Banane, Mango, Schokolade: Auf den ersten Blick wirkt die Auswahl bei „By Rino“ wie die jeder anderen Eisdiele. Doch schaut man genauer hin, fällt es auf: das hellbraune, cremig aussehende Eis mit dem Schildchen „Grillen“, illustriert mit einem grünen Insekt. Seit zwei Wochen bietet die Eisdiele in der Ebinger Innenstadt die außergewöhnliche Sorte an. Hauptbestandteil: Mehl aus Grillen.
„Aus deutschen Grillen“, präzisiert Inhaber und Eiskonditor Gianfranco Gianuzzi, der hinter der Theke steht. Dem 27-Jährigen ist es wichtig, dass die Tiere nicht aus Asien stammen. Er bekommt sie von der Firma „Six feat to eat“ aus Schnüpflingen bei Ulm. Neben den Hausgrillen (auch Heimchen genannt) im Eis enthalten: Vanillegeschmack, Milch und Sahne. „Ich habe rumprobiert, bis ich die perfekte Balance gefunden habe“, sagt Gianuzzi.
Leute sind neugierig und probieren
Die Idee, Grilleneis anzubieten, sei schon vor einem Jahr entstanden. Als klar war, dass die Zutat in der EU legal werden könnte, habe er gemeinsam mit dem Betreiber der „By Rino“-Eisdiele in Rottenburg mit der Planung begonnen. Dort gibt es das Eis schon etwas länger als in Albstadt. „Wir wollten ein bisschen provozieren, damit die Leute uns kennenlernen. Das ist auch Marketing“, erklärt der 27-Jährige die Beweggründe.
Der Plan scheint aufzugehen: Jeden zweiten Tag muss Gianuzzi den Behälter mit dem Grilleneis auffüllen. „Die Leute kaufen es. Junge, Alte, Kinder.“ Vielen erkläre er erst einmal, was im Eis enthalten ist oder lasse sie vorab einen kleinen Löffel probieren. Aber dann seien die meisten überzeugt.
„Schmeckt gut“, sagt auch Kunde Jonas Bielecke aus Zillhausen, der die Sorte aus Neugier gerade das erste Mal getestet hat. Der Geschmack erinnere ihn ein bisschen an Kaffee oder Nüsse. „Ich würde es nochmal kaufen.“
Negative Kommentare auf Facebook
Auf weniger Begeisterung stößt die Idee in den sozialen Medien wie Facebook und Instagram. Neben positiven Kommentaren gibt es auch einige negative: „Bald gibt es auch Ameisensaft“, schreibt ein Nutzer, andere kommentieren „Pfui“ oder „Niemals“.
Die Eisdiele hat mit einem Beitrag auf Facebook reagiert, darin heißt es unter anderem: „Wir können verstehen, dass der Gedanke an Insekten im Eis für manche ungewöhnlich oder sogar unappetitlich sein mag.“ Die Zutaten seien aber hochwertig und reich an Protein und Nährstoffen. Und: „Wir glauben, dass wir mit unserem Grilleis eine nachhaltige und gesunde Alternative zu herkömmlichem Eis anbieten können.“
Das bekräftigt Gianuzzi auch, wenn man ihn persönlich auf die Kritik anspricht. 100 Gramm Eis enthielten ganze 66 Gramm Proteine. „Bei uns gibt es nur die höchste Qualität“, fügt er hinzu. Von den Facebook-Kommentatoren lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich produziere Eis aus Leidenschaft. Egal, was die Leute sagen, ich musste das versuchen.“ Die „Hater“ seien sowieso nicht seine Kundinnen und Kunden.
Leberwursteis für Hunde im Angebot
Außergewöhnliche Kreationen kennen diese schon von Gianuzzi. Zu seinem Angebot zählt Leberwurst-Eis für Hunde oder „Paw-Patrol“-Eis für Kinder – dessen blaue Farbe entsteht nicht durch künstliche Zusätze, sondern durch Spirulina-Algen. Außerdem gibt es immer wieder Sonderaktionen: Walnuss-Apfel-Eis im Winter oder Quark-Holunder im Sommer.
Das Grilleneis jedenfalls wird erstmal im Sortiment bleiben, sagt der Inhaber. Den Platz in der Theke bekommt aber langfristig wieder eine andere Sorte. Das Insekten-Special wird dann wahrscheinlich im Kühlschrank gelagert. „Wenn jemand fragt, kann er es dann bekommen.“ Vielleicht wird der ein oder andere Kunde in nächster Zeit ja tatsächlich zum Fan.
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EU-weit erlaubt seit Ende Januar
Die Europäische Union hat zum 24. Januar ihre Lebensmittelverordnung erweitert. Neben Mehlwürmern und Heuschrecken dürfen jetzt auch Grillen und Getreideschimmelkäfer in Pulverform oder teils entfettet in Lebensmittel verarbeitet werden. Das muss im Zutatenverzeichnis gekennzeichnet werden. Dort steht dann etwa „getrocknete Larven/Pulver aus Larven von Acheta domesticus (Hausgrille)“. Die Zutat kann zum Beispiel in Backwaren, Teigwaren, Fleischersatzprodukten oder Suppen enthalten sein.