Ein Schwarz-Weiß-Foto mit drei VfB-Vereinsfahnen beherrscht auch am Tag nach dem 2:1 (0:1) gegen Hertha BSC die Internetseite des Klubs. Unter dem Bild der Text: „Der VfB Stuttgart trauert um Herbert Gentner. Der Vater unseres Mannschaftskapitäns Christian Gentner ist unmittelbar nach dem Spiel im Stadion verstorben. Der VfB ist in diesen schweren Stunden mit seinen Gedanken ganz bei der Familie Gentner.“
Nicht nur Verantwortliche und Spieler des VfB bekunden öffentlich ihr Beileid. „Sehr, sehr traurig. Mein herzliches Beileid, Christian Gentner! Viel Kraft“, twitterte beispielsweise auch Nationalspieler Jérôme Boateng. Und Gentners Ex-Klub VfL Wolfsburg, der morgen Abend den VfB als Punktspielgegner empfängt, reagierte via Twitter auf das tragische Ereignis: „Wir trauern mit unserem ehemaligen Spieler Christian Gentner.“ Der 33-jährige VfB-Kapitän war noch in den Businessbereich der Haupttribüne geeilt, wo Rettungskräfte alles versuchten, um dessen 65 Jahre alten Vater nach dem Zusammenbruch wiederzubeleben.
Wertvoller Doppelpack
Das Sportliche, der im Abstiegskampf so wichtige Heimerfolg gegen den Tabellensechsten aus Berlin, rückte auf einen Schlag in den Hintergrund. Dabei hatte es allen Grund zum Jubeln gegeben. Zum ersten Mal in dieser Saison gelang es der Mannschaft, einen Rückstand zu drehen und als Sieger vom Platz zu gehen. Und das, weil Mario Gomez mit seinem Doppelpack den Unterschied machte: Nach zuvor 683 Minuten Torflaute, knipste der 33-jährige Stürmer in der 64. Minute zuerst aus vier Metern mit Rechts, dann in der 76. Minute per Kopf. Er selbst hatte den Angriff eingeleitet, von Gentner kam das entscheidende Zuspiel.
Für Gomez, der bisher lediglich drei Saisontreffer erzielt hatte, waren es die ersten Tore unter Trainer Markus Weinzierl. Nach Niederlagen für Nürnberg und die (auf den letzten Platz abgerutschten) Hannoveraner hat sich der VfB damit zwei Punkte Vorsprung zum Relegationsplatz 16 verschafft, auf den die ebenfalls siegreichen Düsseldorfer mit zwölf Zählern vorrückten.
Während die VfB-Profis angesichts des Trauerfalls keine Interviews gaben, trat zumindest der Trainer vor die Kameras. „Ich freue mich besonders für Mario und natürlich für die Mannschaft. In den letzten Wochen war ja immer wieder thematisiert worden, dass er zu wenig Tore macht. Und er hat ja auch Chancen liegenlassen. So läuft es eben für einen Stürmer mal“, so Weinzierl. „Aber wenn du diese Qualität hast, dann machst du irgendwann Tore.“ Das war nach einer schwachen ersten Halbzeit mit teilweise 70 Prozent Ballbesitz für die Hertha und die verdiente Führung durch Maximilian Mittelstädt (38.) nicht abzusehen gewesen. Während die Gäste den 21-jährigen gebürtigen Berliner, der später die Gelegenheit zum 2:0 vergab, für sein erstes Bundesliga-Tor feierten, wirkten die Stuttgarter ziemlich ratlos. Erst die Einwechslung des schnellen Anastasios Donis (56.) belebte das Offensivspiel.
Für Mario Gomez, der zuletzt am 6. Oktober getroffen hatte, waren es die Pflichtspieltore Nummer 99 und 100 im VfB-Trikot. Wie der Ex-Nationalspieler selbst darüber denkt? Auch er hat sich nach dem Spiel nicht geäußert. Aus Rücksicht und Mitgefühl für seinen langjährigen guten Freund Christian Gentner.
Einsatz des Kapitäns in Wolfsburg offen
Alle bis zum Spiel beim VfL Wolfsburg am morgigen Dienstag (20.30 Uhr/Sky) geplanten Medienaktivitäten hat der VfB gestern mit Blick auf den Tod von Christian Gentners Vater offiziell abgesagt. Das galt für den geplanten Besuch von Sportvorstand Michael Reschke gestern Abend in der SWR-Sendung „Sport im Dritten“ und schließt die routinemäßige Pressekonferenz mit Trainer Markus Weinzierl heute ein, wie ein Sprecher bestätigt hat. „Wir denken, dass wir mit der medialen Zurückhaltung angemessen auf dieses Ereignis reagieren.“ Ob Mannschaftskapitän Gentner in Wolfsburg spielt, sei noch nicht besprochen worden, heißt es aus Stuttgart. dpa