Ein Zelt bietet Schutz vor Wind und Wetter, aber auch vor Tieren. Es kann als Heimat dienen, als Wohnzimmer, als Rückzugsort, aber auch als Ort des Zusammenkommens. Letzteres ist es, was die evangelischen Kirchengemeinden Tailfingen, Truchtelfingen, Pfeffingen und Onstmettingen mit ihrem Zeltfestival „gut trauf“ für Albstadt und Gäste ermöglichen wollen. Nach mehrfacher coronabedingter Verschiebung soll es dieses Jahr am Lerchenfeld endlich stattfinden: vom 18. Juni bis 2. Juli.
Das Zeltfest steht jedoch nicht nur für einen Ort der Gemeinschaft, sondern auch für die Hoffnung, erklären die Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Albstädter Norden: Christoph Fischer, Gottfried Engele, Christoph Grosse, Silke Bauer-Gerold, Johannes Hartmann und Markus Gneiting. „Albstadt lässt sich nicht unterkriegen“ – dafür steht das Motto des Festivals „gut trauf“. So manch einer wird „gut trauf“ sein, wenn er das Programmheft in der Hand hält. Das wird am Wochenende an möglichst alle Haushalte verteilt – und der Inhalt kann sich sehen lassen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass bis auf eine Veranstaltung alle kostenlos sind und es zudem kostenfreie Verpflegung gibt.
Kein Geld? Kein Problem
Mehrtägige Festivals sind eigentlich für Menschen mit Geld. Denkt man beispielsweise an das Stuttgarter Volksfest, dann wird das selbst ohne Festzelt ein teurer Spaß. Bei Musikfestivals ist man schnell mehrere Hundert Euro los, nur für die Tickets. Nun lässt sich das Albstädter Zeltfestival nicht ganz mit derartigen Festivals vergleichen, aber über zwei Wochen sind 40 Veranstaltungen geplant und im Zelt können je nach Bestuhlung bis zu 570 Menschen Platz nehmen. Bei gutem Wetter lassen sich die Zeltwände öffnen und damit ist dem Besucherstrom kaum Grenzen gesetzt.
„Es ist ein Festival für die gesamte Bevölkerung“, fasst es Jürgen Kohnert zusammen. Er ist Leiter des Kernteams, das das Festival organisiert. Rund 18 Menschen sind Teil dieses Teams, doch Helfer sind es deutlich mehr. Kohnert rechnet mit etwa 400 Personen – vom Tellerwäscher, Dekorateur, über Parkplatzeinweiser und Servicekräfte. „Ich denke, wir werden genügend Helfer finden.“ Kohnert und das Team sind froh, über jeden Freiwilligen. „Man kann sich bei uns die Aufgabe nach seinen Talenten heraussuchen“, fügt Tanja Daus hinzu. Zahlreiche Menschen seien schon auf sie zugekommen, weil sie helfen wollen und sich freuen, dieses Ereignis mitzugestalten. Dabei spielt die Religion keine Rolle.
„Uns ist der Gastgebergedanke ganz wichtig“, erklärt Kohnert. Das gilt bei den Helfern als auch den Gästen. Deswegen wird bei keiner Veranstaltung, bis auf den Auftritt von Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle, Eintritt verlangt. Das liegt nicht etwa daran, dass die Gruppe als einzige Gage verlangt – das tun sie alle, verrät Kohnert –, sondern daran, dass die Kirchengemeinden die Veranstaltung sonst nicht anbieten könnten. Während zahlreiche Vereine, die Stadt, die Landeskirche und Sponsoren finanziell und personell unterstützen, hoffen die Veranstalter auf Spenden aus der Bevölkerung, um wenigstens die Schwarze Null zu erreichen. Sollte dies nicht gelingen, wird das mögliche Minus auf die vier Kirchengemeinden verteilt.
Erstes Zeltfestival in Albstadt
Es ist daher ein Wagnis, ein solches Großereignis auf die Beine zu stellen und das in einer Zeit, in der die Kirche Mitglieder verliert, statt dazugewinnt. „Gut trauf“ dient daher selbstverständlich auch als Werbung für die umfassende und nicht wegzudenkende ehrenamtliche Arbeit, die von Kirchen- und Vereinsmitgliedern geleistet wird. Das Zeltfestival soll allerdings konfessionsunabhängig sein. Während jeden Sonntag Gottesdienste am Lerchenfeld gefeiert werden (in den teilnehmenden Kirchengemeinden werden sie dafür nicht stattfinden), gibt es zahlreiche Veranstaltungen, die nichts mit der Kirche zu tun haben.
Am Montagabend, 19. Juni, geht es beispielsweise um Rettungskräfte. „Was ist ein Menschenleben wert“, bei dieser Veranstaltung erklären erfahrene Kommentatoren jeden Schritt einer Rettungsaktion. Am Mittwoch, 21. Juni, wird Michael Stahl auf der Bühne stehen. Stahl ist ehemaliger Promi-Bodyguard, der aus seinem Leben als ehemaliges Mobbing-Opfer berichtet. Musikalisch wird es unter anderem mit den Hanke Brothers, Bianca App und Manfred Wohlgenannt, Mike Müllerbauer und dem Meßstetter Tobias Conzelmann. Die Buchung der Künstler sei sehr unkompliziert gewesen. Keiner habe die Preise erhöht, vergleicht Kohnert die Anfragen vor etwa drei Jahren, als das Zeltfestival zum ersten Mal geplant wurde.
„Das ist Teamarbeit und wir freuen uns alle darauf“, fasst es Tanja Daus zusammen. „Das Festival soll begeistern und zeigen, wie wertvoll wir unterwegs sein können“, sagt sie über die teilnehmenden Kirchen und Vereine.
Das komplette Programm gibt es auch online
Das Zeltfestival „gut trauf“ findet von Sonntag, 18. Juni, bis Sonntag, 2. Juli, statt. Das gedruckte Programm wird an diesem Wochenende in den Albstädter Haushalten verteilt. Online gibt es zudem eine Übersicht. Am Montag, 26. Juni, gibt es beispielsweise eine offene Bühne. Jeder darf sein Können zeigen. Hier ist eine Anmeldung nötig. Interessenten und mögliche Helfer dürfen sich an Jürgen Kohnert unter (07432) 1 42 42 oder per E-Mail an [email protected] wenden.
www.gut-trauf.de