Seit Mitte 2022 liegt der Bauzins für zehn Jahre zwischen drei und vier Prozent. Noch im Dezember 2021 lag er indes bei unter ein Prozent. Selbst Gutverdiener können sich beim aktuellen Bauzins kaum noch einen Neubau leisten, sagt Armin Schmid. Das Vorstandsmitglied der Onstmettinger Bank muss es wissen. Diese Zinsentwicklung hatte Einfluss auf die Bilanz der Bank für 2022.
Bei den Baufinanzierungen konnte die kleinste Raiffeisenbank des Zollernalbkreises 2022 ein Rekordjahr verbuchen. Bis zum vierten Quartal schlossen die Kunden weiterhin Baukredite ab. Mit Blick auf den steigenden Zins hätten viele noch die Chance genutzt, sich einen niedrigeren Zins zu sichern. „Danach ist die Nachfrage nach Baufinanzierungen fast komplett ausgeblieben.“ Beim produzierendem Gewerbe sehe das anders aus. Dort werde weiterhin gut investiert.
Einen Bauzins von vier Prozent und mehr hat es bereits gegeben. 2003 beispielsweise stieg der Zins auf über fünf Prozent, „dafür waren die Immobilienpreise aber wesentlich niedriger“, fasst Schmid zusammen. Er sieht sich oft mit dem Irrglauben konfrontiert, dass sich Banken über höhere Zinsen nur freuen. Zwar erwirtschaften Banken einen Großteilteil ihrer Erträge über das Zinsgeschäft, doch die Geschwindigkeit und Höhe des Anstiegs bringt zuerst auch mal Probleme mit sich. Durch einen starken Zinsanstieg werden Banken erst mal in Ihrem Eigengeschäft belastet. Die Kurse von festverzinslichen Wertpapieren fallen und teurere Kredite sind für die Kunden erst einmal uninteressant.

Gestiegene Zinsen

Warum aber steigen die Sparzinsen nicht in gleichem Maße? Vielfach locken Großbbanken Neukunden mit hohen Zinsen, während die Bestandskunden wesentlich niedrigere Zinsen erhalten. Da liegt mit daran, dass gerade bei regionalen Banken die eher kurzfristigen Kundengelder in der Vergangenheit zum Großteil für längerfristige Kreditvergaben mit niedrigen Zinsen verwendet wurden. Armin Schmid erklärt, dass dann nicht sämtliche Einlagen in der gleichen Geschwindigkeit plötzlich deutlich höher verzinst werden können.
„Die hohe Zinsen sind unter anderem abhängig von der Inflationsrate.“ Könnten dementsprechend auch wieder sinken, wenn diese wieder zurückgeht. Zwar habe sich die Onstmettinger Bank einen Zinsanstieg gewünscht, allerdings keinen derart schlagartigen. „Wir haben ein schwieriges Jahr gehabt“, fasst das Vorstandsmitglied die Zinsentwicklung zusammen – trotz positiver operativer Zahlen.
Das Bilanzvolumen ist zwar um 1,08 Prozent auf 187 Millionen Euro gestiegen, von 2020 auf 2021 stieg es aber noch um etwa 10,8 Prozent. Bei den Kundeneinlagen wird es deutlicher: 2020 gab es Kundeneinlagen im Wert von 127 Millionen Euro, 2021 von 136 Millionen Euro und 2022 nur eine Steigerung um 0,44 Prozent auf 136,6 Millionen Euro. Im Verbund legten die Kundeneinlagen nur um 0,13 Prozent von 80 auf 80,1 Millionen Euro zu. Das Jahr zuvor waren es 16 Prozent. „Unsere Kundeneinlagen sind stabil, mit minimalem Wachstum.“
Beim Kundenzuwachs zeigt sich die Bank zufrieden, erklärt Vorstandsmitglied Dieter Boss, und Schmid ergänzt: „Unsere Bank wächst auch außerhalb.“ Die Onstmettinger Bank hat nicht nur Kunden aus dem Albstädter Stadtteil, sondern aus dem ganzen Zollernalbkreis. „Wir sind eine gesunde Bank und zukunftsfähig.“ Fast zwei Prozent mehr Kunden kann die Bank verbuchen. Das sind 114 mehr als noch im Vorjahr und fast 800 mehr als Onstmettingen Einwohner hat. Das zeigt sich auch im betreuten Kundenvolumen: Das ist um 3,78 Prozent auf 357 Millionen Euro gestiegen (344 Millionen Euro im Vorjahr).

Eigenkapital gewachsen

„Unser Eigenkapital ist stark gewachsen“, nennt Schmid einen weiteren positiven Wert: um etwa eine Million Euro (5,24 Prozent) auf 20,1 Millionen Euro. Das Eigenkapital ist eine wichtige Grundlage, um die aufsichtsrechtlichen Normen einzuhalten und um auch weiterhin gesund wachsen zu können. Im Verbund sind diese um 12,64 Prozent auf 40,1 Millionen Euro gestiegen, bei der Onstmettinger Bank um immerhin 6,16 Prozent auf 98,3 Millionen Euro. „Kredite und Einlagen sind unser Geschäft – da bleiben wir konservativ“, erklärt Armin Schmid.
Am 28. Juni findet die Vertreterversammlung in Onstmettingen statt. Sollten die Vertreter zustimmen wird die Onstmettinger Bank ihren etwa 4090 Mitgliedern eine Dividende von 1,75 Prozent (knapp 66 000 Euro) ausbezahlen. Das entspricht etwa 62,4 Prozent des Bilanzgewinns.

Nachhaltigkeit und Regelungen um AGB

Vorstandsmitglied Armin Schmid ist stolz auf die stabile Entwicklung bei den Mitarbeitern. 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, derzeit noch ein Auszubildender sind in der Onstmettinger Bank angestellt. Zwei weitere Auszubildende werden bald anfangen. Jahrelang seien entweder keine Bewerbungen oder nur schlechte eingegangen. Von den 34 Mitarbeiter sind nur etwa neun in Vollzeit angestellt. „Wir haben mit die höchste Quote in Baden-Württemberg“, sagt Schmid, der seinen Mitarbeitern Teilzeitmodelle ermöglichen möchte, obwohl es schwierig ist, diese zu koordinieren.
Ein gutes, ja sogar ein Rekordjahr, war 2022 bei den Spenden, die die Bank jedes Jahr generiert, sagt Vorstand Dieter Boss. Fast 27 000 Euro gingen vor allem an Onstmettinger Vereine und öffentliche Einrichtungen wie Schulen.
Zwei Themen, welche die Bank längere Zeit umtreibt, sind Nachhaltigkeit und der Mechanismus der allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Bis 2021 wurden Bankkunden über neue AGB informiert werden. Diese hatten acht Wochen Zeit, zu widersprechen sonst galt die Änderung automatisch. Aufgrund eines Urteils des Bundesgerichtshofs müssen Kunden nun aktiv bestätigen oder ablehnen.
Das sei online kein Problem, so Schmid, „aber 50 Prozent unser Kunden haben kein Online-Banking.“ Diesen müsse die Bank alle Änderungen ausgedruckt postalisch schicken. „Das würden 25 Euro Gebühren entsprechen.“ Während die Bank versucht, Papierdrucke weitestgehend zu reduzieren, sei ein solcher Mechanismus nicht nachhaltig.
Letzteres spielt auch beim Cleanpark der Bank eine Rolle. Dort sei man auf biologisch abbaubare Reinigungsmittel umgestiegen. „Für den Cleanpark war 2022 ein Superjahr“, sagt Boss. Das lag unter anderem am Saharastaub. Doch die Energiekrise macht sich auch hier bemerkbar. Um der entgegenzuwirken, wurden die Temperaturen gesenkt. „Wir kommen nicht drumherum, die zehn Prozent Preissteigerung an unsere Kunden weiterzugeben“, erklärt Schmid. Das wird sich so äußern, dass die Reinigungszeiten pro Münze reduziert werden.