Gegen den Ex-Verein zu spielen, ist immer etwas Besonderes. Besonders wichtig ist das heutige Bundesligaduell mit dem FC Augsburg für Markus Weinzierl, der dort von 2012 bis 2016 als Trainer erfolgreich war und das nun auch mit dem VfB gern wäre.
„Ich würde lügen, wenn ich keine spezielle Beziehung zum FCA hätte“, hat Weinzierl vor der Partie in der Stuttgarter Arena heute (15.30 Uhr/Sky) gesagt. Ein Vorteil für den Tabellenletzten? Weinzierl: „Ich denke, dass ich die Mannschaft sehr gut einschätzen kann, auch wenn es zweieinhalb Jahre her ist. Ich habe viele Spieler dort entwickelt. Sie haben auch neue geholt, aber die Grundprinzipien sind beibehalten worden. Sie werden mich und uns nicht überraschen.“ Der 43-Jährige ist nicht der einzige mit Augsburger Vergangenheit. Auch seine Assistenten Wolfgang Beller, Thomas Barth und Halil Altintop sowie Mittelfeldspieler Erik Thommy standen dort unter Vertrag. Die FCA-Profis Rani Khedira und Julian Schieber sind beim VfB ausgebildet.
Unmittelbar nach dem Zweitliga-Aufstieg mit Jahn Regensburg, seiner ersten Trainerstation, war Weinzerl nach Augsburg gewechselt und führte die Überraschungsmannschaft 2015 sogar in die Europa League. Ein Novum in der Vereinsgeschichte. Spätestens da hatte sich er für Höheres empfohlen. Just folgte er dem Lockruf des FC Schalke 04, machte sich damit jedoch in Augsburg keine Freunde.
Am Ende musste er sich von Manager Stefan Reuter sogar der Lüge bezichtigen lassen. „Er hat uns eben nicht  – wie er so häufig sagt – im Januar Bescheid gegeben, weil wir im März, April noch zusammensaßen und überlegt haben, unter welchen Voraussetzungen er bei uns bleibt. Da kann er noch 17 Mal ‚ehrlich‘ in einem Satz sagen, das stimmt einfach nicht“, beklagte Ex-Nationalspieler Reuter vor rund zwei Jahren. Da saß Markus Weinzierl bereits auf der Schalke-Bank.
Doch die sportlichen Ziele, den Einzug in den Europapokal, verfehlte er mit dem zehnten Tabellenplatz krachend. Konsequenz: Obwohl er noch einen Vertrag bis Juni 2019 besaß, wurde der Oberbayer aus Straubing entlassen. Die Trennung belastete das Verhältnis auch hier extrem. Erst jetzt im Juli, über ein Jahr nach der Beurlaubung, einigte sich Weinzierl mit Schalke: Der Arbeitsvertrag wurde aufgelöst. Der VfB hatte bereits einmal bei ihm angefragt. Weil nach dem Aus für Hannes Wolf aber kein schneller Einstieg möglich war, kam Anfang Februar Tayfun Korkut zum Zug – und setzte mit der Mannschaft zum unerwarteten Höhenflug an.

Gesichter der Krise

Erik Thommy blühte besonders auf. Als der gebürtige Ulmer in der Winterpause 2018 zum VfB kam, kannten ihn wenige. Auf mehr als zehn Bundesliga-Einsätze in Augsburg hatte es der offensive Mittelfeldspieler nicht gebracht. Korkut baute auf ihn. Mit zwei Toren und sechs Vorlagen hatte er maßgeblichen Anteil an der starken Rückrunde.
Der 24-Jährige gab unter anderem die Vorlage zu Mario Gomez’ 1:0-Siegtreffer in Augsburg, einem VfB-Angstgegner. Thommys Vertrag wurde vorzeitig bis 2022 verlängert. Doch inzwischen steht er, wie der in die Jahre gekommene Stürmerstar Gomez, 33, für die Krise beim VfB. Thommys anfänglicher Stammplatz unter Weinzierl ist passé.
Es wird spannend bei diesem Wiedersehen mit gemischten Gefühlen. Glückt der erste Heimsieg unter dem neuen Trainer nicht, kann es auch für ihn bald sehr schwierig werden beim VfB, wo er sich auch persönlich eine sportliche Trendwende versprochen hat. Noch bleibt dazu Zeit.

Bayerische Schwaben als Derby-Gäste

Schnelles Umschalten aus der Abwehr: Nach-Nachfolger Manuel Baum hat das Weinzierl-Konzept weiter verfeinert. Spielerisch läuft es durchaus für die bayerischen Schwaben. Allerdings müsste der FCA vor dem 13. Spieltag mehr als nur 13 Punkte geholt haben. Zu schludrig geht Baums Elf mit den Chancen um, so dass sie seit drei Partien sieglos ist. Sehr fraglich ist der Einsatz von Stürmerstar Alfred Finnbogason (Adduktorenprobleme).