Die fünfte Niederlage nacheinander drohte. Doch der VfB hat sie gestern Abend in der Schlussoffensive gerade noch abgewendet. Enttäuscht waren die Stuttgarter nach den späten Toren von Emiliano Insua (75. Minute) und Daniel Didavi (83.) am Ende trotzdem. Florian Niederlechner, erst zehn Minuten zuvor eingewechselt, gelang noch der 2:2 (0:1)-Endstand in der vierten Minute der Nachspielzeit. Da war der VfB in Unterzahl, weil Mario Gomez mit Gelb-Rot vom Feld musste (89.). Sauer stürmte Markus Weinzierl nach Schlusspfiff zu Schiedsrichter Deniz Aytekin, weil er die beiden Gelben Karten gegen den eingewechselten Gomez innerhalb von nur vier Minuten für zu hart hielt. „Bei Elf gegen Elf hätten wir das Spiel gewonnen“, so die feste Überzeugung des Trainers.
Ein Erfolg gegen den SC Freiburg im Baden-Württemberg-Derby wäre nicht nur fürs angekratzte Selbstvertrauen extrem wichtig gewesen, sondern auch mit Blick auf die Tabelle. Der Rückstand auf die siegreichen Augsburger und zu Platz 15 ist nun schon auf drei Punkte angewachsen. Freiburg bleibt punktgleich mit Schalke und Düsseldorf (je 22) auf dem 13. Tabellenplatz.

Comeback von Pavard

Für Weinzierl, erst im Oktober als Nachfolger des gefeuerten Tayfun Korkut geholt, hätte es bei einer weiteren Pleite schnell ganz eng werden können. Ein Befreiungsschlag wäre auch für ihn persönlich wichtig gewesen. Nun bleibt Ernüchterung.  Auch am Sonntag beim starken Aufsteiger Fortuna Düsseldorf und danach im Heimspiel gegen RB Leipzig ist es extrem schwer, zum erhofften Sieg zu kommen. Zwar bleiben 14 Punktespiele, aber ohne „Dreier“ wachsen Nervosität, Unsicherheit und Unverständnis der Fans. Wie eine Woche zuvor beim 1:4 (1:1) in München fehlte Stürmer-Routinier Gomez in der Startelf. Wie gegen den FC Bayern wollte Weinzierl die extrem anfällige Defensive stabilisieren. Hier gab’s die einzige Änderung in der Aufstellung: Benjamin Pavard kam zum Comeback. Allerdings nicht als Innenverteidiger, sondern wie in Frankreichs Weltmeister-Mannschaft auf der rechten Abwehrseite. Er kam für Andreas Beck ins Team.
Gomez musste erneut den flinkeren Konterspielern Anastasios Donis und Nicolas Gonzalez den Vortritt lassen. Dabei ist der Sport-Club für den 33-Jährigen ein echter Lieblingsgegner: Nur gegen Leverkusen hat er genauso viele Bundesligatore geschossen wie gegen Freiburg – jeweils zwölf. Im Hinspiel (3:3) gelang dem Ex-Nationalstürmer sogar ein Doppelpack.

Rückstand nach vier Minuten

Die erste Offensivaktion gehörte vor 51 089 Zuschauern zwar den Gastgebern, trotzdem passierte, was sich der VfB diese Saison schon viel zu oft geleistet hat: ein früher Rückstand. Nach nur drei Minuten und 28 Sekunden zappelte die Kugel hinter Torwart Ron-Robert Zieler in den Maschen. Janik Haberer, Oberschwabe aus Wangen im Allgäu, hatte flach aus 18 Metern abgezogen. Während er seinen ersten Saisontreffer bejubelte, stand Weinzierl kopfschüttelnd in der Coaching-Zone und sah ebenfalls ungläubig, wie Lucas Höler beim schnellen Gegenzug nach 20 Spielminuten fast das 2:0 gelungen wäre. Auch 76 Prozent Ballbesitz der Stuttgarter änderten nichts am Pausen-Rückstand.
Zur zweiten Halbzeit kam Gomez für Donis, nach einer Stunde Daniel Didavi für Kapitän Christian Gentner. Trotzdem wurde kaum Druck aufgebaut, auch Gomez konnte sich wenig in Szene setzen. Die beste Chance hatte Gonzalez (57.), ehe Insua nach einer Unachtsamtkeit der SC-Abwehr fast aus dem Nichts traf und Didavi mit einem Linksschuss aus der Distanz nachlegte. Da schien der VfB dem fünften Saisonsieg ganz nah.

Freiburger Tor des Jahres

Der Kunstschuss von Fußball-Nationalspieler Nils Petersen ist von den Zuschauern der ARD-Sportschau zum „Tor des Jahres 2018“ gewählt worden. Auf den Treffer des 30-Jährigen vom Bundesligisten SC Freiburg am 27. Januar des vergangenen Jahres zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung bei Borussia Dortmund aus rund 40 Metern Distanz (Endstand: 2:2) entfielen 14,79 Prozent der Stimmen. Das historische „Tor des Monats“ von Blindenfußballer Serdal Celebi (FC St. Pauli) kam mit 11,46 Prozent auf Rang drei hinter einen Treffer von Luka Jovic von Pokalsieger Eintracht Frankfurt (11,5 Prozent).