinnen und Helfer, die am Samstag beim vierten Warentauschtag für einen geordneten Ablauf sorgten. „Durch die vielen Helfer entspannt es sich“, sagt Sabrina Hipp, eine der Organisatoren. Das war auch nötig, denn über den Tag verteilt waren weit mehr als 1000 Tauschfreudige in der Ebinger Festhalle.
Gefunden haben sie unter anderem Kleidung, Bücher, Geschirr, Bettwäsche, Stoffe, elektronische Kleingeräte und Kinderspielsachen. Umzugskartons voll mit Waren brachten einige Besucher vorbei und gingen teils mit ähnlich viel Neuem wieder nach Hause. Neu? Nicht so ganz, denn neu ist beim Warentauschtag nichts. Denn das ist das Prinzip hinter der Tauschbörse. Wir kennen es doch alle: die Vase, die nicht so recht zum Schrank passt, der Zimmerbrunnen, der zu laut ist, das gelesene Buch mit Leseohren oder die Hose, die einfach nicht mehr passt. Viel zu schade, um es wegzuschmeißen, aber im Bekanntenkreis gibt es keinen Abnehmer. Die Grünen-Ortsgruppe Albstadt hat mit ihrem Warentauschtag eine Lösung für dieses Problem (wir berichteten).

Notwendige Hilfe in Albstadt

Beliebt ist der Warentauschtag auch deswegen, weil die Waren umsonst sind. „Wir haben aber auch den Eindruck, dass es mehr Menschen gibt, die dieses Angebot brauchen“, fasst es Susanne Feil zusammen. Gemeinsam mit Anita Wehrle-Garanpour, Julia Hölle und Sabrina Hipp hat sie den Tauschtag 2018 ins Leben gerufen. Mit ihrer Einschätzung könnte Feil richtigliegen: Der Tafel Dachverband meldete Ende 2022, dass ein Drittel aller Tafeln einen Aufnahmestopp verhängen musste, weil zu viele Menschen diese Form der Unterstützung benötigen. 2020 beispielsweise waren etwa 1,1 Millionen Menschen auf die Tafeln angewiesen, veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Mittlerweile sind weitere Personen dazugekommen, die aufgrund der pandemie- und kriegsbedingten Kostensteigerungen in Not sind. So waren vergangenes Jahr viele Ukrainerinnen in Ebingen, sagt Susanne Feil.
Die Dunkelziffer, also die, die eigentlich staatliche Hilfe benötigen, aber keinen Berechtigungsschein haben, könnte allerdings deutlich höher liegen. Denn viele Menschen nutzen aus Scham staatliche Hilfen nicht. Genau da liegt einer der Vorteile eines solchen Warentauschtags, wie ihn die Grünen vielerorts veranstalten. Es ist keine Anmeldung erforderlich und keiner weiß, ob man nur aus Interesse stöbert oder weil man sich die neuen Produkte schlichtweg nicht leisten könnte.

Recycling und Nachhaltigkeit

Die Lieferanten treibt meist ein anderer Gedanke an: Recycling und Nachhaltigkeit. Denn statt im Müll finden die Waren einen neuen Besitzer. „Wir bekommen jedes Jahr so viele Sachen angeliefert und können es uns jedes Mal gar nicht vorstellen, dass alles wegkommt“, fasst es Hipp zusammen. Der Warentauschtag sei ein Erfolgsmodell, auch in Balingen und Hechingen – den Ideengebern. „In Balingen ist er jedoch nicht so gut organisiert“, sagt ein Balinger. Lange Zeit war der Warentauschtag in der Balinger Eberthalle. Besonders am Ein- und Ausgang herrschte teils Chaos, so der Balinger. Mit dem Umzug in die Turnhalle des Schulverbunds Frommern besserte sich die Situation jedoch.
„Unsere Helfer halten die Veranstaltung hoch“, lobt Sabrina Hipp. Von den rund 50 Helferinnen und Helfern sind dieses Jahr fünf neue mit dabei. „Wir haben ein sehr gutes Helfer-Team, dadurch ist es ein Selbstläufer“, ergänzt Susanne Feil. „Unser Dank gilt allen Helferinnen, die sich mittlerweile schon von vornherein fürs nächste Mal eintragen haben.“
Das Fazit, es fällt positiv aus: „Wir haben viele gute Rückmeldungen erhalten“, sagt Hipp. „Die Börse ist wieder super angenommen worden, zeitweise gab es Schlussverkaufsatmosphäre, dafür keine Zwischenfälle. Die Besucher waren total diszipliniert“, sagt Feil und fügt hinzu, dass das auch schon mal anders war. Das Verpflegungsangebot wurde ebenfalls gut angenommen. Von Anfang an ist das Progymnasium Tailfingen beim Warentauschtag dabei. Einige Schülerinnen und Schüler besserten auch in diesem Jahr mit dem Verkauf von Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen ihre Klassenkasse auf.
Sollte doch noch etwas übrigbleiben, landen die Waren immer noch nicht im Müll. Kleidung erhält die Caritas Schwarzwald-Alb-Donau, die mit einem Stand der Secontique, dem Caritas-Second-Hand-Laden vor Ort war. Bücher gehen an die Bücherzellen oder werden recycelt. Der Rest muss dann aber doch in den Müll. „Für den Container war fast nichts mehr übrig, außer ein bisschen Deko, angeschlagene Blumentöpfe und natürlich Verpackungsmaterial“, sagt Susanne Feil.

30 Milligramm Gold pro Smartphone

Begleitschutz brauchte Mathias Stauß am Samstag nicht, obwohl er eine Kiste voll mit der wohl kostbarsten Ware des Tages gesammelt hatte. Der Sprecher der Nabu-Ortsgruppe Albstadt sammelte alte Handys und Smartphone ein. Ein Smartphone enthält nach einer Untersuchung des Öko-Instituts ungefähr 306 Milligramm Silber und 30 Milligramm Gold, in einem Akku stecken 6,3 Gramm Kobalt. Das sind Metalle, die abgebaut werden mussten, obwohl zahlreiche nicht gebrauchten Mobiltelefone in der Schublade landen oder trotz Verbot gar im Müll. Nach Herstellerangaben befinden sich mehr als 124 Millionen alte oder defekte Handys in deutschen Haushalten, Tendenz steigend.
Der Naturschutzbund hat eine Lösung dafür: Er sammelt diese Telefone und lässt sie über den Partner AfB aufarbeiten und verkaufen. Nicht funktionsfähige Geräte werden recycelt. „Bundesweit erhält der Nabu dadurch etwa 100 000 Euro jährlich“, sagt Stauß. Dieses Geld fließt unter anderem in den Nabu-Insektenschutzfond. Vergangenes Jahr konnte die Albstädter Gruppe 420 alte Handys einschicken. Dieses Jahr sind es schon etwa 265 Stück. „Vergangene Woche habe ich 98 weggeschickt“, sagt Stauß und am Samstag wurden 165 bei ihm abgegeben.
Mathias Stauß sammelte nicht nur Telefone, sondern auch Brillen. 101 Brillen wurden abgegeben. Bei „Brillen ohne Grenzen“ und der Christoffel-Blindenmission werden sie nun geprüft und dann an Bedürftige weitergeben.