Die Wählerinnen und Wähler in Frankreich stehen am Sonntag vor einer wegweisenden Entscheidung: Macron oder Le Pen? Auch in Deutschland wird die Stichwahl bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich mit Spannung beobachtet. Marine Le Pen, die rechtspopulistische Kandidatin des Rassemblement National, tritt gegen den Amtsinhaber Emmanuel Macron an. Vier Tage vor der Wahl, am 20. April 2022, kam es zwischen den beiden Kandidaten zum Wortgefecht im französischen Fernsehen.
  • Wie verlief das TV-Duell?
  • Wer ging als Gewinner hervor?
  • Wie sind die Umfragen nach der Debatte?

Le Pen und Macron: Das war die Debatte im TV

Das TV-Duell zwischen Amtsinhaber Emmanuel Macron und seiner Herausforderin Marine Le Pen blieb überwiegend sachlich, auch wenn beide sich hart angingen. Insgesamt kamen acht Themen zur Sprache, unter anderem die Rolle Frankreichs in Europa, der Ukraine-Krieg sowie die in Frankreich besonders strittigen Themen der Rente und des Kopftuchs.

Le Pen vs. Macron: Wer ist der Gewinner?

Ersten Umfragen zufolge ging aus dem TV-Duell ein klarer Sieger hervor. Nach der mehr als zweieinhalbstündigen Debatte am Mittwochabend hielten zwei von drei Zuschauern den aktuellen Amtsinhaber, Präsident Emmanuel Macron, für den überzeugenderen Kandidaten.
Der Zuspruch der Zuschauer ist für Macron keine Selbstverständlichkeit. Oft schon wurde dem französischen Präsidenten vorgeworfen zu elitär zu wirken. Macron musste in der Debatte daher um jeden Preis vermeiden, arrogant zu wirken. Statt über Le Pens Antworten zu lachen, gab er sich ernst, mimte den nachdenklichen Zuhörer und gestand auch Unzulänglichkeiten in seiner Amtszeit ein.
Le Pen hingegen, musste sich seriöser und präsidialer zeigen. Bereits 2017 trat sie gegen Emmanuel Macron an – damals deutlich lautstarker und aggressiver. Statt ihm ins Wort zu fallen zeigte sich die Rechtspopulistin vor allem zu Beginn des Duells betont freundlich und strahlte in die Kameras.

Frankreich Wahl 2022: Das sagen die Prognosen

Bereits vor dem Duell zeigt der Blick auf die Umfragen, dass es für Macron knapp werden könnte. Macron konnte in der Debatte viele Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen. Dennoch dürfte es am Sonntag ein knappes Rennen werden, da die Wählerschaft gespalten ist. Viele Franzosen, besonders linke Wählerinnen und Wähler, wollen eigentlich keinem der beiden ihre Stimme geben. Sie wollen eine ganz andere Politik. Und um diese Wählergruppe buhlen beide Bewerber weiterhin.

Le Pen vs. Macron: Die Umfragen nach dem TV-Duell

Nach dem Wortgefecht, indem Emmanuel Macron klar als Sieger hervorging, deuten die Umfragen weiterhin auf ein knappes Rennen am Sonntag hin. Macron liegt nach Angaben mehrerer Meinungsforschungsinstitute mit seiner Partei La République en Marche unverändert bei rund 55,1 Prozent, Marine Le Pen mit ihrer Rassemblement National auf 44,9 Prozent. Näheres zu den aktuellen Umfragen gibt es auch hier.
Bei der Stichwahl am 24. April 2022 kämpfen beide um das französische Präsidentenamt. Was über die beiden bekannt ist und für was die beiden antreten, lest ihr im Folgenden:

Emmanuel Macron

Er startete bei der Wahl vor fünf Jahren als Außenseiter, heute gilt er als neuer Impulsgeber in Europa und im Ukraine-Krieg als einer der wichtigsten Vermittler auf dem Kontinent. Emmanuel Macron ist als Präsident voller Tatendrang bekannt geworden, wollte die Nato und die Europäische Union umkrempeln, eine Welle von Reformen über Frankreich rollen lassen und Schluss mit dem verkrusteten System der französischen Politik machen.
Bei weitem nicht alles ist dem ambitionierten Staatsmann in seiner Amtszeit als Frankreichs Präsident gelungen. Immer wieder stieß der Liberale mit seinen Vorhaben auf heftigen Widerstand. Wochenlang protestierten die Franzosen gegen Macrons letztlich gescheiterte Rentenpläne. Die „Gelbwesten“ demonstrierten in einem Rundumschlag schon bald gegen seinen Politikstil an sich. Die Wut mancher bekam Macron auch körperlich zu spüren. Er musste sich ohrfeigen und mit einem Ei bewerfen lassen.
Was ist aber über den Mann privat bekannt? Hier lest ihr noch mehr Infos über Macron:

Marine Le Pen

Marine Le Pen weiß sich zu wandeln. Zum dritten Mal nimmt die rechte Politikerin Anlauf auf Frankreichs höchstes Staatsamt - und es scheint, als werde sie von Wahlkampf zu Wahlkampf glatter. Auf der Suche nach neuen Wählern, die sie endlich in den Élyséepalast bringen könnten, versucht die gewiefte Polit-Veteranin, die radikal rechte Vergangenheit ihrer Partei weit hinter sich zu lassen. Mäßigung scheint das Motto der neuen Le Pen, die am 24. April erneut bei der entscheidenden zweiten Runde der Präsidentschaftswahl auf Emmanuel Macron trifft.
Die studierte Juristin übernahm 2011 die Partei Front National von ihrem Vater Jean-Marie und begann mit deren „Entteufelung“. Das alte rassistische Vokabular verbannte sie, den Vater ließ sie ausschließen, als der die Gaskammern der Nazis erneut als „Detail der Geschichte“ bezeichnet hatte. Mittlerweile gilt die in Rassemblement National umbenannte Partei bis in Teile des bürgerlich rechten Lagers hinein als wählbar - eine Errungenschaft, die viele Le Pen persönlich anrechnen.
Weitere Infos gibt es hier zu Marine Le Pen und ihrem Werdegang gibt es hier: