Ein schwarzes Loch von Felsen umrahmt – der Eingang in die Linkenboldshöhle bei Onstmettingen führt über einen schmalen Weg. Einige Meter geht es nur hintereinander in das dunkle Loch hinein, breiter ist der Höhleneingang nicht. Dieser Eingang ist nicht etwa natürlich entscheiden, sondern wurde etwa 1820 künstlich geschaffen. Während sich die Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnen, betritt man bereits die erste von fünf Hallen.
Dort befindet sich auch der eigentliche Eingang der Höhle. Blickt man nach oben, wird er sichtbar. Von dort aus finden Fledermäuse ihren Weg in die Höhle, um zu Überwintern. „Wir haben jeden Winter durchschnittlich 30 bis 40 Fledermäuse hier“, sagt Niklas Karle. Darunter sind Arten, die teils Handgroß sind und andere mit nur wenigen Zentimetern, erklärt der Höhlenführer. Zum Schutz der Tiere ist die Höhle von 1. Oktober bis 31. März geschlossen.
50 Schauhöhlen in Deutschlan – Linkenboldshöhle ist eine davon
In Deutschland gibt es mehr als 50 Schauhöhlen, darüber hinaus noch viele unerforschte. Die Linkenboldshöhle gilt als erforscht. Allerdings wisse keiner so genau, was sich hinter den Höhlenwänden noch verbirgt, erklärt Karle. Selbst mit moderner Technik lasse sich nur schlecht hinter das Gestein blicken. So könnten sich noch weitere Hallen hinter jeder Menge Kalkgestein verstecken. 1998 versuchte man sein Glück und grub sich durch das Gestein. Eine neue Halle wurde nicht entdeckt, dafür aber ein Kristallbecken, das für Kalksteingebirge recht selten ist, verrät Karle.
Er ist einer von vier Führer, die am Donnerstag durch die Linkenboldshöhle geführt haben. Niklas Karle, Harald Sulz, Harald Schaible und Bärbel Schaber gehören der Onstmettinger Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins an. Die Ortsgruppe betreut seit 1975 die Höhle und macht sie zweimal im Jahr, an Christi Himmelfahrt und zum Tag des offenen Denkmals, sowie auf Anfrage, der Öffentlichkeit zugänglich.
Dieses Angebot nahmen am Donnerstag zahlreiche Personen wahr. Nicht nur Albstädter nahmen die kurze Wanderung zur Höhle auf sich, um dann an der langen Schlange anzustehen. Aus Villingen-Schwenningen, Metzingen oder gar München kamen manche Besucher angereist.
Klaustrophobie sollte keiner haben, denn während der Eingang fast schon geräumig wirkt, wird es, je weiter man ins Innere des Berges vordringt, immer schmaler, dunkler und nasser. Die Nässe aber ist unabdingbar. Schließlich ist es eine Tropfsteinhöhle. Diese entstehen, wenn Regenwasser durch den Erdgrund sickert. Dabei nimmt es Kohlendioxid auf, das wiederum das Kalkgestein zersetzt. Die Folge: Es bilden sich Löcher und Höhlen.
Fett der Hände verhindert Kalkbildung
„Fassen Sie so wenig wie möglich an die Wände“, mahnt Karle seine Gruppe. Aufgrund des Fettes auf unserer Haut verhindert jede Berührung, dass das Wasser abfließt oder überhaupt ans Gestein kommt. Das Wasser aber kann beispielsweise den Ruß wegwaschen, sodass das weiße Kalkgestein wieder sichtbar wird. Denn während die Höhle schon seit vielen Jahren als schützenswertes Naturdenkmal gilt, war dies nicht immer so. Es gab Übernachtungen, Tropfsteine wurden abgeklopft und Lagerfeuer gemacht oder mit Fackeln die Höhle beleuchtet. „Alle Flecken, an denen kein Wasser hinkommt, werden noch sehr lange schwarz bleiben, weil kein neuer Kalk hinkommt.“
Tropfsteine wurden abgeklopft? Etwa zum Zweiten Weltkrieg wurde die Linkenbold-Aktien-Gesellschaft, die sich bis dahin um die Höhle kümmerte, aufgelöst. Bis sich ab 1975 der Albverein um den Erhalt bemühte, war die Höhle ein beliebtes Ausflugsziel und Treffpunkt. „Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte hier jeder rein.“ Leider wurden in dieser Zeit zahlreiche Tropfsteine abgebrochen, eigentlich fast alle und teils auch welche in Höhen und an Stellen, die nur schwer erreichbar waren.
Kein Tropfstein mehr da
„Wir haben keinen einzigen frei hängenden, intakten Tropfstein mehr. Das ist sehr schade“, findet Karle klare Worte. Im Durchschnitt wachsen Tropfsteine einen Millimeter in zehn Jahren. Man kann sich vorstellen, wie lange ein Tropfstein von teils 30 Zentimeter gewachsen war, bis er unbedacht entfernt wurde. Diejenigen, die einen Tropfstein abgeklopft haben, werden zudem nicht mal lange etwas davon gehabt haben. Denn außerhalb der Höhlen werden sie schnell porös.
Empfindlich sind auch die Geisterspinnen, die in der 140 Meter langen Höhle zu sehen sind. Die weiße Gebilde leben allerdings nicht. „Spinnen krabbeln manchmal in die Höhle. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und Temperatur sterben sie.“ Meist kommen sie nicht weiter als in die zweite Halle. Nach deren Tod hat Schimmel ideale Wachstumsbedingungen und bildet eine Schicht um die Spinnenkadaver, weswegen sie teils noch täuschend echt aussehen, was beim ein oder anderen Besucher einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Die Gebilde sind unglaublich fragil, eine sanfte Berührung würde sie bereits zerstören.
Während die Linkenboldshöhle zwar als erdbebensicher gilt, ist sie fragiler als man denkt. Deswegen setzt sich der Albverein für deren Erhalt ein. So kann die Höhle hoffentlich weitere 16 Millionen Jahre alt werden kann.