Ende Januar meldete die Polizei eine Verpuffung in einer Recyclingfirma in Ebingen. Durch die Verpuffung in einem Schredder gerieten Förderbänder in Brand. Es ist nicht der erste Einsatz bei Korn Recycling. Geschäftsführer Alexander Korn und Prokurist Wolfgang Kowalczyk setzen viel daran, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen.
Als Brandursache vermutet das Unternehmen einen Gasdruckbehälter, der als Teil des Recyclingmaterials untergejubelt wurde. „Wir hatten noch Glück im Unglück“, fasst der Geschäftsführer zusammen. „Durch Achtlosigkeit haben wir oft solche Situationen.“ Er ergänzt: „Teilweise werden uns Gegenstände gebracht, die nicht recycelt werden können, verboten sind und gefährlich.“ Auf den Korn-Containern sind daher Aufkleber mit Erklärungen, was hineingeworfen werden darf. „Abfall kommt in jeder Kette ganz am Ende.“ Da sei die Motivation teils nicht mehr so groß.
Derartige Störmaterialien sind auf die Menge betrachtet Einzelstücke. 100 000 Tonnen Müll werden Korn jährlich geliefert. Hauptsächlich werden Gewerbe- und Industrieabfälle recycelt, aber auch Baustellen- und Mischabfälle. „Also ganz klassisch vom Umbau, vom Abbruch, vom Neubau, Renovierung, gemischte Abfälle, kommunaler Sperrmüll.“ Nicht nur von Unternehmen, sondern auch von Privatpersonen. Von diesem Müll soll ein möglichst großer Anteil recycelt werden. Wenn da diese Störmaterialien nicht wären.

Sortieren mit Röntgentechnik

„Wir versuchen solche Gegenstände durch Technik schon im Inputstoffstrom festzustellen, um dann die Maschinerie zu stoppen und händisch danach zu suchen.“ Schon jetzt arbeitet das Albstädter Unternehmen mit Röntgentechnik. Doch diese muss weiterentwickelt werden. „Es gibt in diesem Bereich nichts Fertiges zu kaufen.“ Es sei jedoch unabdingbar, um nicht nur das Unternehmen, sondern vor allem die Mitarbeiter zu schützen, sagt Alexander Korn.
Oder auch die Einsatzkräfte, die im Brandfall gerufen werden. 2009 ist das ehemalige Firmengebäude von Samstag auf Sonntag nach einer Selbstentzündung im sogenannten Vormaterial komplett abgebrannt. Drei Feuerwehrleute verletzten sich bei der Löschung leicht. „Damals war die gesamte Branche viel weniger im Thema Brandschutz drin.“

2009 brannte das komplette Unternehmen ab

Durch den Brand und mit dem anschließenden Neubau setzte das Unternehmen bewusst den Fokus darauf. Gesetzliche Vorgaben ergänzten die Brandschutzmaßnahmen. „Vonseiten der Behörden wurde gefordert, viele kleine Brandabschnitte zu machen. Darüber sind wir heute sehr froh.“ So lassen sich im schlimmsten Fall ganze Bereiche abschotten, damit sich das Feuer nicht weiter ausbreitet.
Etwa 25 Millionen Euro Schaden war die Folge des Brands 2009. Die Produktionshalle war erst etwa ein Jahr vorher feierlich eingeweiht worden. So manch ein Unternehmen hätte dies in den Ruin gestürzt. Auch für Korn war es eine enorme finanzielle Belastung, doch wagten sie den Neubau. „Das wünsche ich nicht mal dem Erzfeind“, sagt der Geschäftsführer über den Brand. Seitdem investiert die Firma regelmäßig in die Brandfrüherkennung. Seit 2010 wurde diese beispielsweise schon komplett ausgebaut und erneuert. „Die Brandmeldeanlage ist so sensibel, die merkt es vor jedem Mitarbeiter.“ Korn ist froh über diese Investition. Hinzukommen Übungen mit dem Personal, was im Falle eines Brands zu beachten ist.
Als Beispiel nennt Alexander Korn Wühlmausgift, das Kunden auch schon beim Albstädter Unternehmen abgeliefert haben. „Wenn man das mit Wasser löscht, macht man aus einem Feuer 1000 Feuer.“ Das liegt daran, dass das Gift auf Magnesiumbasis ist, erklärt Prokurist Wolfgang Kowalczyk. „Wenn Magnesium mit Feuchtigkeit in Berührung kommt, gibt es eine thermische Reaktion.“ Das weiß ein Laie meist nicht.

