Am Donnerstag wurde Simon Gauzy erstmals Vater. Gerade mal zwei Tage war Timéo alt, als sein stolzer Papa in der Ratiopharm Arena mit den Tischtennisfreunden (TTF) Ochsenhausen den Deutschen Tischtennis-Pokal gewann.
Viel länger als Timéo, nämlich 5130 Tage, hatten die TTF auf einen Titel warten müssen. Seit dem letzten Pokaltriumph am 19. Dezember 2004 (3:2 gegen den TTV Gönnern) verloren die Oberschwaben in nationalen und internationalen Wettbewerben zehn Endspiele. Im elften Anlauf wurde dieser Final-Fluch besiegt. Mit 3:1 setzte sich das Team von Trainer Dmitrij Mazunov am Samstag im Endspiel gegen Werder Bremen durch. Zuvor hatte es im Halbfinale ein 3:0 gegen den TTC Zugbrücke Grenzau gegeben, Werder hatte sich gegen den ASV Grünwettersbach mit 3:1 fürs Finale qualifiziert.
Kein Wunder, dass nach der langen Entwöhnung der Jubel im ersten Moment etwas ungelenk wirkte. Doch bald nahm die Feier ausgelassene Züge an und kam nach der Heimkehr in Ochsenhausen erst richtig in Fahrt.
 Wie erwartet war das Final Four nach dem Viertelfinal-Aus von Dominator Borussia Düsseldorf, der den DTTB-Pokal zuletzt sechs Mal in Folge gewonnen hatte, eine spannende Sache. Die Weichen zum TTF-Sieg stellte der Hormon-getränkte Gauzy. Beim Gesamtstand von 1:1 musste der Franzose gegen Bremens Brasilianer Tsuboi ran. 1:4 lag Gauzy im entscheidenden fünften Satz zurück, als er in bedrängter Lage meterweit hinter dem Tisch mit einer beidhändiger Rückhand einen Schmetterball retournierte. Tsuboi war so verblüfft, dass er den Ball wie einen Fußball-Elfmeter verschoss. Gauzy dagegen war von dieser Aktion derart beflügelt, dass er neun weitere Punkte in Serie holte und den letzten Satz mit 11:4 gewann. Statt 1:2 stand es 2:1 für Ochsenhausen. Den Rest erledigte der an diesem Tag unbesiegte Weltranglisten-Sechste Hugo Calderano mit seinem 3:0-Erfolg gegen Bastian Steger. Diese beiden waren auch die erklärten Lieblinge der Ball- und Einlaufkinder des TTC Setzingen.
Coach Mazunov, der bei Ochsenhausens letztem Pokalsieg 2004 als Spieler dabei war und von 2014 bis 2016 beim SC Staig in der Oberliga aktiv war, wischte sich Tränen aus dem Auge. „Ich war in den letzten Tagen unfassbar nervös“, räumte er ein. Mit ein Grund mag auch der gewagte Einsatz der „Geheimwaffe“ Jang Woojin gewesen sein. Der Südkoreaner war erst an Silvester in Ochsenhausen eingetroffen und bestritt sein erstes Spiel in dieser Saison. Er war als Ersatz für Gauzy geplant, falls dessen Kind am Samstag zur Welt gekommen wäre. Doch nach den guten Trainingseindrücken nominierte ihn Mazunov. Im Halbfinale gegen Grenzau überzeugte der Weltranglisten-Elfte beim 3:0 gegen Anders Lind, so dass Mazunow den beherzt spielenden Asiaten im Team ließ.
Für TTF-Präsident Kristijan Pejinovic, der die Arbeit seines 2013 verstorbenen Vorgängers Rainer Ihle fortsetzt, war der Triumph nach der langen titellosen Zeit „ein Zeichen der Genugtuung. Unsere Sponsoren haben uns die Zeit gegeben, unseren Weg zu gehen.“ Der Titel soll Ansporn für mehr sein. „Ich hoffe, die Spieler haben nun Blut geleckt“, sagt Mazunov, dessen Team derzeit die Bundesliga-Tabelle anführt. Das Finale ist Ende Mai in Frankfurt. Wer weiß, vielleicht erlebt der dann fünf Monate alte Timéo Gauzy den zweiten Vereinstitel seines Vaters.

Fünfte Auflage so gut wie fix

4020 Zuschauer bedeuten einen neuen Tischtennis-Rekord in der Ratiopharm-Arena. Kein Wunder, dass Nico Stehle, der Geschäftsführer der veranstaltenden Tischtennis-Bundesliga, die fünfte Auflage in Neu-Ulm in einem Jahr schon nahezu fix gebucht hat: „Das Pokalfinale hat sich Jahr für Jahr gesteigert.  Wir haben hier eine Top-Atmosphäre und Weltklasse-Tischtennis erlebt und mit Ochsenhausen einen verdienten Sieger.“