Das Stadtklima verändert die regionalen und lokalen Klimabedingungen, heißt es vonseiten des Umweltbundesamts. Im Vergleich mit dem Umland seien weitere Erwärmung, höhere Maximaltemperaturen und höhere Wärmespeicherung typisch. Das hat im Sommer wahrscheinlich schon jeder bemerkt, der aus dem Umland in den Stuttgarter Kessel reiste. Neben Lage und Bebauung ist ein großer Faktor für überhitzte Städte, Hochwasser und anderen Extremwetterereignissen der Klimawandel.
Lange Trockenperioden
Die Auswirkungen stellen Kommunen vor große Herausforderung. „Vor allem Parks und Gärten sind durch längere Trockenperioden und Schädlingsbefall bedroht“, teilt die Bundesregierung mit. Doch genau dieses Grün in den oft so betonlastigen Städten und Gemeinden hilft beim Kampf gegen den Klimawandel. Die Förster des Landes haben längst darauf reagiert und pflanzen vermehrt Baumarten, die beispielsweise mit Trockenheit besser klarkommen, damit die Wälder zukunftssicher sind. Um Kommunen die Möglichkeit zu schaffen, auch innerörtliche Grünanlagen klimaresilient gestalten zu können, hat die Regierung ein Bundesprogramm ins Leben gerufen. Im Oktober vergangenen Jahres erhielt Albstadt einen Zuwendungsbescheid aus diesem Programm.
Und der kann sich sehen lassen: Eine Million Euro erhält Albstadt für die Umgestaltung der Onstmettinger Parkanlage. Damit beläuft sich der Eigenanteil der Stadt auf nur noch rund 130 000 Euro. Nachdem der Technische- und Umweltausschuss bereits Mitte Februar über dieses Projekt getagt hatte und es einstimmig empfiehlt, trafen sich Ortschaftsrat und Gemeinderat, um darüber abzustimmen. Auch hier herrschte Einstimmigkeit.
„Die Renaturierung der Schmiecha und die Umgestaltung des Parks sind neben dem derzeit entstehenden Neubau von einem Wohn- und Geschäftshaus auf dem ehemaligen ‚A & E textil‘-Gelände sowie dem Neubau der Kindertagesstätte, der ganz in der Nähe entstehen soll, ein wichtiger Baustein für die innerörtliche, positive Entwicklung von Onstmettingen“, fasste es Onstmettingens Ortsvorsteher Jürgen Kurz zusammen. Das sei für den Stadtteil ähnlich wichtig, wie das am selben Abend verabschiedete Konzept für die Innenstadt Ebingen, so der Ortsvorsteher.
„Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“
Auch darin war sich der Gemeinderat bei dem zunächst rein formellen Beschluss einig und lobte das Engagement von Axel Mayer. Der Leiter des Stadtplanungsamts hatte im Frühjahr 2021 bereits das Potenzial dieses Projekts erkannt und es innerhalb kürzester Zeit beim Programm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung eingereicht. Mayer bewies Weitsicht, so Onstmettingerin und Stadträtin, Ulrike Münster (Freie Wähler).
Herzstück des Ortes
„Für Onstmettingen ist der Park schon immer ein Herzstück des Ortes, und wir alle freuen uns sehr, dass dies nun deutlich aufgewertet wird.“ Die Renaturierung der Schmiecha sei teils schon ansprechend umgesetzt und werde nun weiter vorangebracht. „Es wäre wünschenswert, das grüne Band entlang der Schmiecha bis Ebingen voranzutreiben – im Sinne der Anpassung an den Klimawandel und ganz besonders für die Lebens- und Aufenthaltsqualität aller Bürgerinnen und Bürger Albstadts.“ Das Projekt bildet den nördlichen Beginn für das grüne Band durch den gesamten Talgang und verbindet den Stadtteil Onstmettingen mit den Stadtteilen Tailfingen, Truchtelfingen bis nach Ebingen.
Die Wichtigkeit des grünen Bands sehen auch Susanne Feil von den Grünen und Lara Herter von der SPD. „Der Klimawandel macht vor Onstmettingen nicht Halt.“ Und auch nicht darüber hinaus, erklärt Herter. Die Stadt müsse in ihrer Gesamtstrategie das Thema Klimaanpassung miteinbeziehen und das bei sämtlichen Baumaßnahmen. „Wir müssen mit klimatischen Veränderungen leben müssen, ob es uns passt oder nicht.“ Die Bemühungen der Stadt dürfen sich daher nicht auf einzelne Projekte beschränken.
Der größte Park der Stadt
Onstmettingen ist mit seinen zirka 5100 Einwohner der drittgrößte Stadtteil von Albstadt. Die Parkanlage ist jedoch die größte der Stadt, die als reine Freifläche ohne sportliche Nutzung angelegt ist. In unmittelbarer Nähe entstehen aktuell ein Nahversorger (wir berichteten) und barrierefreie Wohnungen. Mittelfristig ist zudem der Neubau eines Kindergartens geplant. Angrenzend befinden sich Grundschule, sowie Festhalle und Sport- und Schwimmhalle.
Das Leit- und Impulsprojekt „Schmiecha – Grünes Band im Talgang“ stellt die Grundlage und Zielvorgabe für den Park in Onstmettingen dar. Dies entstammt den 2018 im Stadtentwicklungskonzept 2030+ festgehaltenen Zielen. Zur Anpassung an den Klimawandel werden Retentionsflächen geschaffen, die Wasserführung der Schmiecha angepasst und dadurch die Überflutungsvorsorge ausgebaut. Gleichzeitig dient dieses „blau-grüne Band“ dem Kaltluftabfluss und ist somit siedlungsklimatisch und lufthygienisch sehr relevant und kommt damit auch der Vorsorge von Risikogruppen zugute. Zusätzlich wird der Park mit seinem Baumbestand zu einem zentralen Aufenthalts-, Erholungs- und Spielbereich weiterentwickelt.
Im November vergangenen Jahres gab es dafür eine Bürgerinformationsveranstaltung und im Dezember wurden Kinder und Jugendliche in der Schillerschule miteinbezogen. Das beauftragte Büro „freiraumconcept“ erarbeitet aktuell aus den eingegangenen Ergebnissen die Vorentwurfsplanung.
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