Korn Recycling setzt auf Prävention

Der Fokus liegt vor allem bei der Prävention. Als Eingangskontrolle gibt es die visuelle Überprüfung des Containerinhalts. Dann wird das Material abgekippt und mittels eines Baggers auseinandergezogen. Währenddessen hält eine Person mit einer Röntgenfluoreszenzpistole Ausschau nach Störstoffen. Im Labor werden indes Proben untersucht. Ein bis zwei Mitarbeiter kontrollieren den angelieferten Müll zudem am Band. „Es ist viel Erfahrung im Spiel“, so Korn. „Wir machen das seit 20 Jahren.“ So lasse sich schon vorab viele Störstoffe erkennen. Denn ein Akku in einem Müllsack ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. „Der kann aber zum Problem werden.“
Als Korn Recycling begonnen hatte, wurde das angelieferte Material angeliefert, direkt in die Sortieranlage. „Heute haben wir mindestens vier Mitarbeiter zusätzlich mit der Sortierung beschäftigt, damit wir die größtmögliche Sicherheit haben, kein Störmaterial in die Anlage zu bekommen.“ Diese Mitarbeiter entdecken jeden Tag mehrfach Störstoffe, aber eben auch nicht alles, sagt der Geschäftsführer.
„Wir haben einen Mitarbeiter, der auch bei der Feuerwehr und ein Tüftler ist. Er hat eine bestehende Funkerkennung und eine Löschanlage kombiniert“, sagt Korn. Heute ist es ein Serienprodukt mit Einheitsbranderkennung über Funkendetektion bis hin zur sofortigen automatischen Löschung. „Wir sind wahnsinnig froh, dass wir das haben.“ Findet dies ein erhitztes Teil, wird die Anlage automatisch gestoppt und ablöscht.
Eine solche Erhitzung kann durch Störstoffe wie Gas- und Druckbehälter wie Spraydosen – ob vermeintlich leer oder nicht –, Chemikalien und Akkus entstehen. „Lithium-Ionen-Batterien sind brandgefährlich. Wenn man mit einem Hammer draufhaut, fängt er an zu brennen“, erklärt Kowalczyk. Akkus seien teils „neue“ Abfälle, die man vor einigen Jahren in der Masse nicht hatte. Das gelte auch für E-Bike-Akkus, so der Prokurist. Rutscht dieser in den Schredder, reagiert er wie ein Akku, der mit einem Hammer malträtiert wurde. „Die Politik ist hier gefordert, ein Rücknahmesystem zu entwickeln.“ So könne auch der Rohstoff Lithium wiederverwertet werden, sagt Kowalcyk. „Und für uns wäre die Brandgefahr geringer.“ Eine Gefahr, die meist durch Unwissenheit entstehe.

Unwissenheit als Ursache

Dieser Unwissenheit versucht das Unternehmen mit seinen Außendienstmitarbeitern entgegenzuwirken, die die Kunden dementsprechend beraten. „Das Gleiche macht der Landkreis mit dem Sperrmüll und der Schadstoffsammlung“, sagt Wolfgang Kowalczyk. Deswegen bevorzugt das Unternehmen die transparente Form der Kommunikation – auch in Sachen Brände. „Nur durch diese Transparenz und die Bewusstseinsschärfung der Bevölkerung können wir eine Sensibilisierung erreichen. Wir hoffen damit, dass uns so weniger gefährliche Abfälle achtlos untergejubelt werden.“ Korn ist überzeugt: „Mehr, wie wir in der Früherkennung, in der Ablöschung, in der Schulung der Mitarbeiter und in der Investition in Gerätschaften tun, kann man glaube ich, nicht machen.“
„Wir sind ständig in der Entwicklung“, ergänzt Korn. So wird derzeit entwickelt, wie sich die Sortierung am Band mit einer Röntgenquelle verbessert werden kann. „Wir sind sehr daran interessiert, wenn es etwas Neues in der Funkenfrüherkennung gibt.“

Brand im Januar: „Wir hatten Glück im Unglück“

Es war Freitag, 20. Januar, als die Spätschicht gerade ihre Schicht begonnen hatte. „Auf einmal hat es extrem geknallt. Es gab eine richtige Explosion“, sagt Geschäftsführer Alexander Korn. Die eingebaute Brandlöschanlage reagierte sofort. „Wir haben viele Mitarbeiter, die in der Freiwilligen Feuerwehr sind. Sie waren mit unserem eigenen Löschfahrzeug vor Ort.“ Die eingebaute Löschanlage habe bereits 90 Prozent des Feuers gelöscht, schätzt Korn. Die Korn-Mitarbeiter haben dann noch aufflackernde Abfälle, die durch die Verpuffung in den Raum geschleudert worden sind, gelöscht.
In solchen Fällen wird immer automatisch die Feuerwehr gerufen. „Wir haben sie in kompletter Stärke anfahren lassen, um Sicherheit zu haben.“ So konnte mit einer Drehleiter außen an die Bänder gefahren werden, um sicherzustellen, dass es keinen Schwelbrand oder Glutnester gibt. Schließlich war der Raum stark verraucht.
Als Brandursache vermutet das Unternehmen einen Gasdruckbehälter, der ihnen als Teil des Recyclingmaterials untergejubelt wurde. „Wir hatten noch Glück im Unglück“, fasst der Geschäftsführer zusammen. Bis Montagfrüh war durchgängig jemand vor Ort, um nach möglichen übersehenen Glutnestern zu sehen und für die Instandsetzung.