Es war schon die neunte Niederlage im zwölften Spiel unter Trainer Markus Weinzierl. Trotzdem gab VfB-Sportvorstand Michael Reschke dem 44-Jährigen auch nach dem 1:4 (1:1) beim FC Bayern klare Rückendeckung: „Er ist sehr fokussiert und arbeitet ruhig. Er macht einen guten Job. Ich bin überzeugt, dass wir wieder in die Spur kommen.“
Schmunzeln verboten? Im Fall Tayfun Korkut bedeutete die von Reschke ähnlich formulierte Solidarität die Entlassung am nächsten Morgen. Weinzierl leitete auch das Montagstraining und sitzt natürlich beim Heimspiel gegen den SC Freiburg am Sonntag (18 Uhr) ebenfalls auf der Bank. Doch jetzt muss er liefern. Sollte sein Team das Baden-Wüttemberg-Duell verlieren, könnte es für Weinzierl schnell eng werden.
Dann spräche auch im folgenden Auswärtsspiel bei den erstarkten Düsseldorfern immer weniger für die Wende. Spannende Frage: Gelingt es, aus einer am Ende klar verlorenen Partie in München „das Positive“, wie Kapitän Christian Gentner es nannte, mitzunehmen? Laufbereitschaft, Mut, Spielfreude.
Das „Quäntchen Glück“ habe für einen „dreckigen Punkt“ gefehlt, bedauerte Torhüter Ron-Robert Zieler. „Auch wenn das Ergebnis zu hoch ausgefallen ist, war das ein gutes Spiel.“ Nach dem Ausgleich hatte Anastasios Donis seine zweite große Chance zur möglichen Führung vergeben. „In München bekommst du wenig Möglichkeiten. Da musst du effektiv sein, das waren wir nicht“, sagte Weinzierl trocken.
Anders als bei diversen anderen Auftritten hat die Mannschaft mit drei neuen Kräften aber demonstriert, dass sie nicht ganz so schwach ist, wie sie dasteht. Alexander Esswein auf der rechten Außenbahn und Steven Zuber links setzten erste Akzente. In der Innenverteidigung gelang Ozan Kabak eine auch für Weinzierl bemerkenswerte Premiere: „Er war ja erst drei, vier Tage da und hat ein gutes Spiel gemacht. Riesenkompliment!“ Auch wenn am Ende beide trafen: Der erst 18-jährige Türke gab sein Bestes gegen Stars wie Robert Lewandowski oder Leon Goretzka und zeigte auch in der Spieleröffnung ein gutes Auge für die Mitspieler.
Mario Gomez ist der Überzeugung: „Wenn wir so spielen wie in München, werden wir die nötigen Punkte holen.“ Der 33-Jährige Stürmer hatte alle Zeit, sich von außen ein Urteil zu bilden. Weinzierl verzichtete nicht nur zum ersten Mal in der Startelf auf den Ex-Nationalspieler, sondern ließ ihn gleich die kompletten 90 Minuten draußen. Er begründete das mit taktischen Erwägungen: „Wir wollten kompakt stehen und auf Konter spielen, deshalb habe ich Typen wie Donis und Nicolas Gonzalez in der Spitze gebraucht.“ Mario Gomez selbst überraschte nach der Partie bei seinem früheren Klub mit der Einsicht: „Ich kann Niklas Süle nicht mehr davonlaufen. Deswegen habe ich dem Trainer gesagt, er soll die anderen beiden spielen lassen.“
Dass Weinzierl auch vor Heimpublikum gegen den SC Freiburg auf den bisher erfolgreichsten Schützen (fünf Saisontore) verzichtet, ist schwer vorstellbar. Mit 14 Punkten und Platz 16 steht der VfB aber so schlecht da wie nie zu diesem Zeitpunkt in der Bundesliga. Da haben Selbsterkenntnis und ungewöhnliche Maßnahmen noch selten geschadet.
Am Ball bei einem Nationalspieler?
Amin Younes vom SSC Neapel, fünfmaliger deutscher Nationalspieler und Confed-Cup-Sieger 2017, steht offenbar vor dem Wechsel in die Bundesliga, möglicherweise zum VfB. „Es gibt Überlegungen, dass sich im Winter noch etwas tut“, sagte sein Berater Sahr Senesie, Halbbruder des früheren VfB-Profis Antonio Rüdiger. „Wir prüfen ein paar Optionen.“ Younes war erst im Sommer nach einigen Transferquerelen von Ajax Amsterdam nach Neapel gewechselt. Nach einem Achillessehnenriss kam der Mittelfeldmann zuletzt nur zu zwei Kurzeinsätzen.