Hartnäckig hält sich der Ruf, die CDU sei eine Altmänner-Partei. Dass sie konservativ ist, damit geht sie teils sogar hausieren, doch konservativ heißt nicht altbacken. Das betont Steffen Conzelmann. Seit etwa einem Monat ist er die neue Spitze des CDU-Stadtverbands Albstadt und hat viel vor mit seiner Partei und seiner Stadt.
In Kreisen der CDU, auch über die Stadtgrenzen hinaus, ist Conzelmann kein Unbekannter. Und das liegt nicht etwa am Namen, der in verschiedenen Schreibarten in der Region rege vertreten ist. Seit 2010 ist er im Kreisvorstand und seit 2013 war er stellvertretender Vorsitzender des Stadtverbands und hat dem bisherigen Vorsitzenden, Roland Tralmer, zugearbeitet. Da dieser ab Juni das Amt des Oberbürgermeisters übernimmt, wählte der Stadtverband eine neue Führungsriege.
Neben Steffen Conzelmann wurde auch Julia Alt von der Albstädter CDU gewählt. Sie übernimmt die Nachfolge Conzelmanns. Bettina Zundel, Olaf Baldauf, beide Stellvertreter, Schriftführerin Susanne Hannemann und Finanzreferent Jürgen Kurz wurden in ihren Ämtern bestätigt.
Junges Führungsduo
Es ist ein junges Führungsduo, in das die CDU ihr Vertrauen legt. Conzelmann ist 40 und Alt 25 Jahre alt. „Wir richten uns jetzt komplett neu aus und haben einige Ideen“, verrät Conzelmann. „Wir fangen bei null an.“ Ganz von null natürlich nicht, ergänzt der Tailfinger: Eine Neuausrichtung des Stadtverbands stütze sich auf die Arbeit der bisherigen Basis und der Erfahrung der älteren Mitglieder. Dass die „Älteren“ Vertrauen in den „Jungen“ setzen, zeigt das Wahlergebnis: 26 der 28 stimmberechtigten Mitglieder wählten Conzelmann als neuen Vorsitzenden.
Vor einer Woche fand die erste konstituierende Sitzung statt. Dabei ging es vor allem darum, wie die Albstädter CDU in Zukunft aussehen soll. „Wir sind in Albstadt schon immer sehr aktiv gewesen.“ Als Beispiel nennt er die Albwerkstatt, bei der die Bevölkerung eingeladen wurde, sich zu beteiligen. Dabei sollte es auch um die Ausrichtung der Parteiarbeit gehen. „Corona hat uns natürlich einen Strich durch die Rechnung gemacht und dadurch ist alles ein bisschen eingeschlafen“ – nicht nur in Sachen Albwerkstatt. Das sieht Conzelmann allerdings auch als Chance, zu überdenken, welche Angebote wiederbelebt werden sollen und wie und welche aufgegeben werden können.
Die Attraktivität der CDU halten und erhöhen
„Klar ist, dass wir die Bevölkerung mitnehmen wollen.“ Das soll mit Vor-Ort-Aktionen gelingen. Conzelmann kann sich Besuche von Firmen, Baustellen und Schulen vorstellen. „So kommen wir weiter ins Gespräch und erfahren, was die Bürger möchten.“ Er wolle die Attraktivität der CDU erhalten und erhöhen. Denn, gibt er offen zu: „Die Mitgliederneugewinnung wird auch als CDU immer schwieriger. Wir versuchen, uns zu halten.“
Vor allem bei jüngeren Generationen sei die Politikverdrossenheit zu spüren. Zudem gebe es einige, die das Vorurteil glauben, in der CDU seien nur alte Männer, sagt Conzelmann. Dem gegenüber stehen junge Menschen, die sich mit den Werten, für die die CDU sich einsetzt, identifizieren können. „Diese Menschen möchten mitgestalten.“
Steffen Conzelmann ist überzeugt davon, dass die Stadt- und Ortsverbände Politik den jungen Menschen wieder mit Themen näherbringen können. Denn nirgends sonst als in der Kommunalpolitik haben Bürger die Gestaltung einer Stadt in der Hand. „Eines dieser Themen wäre beispielsweise die Entwicklung der Innenstadt“, in allen Stadtteilen. Auch der ÖPNV ist ein solches Thema, das viele Jugendliche und junge Erwachsene beschäftigt, und wo sie sich eine Verbesserung wünschen.
Engagement in einer Partei ist das eine, Mitgliedschaft im Gemeinderat das andere. „Wenn wir junge Menschen auf unsere Liste setzen, werden diese nicht gewählt.“ Das liege unter anderem an der Altersstruktur der Wählerschaft, am Bekanntheitsgrad der zur Wahl Stehenden sowie an der Wahlbeteiligung, sagt Conzelmann. Auch er stand bereits zur Wahl. Zwar sei er mit seinem Ergebnis zufrieden gewesen, doch für den Gemeinderat hat es nicht gereicht.
Liste für die Kommunalwahl 2024
Trotzdem hofft er, für die Liste der kommenden Kommunalwahl 2024 auch wieder jüngere Kandidaten zu finden, um sich möglichst breit aufzustellen und weiterhin die größte Fraktion zu sein. „Ich denke aber, dass wir in Albstadt gut aufgestellt sind.“ Er selbst wolle sich für die Kommunalwahl im Juni ebenfalls aufstellen lassen. „Sonst hätte ich den Vorsitz nicht übernommen.“ Doch mit der Liste wolle sich der Stadtverband noch etwas Zeit lassen. Spätestens zum Jahreswechsel aber soll sie fertig sein.
Zur Person
Steffen Conzelmann lebt in Tailfingen mit seiner Frau und den zwei gemeinsamen Söhnen. Von Beruf ist er Installateur- und Heizungsbaumeister.
In die Politik zog es ihn, als das Tailfinger Freibad geschlossen werden sollte. „Da habe ich geholfen, Unterschriften zu sammeln und Demonstrationen zu organisieren.“ Da war er allerdings noch kein CDUler. „Ich bin der Meinung, dass junge Leute nicht sehr konservativ überlegen und handeln.“ Erst ab einem gewissen Alter, wenn man beispielsweise sesshafter wird, besinnt man sich auf die Werte der Eltern und Großeltern. „Ich habe viel von der Stadt genossen und wollte etwas zurückgeben.“ Mit der CDU hatte und hat er die meisten Schnittpunkte.