Wie lässt sich ein ansprechendes, vielfältiges Kunst- und Kulturprogramm gestalten? Diese Frage muss Martin Roscher jedes Jahr aufs Neue beantworten. Der Kulturamtsleiter der Stadt Albstadt erstellt jedes Jahr gemeinsam mit seinem Team das Kulturjournal. Das Nächste ist bereits in Planung.
„Wir sind dran, etwas Neues aufzustellen. Die Kulturkonzeption wird sich darauf auswirken“, gibt Roscher einen Ausblick. Denn die Kulturkonzeption der Stadt soll kein Papiertiger werden, das wird der Kulturamtsleiter nicht müde zu betonen. Er ist stolz auf das etwa 50 Seiten starke Konzept, das gemeinsam mit etwa 550 Bürgerinnen und Bürgern ein Jahr lang ausgearbeitet wurde. „Die Kulturkonzeption ist ein Novum in unserer Stadt.“

Austausch festigen

Einfluss hat das Konzept schon jetzt. Bei der Ausarbeitung blieb Roscher der Austausch zwischen Kulturschaffenden und den unterschiedlichsten -konsumenten in Erinnerung. „Diesen Austausch wollen wir verstetigen.“ Deswegen gab es dieses Jahr beispielsweise den ersten kulturellen Neujahrsempfang. Dort konnten sich Kunst- und Kulturschaffende aus Albstadt vernetzen (wir berichteten).
Roscher nennt eine weitere Essenz aus der Kulturkonzeption: „Die Menschen wünschen sich mehr Veranstaltungen draußen.“ Die Stadtfeste wieder aufleben zu lassen, sei beispielsweise ein großer Wunsch, nennt er ein Beispiel. Auch Open-Air-Konzerte wurden genannt. Mit dem Band-Sommer und der jungen Kulturwoche „#kulturundso“ komme das Kulturamt diesen Wünschen schon jetzt nach. „Wir schauen zusätzlich, dass wir die ein oder andere Kabarettveranstaltung weniger machen, diese stattdessen von einem Partner veranstaltet wird und wir dafür ein Konzert mit einer jungen Band planen“, ergänzt Roscher.

Neues und Kreatives seien in Albstadt immer gefragt

Neues und Kreatives seien bei der Erstellung eines Kulturjournals immer gefragt. Dabei gilt es, eine möglichst breite Masse anzusprechen. „Es war eine Erkenntnis der Konzeption, dass wir junge Jugendliche nur schwer erreichen. Da geht es uns wie anderen Städten auch.“ Ideen für exakt diese Zielgruppe sind gefragt. In Albstadt gibt es da beispielsweise den Band-Sommer und die junge Kulturwoche. Roscher mahnt, der kulturpolitische Auftrag darf dabei nicht vernachlässigt werden: „Es ist wichtig, dass wir Theater, auch Schultheater, anbieten.“
Um jüngere Menschen für Kunst und Kultur zu begeistern, nutze die Stadt Kooperationen, beispielsweise mit dem Kinder- und Jugendbüro. Das war auch schon an der Kulturkonzeption beteiligt. Die älteren Generationen sollen jedoch nicht außer Acht gelassen werden, fügt der Kulturamtsleiter hinzu. „Wir haben den Blick nach links und rechts, aber es ist eine Herausforderung, an der wir dranbleiben müssen.“
Schließlich sind es vor allem die Älteren, die die verschiedenen Abo-Modelle der Stadt nutzen. Damit bieten sie bei der Finanzierung weiterer Projekte Verlässlichkeit. „Unser Theater-Abo läuft beispielsweise sehr gut.“ Zwar merkt man den demografischen Wandel, die Zahlen sinken, aber dramatisch sei die Entwicklung in Albstadt noch nicht. Die jüngere Generation wolle sich oft nicht so lange binden, so Roschers Erfahrung. Das merken auch Vereine. Für diese Zielgruppe seien daher geballte Veranstaltungen wie eben die Literaturtage und die junge Kulturwoche wichtig. „Die Bindungswilligkeit der Menschen in unserer Gesellschaft gestaltet sich schwierig. Dadurch ist eine Eventisierung überall festzustellen.“
Gerade für derartige Events erhält das Kulturamt immer wieder Anfragen mit Ideen von Agenturen und jungen Leuten. Diese Form der Kooperation gelte es zu unterstützen, findet Roscher. Stichwort „Ermöglichungskultur“ – ebenfalls ein Ergebnis der Kulturkonzeption. „Deswegen wollen wir auch Kulturförderrichtlinien aufstellen.“ In Albstadt gibt es derartige Richtlinien schon für Sport-, soziale und musiktreibende Vereine, aber nicht für Einzelkünstler. „Diese Lücke müssen wir schließen.“

Wunsch nach Kunst und Kultur

Schließlich sie in Albstadt der Wunsch nach Kunst und Kultur da, nicht nur innerhalb des Kulturamts. „Wir haben in Albstadt ein breites Angebot. Das gilt es zu halten und zu pflegen.“ Als Beispiel nennt er die Museumspädagogik. Hierfür wurde eine neue Stelle geschaffen. „Der Ansatz ist, wie bekommen wir gerade junge Leute, die sonst nicht ins Museum gehen, ins Museum.“ Da benötige es dauerhaft eine Person, die entsprechende Angebote formuliert und beispielsweise an Schulen geht und informiert. Die Ausschreibung laufe bereits.
Was aber, wenn der Ort für die Kultur fehlt? Zwar gibt es in Albstadt zahlreiche Hallen, doch nicht jede ist geeignet. Mit der Hallenkonzeption war eigentlich ein umfangreicher Sanierungs- und Bauplan beschlossen, doch nun wird dieser erneut im Gemeinderat besprochen (wir berichteten). „Es kann nicht sein, dass Kultur keine Halle hat. Kultur braucht ein Zuhause.“ Das Kulturamt brauche Planungssicherheit. Maßgebend sei allerdings, was der Gemeinderat entscheidet, betont Roscher. „Stand heute gibt es für das kommende Kulturjournal diese Sicherheit.“

„Wir hoffen auch weiterhin eine lebendige Kulturszene erhalten zu können“

Diese Planungssicherheit wolle er auch seinen Kunden bieten. „Wir sind schließlich Dienstleister und gestalten unser Programm für die Kunden.“ Gelingen soll dies mit weiteren Maßnahmen aus der Kulturkonzeption. „Die wollen wir gemeinsam mit den Akteuren im Haupt- und Ehrenamt umsetzen.“ Hilfreich sei dabei auch die Zusammenarbeit mit allen Museen und der Bücherei. „Wir hoffen auch weiterhin eine lebendige Kulturszene erhalten und ausbauen zu können. Wir unterscheiden uns von anderen Städten, weil wir in Albstadt kulturelles Leben ermöglichen“, so Martins Roschers Pläne und Wünsche für die nächsten Jahre.