Ein Kuss auf den Mund von Fußballerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem gewonnenen WM-Finale hat für Spaniens Verbandspräsident Luis Rubiales erhebliche Konsequenzen. Der Präsident des RFEF will aber nicht zurücktreten. Er rief den Zuhörern inmitten seiner Rede auf einer außerordentlichen Generalversammlung des Verbandes in Madrid gleich fünfmal nacheinander zu: "Ich werde nicht zurücktreten."

Rubiales will bis zum Ende kämpfen

Nachdem Rubiales die Nationalspielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem Endspiel gegen England unvermittelt auf den Mund geküsst hatte, verteidigte er sein Verhalten. Es sei "ein spontaner, gegenseitiger und einvernehmlicher Kuss" gewesen, sagte der Verbandschef. Rubiales bezeichnete zudem den Druck, der in dieser Woche auf ihn ausgeübt wurde, als einen Versuch, "mich öffentlich zu ermorden", er wolle bis zum Ende kämpfen.
Dafür bat Rubiales für seine Geste auf der Ehrentribüne, als er sich nur wenige Meter entfernt von Spaniens Königin Letizia jubelnd in den Schritt gegriffen hatte, um Entschuldigung. Dies sei "in einem Moment der Euphorie passiert. Ich war so emotional, dass ich die Kontrolle verloren habe und meine Hände dorthin genommen habe."

Rubiales' Entschuldigung "unzureichend"

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez verurteilte den Kuss auf den Mund als "inakzeptable Geste", und er bezeichnete Rubiales' Entschuldigung als unzureichend. In einer Video-Botschaft erklärte Rubiales, sein Kuss sei "ohne kranke Intention in einem Moment maximaler Überschwänglichkeit passiert".
Luis Rubiales feierte den Sieg der Spanierinnen bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen sehr überschwänglich. Das hat nun Konsequenzen.
Luis Rubiales feierte den Sieg der Spanierinnen bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen sehr überschwänglich. Das hat nun Konsequenzen.
© Foto: David Gray/afp

Disziplinaruntersuchung gegen Rubiales eingeleitet

Zusätzlich hat die FIFA eine Disziplinaruntersuchung gegen Rubiales eingeleitet. In einer Mitteilung betonte die FIFA am Donnerstag, dass sie bedingungslos die Würde aller Personen respektiert und daher jegliches abweichende Verhalten scharf verurteilt.
Rubiales hatte am Sonntag bei der Siegerehrung nach dem 1:0-Sieg gegen England unerwartet die spanische Nationalspielerin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst. Diese Aktion stieß auf heftige Kritik und erregte internationale Aufmerksamkeit. Laut den Informationen des Weltverbandes könnte dieser Vorfall gegen die Bestimmungen des FIFA-Disziplinarreglements verstoßen.

Spielerin Hermoso forderte Konsequenzen gegen Rubiales

Kurz vor der Mitteilung der FIFA forderten Jennifer Hermoso und die Spielerinnengewerkschaft Futpro gemeinsam Konsequenzen gegen Rubiales. In ihrer gemeinsamen Stellungnahme appellierte sie an den spanischen Verband, "die notwendigen Protokolle zu erstellen, die Rechte unserer Spielerinnen zu schützen und beispielhafte Maßnahmen zu ergreifen".
Jennifer Hermoso geht gegen das Verhalten von Luis Rubiales vor.
Jennifer Hermoso geht gegen das Verhalten von Luis Rubiales vor.
© Foto: Isabel Infantes/dpa

Rubiales hat Hermosos "besonderen Moment beschmutzt“

Die Gewerkschaft, die Hermosos Interessen in dieser Angelegenheit vertritt, lehne "jede Haltung oder jedes Verhalten ab, das die Rechte von Fußballerinnen verletzt", hieß es. Futpro setze sich dafür ein, dass solche Handlungen "niemals ungestraft bleiben, dass sie sanktioniert werden und dass die geeigneten Maßnahmen ergriffen werden, um Fußballerinnen vor Handlungen zu schützen, die wir für inakzeptabel halten".
Auch die internationale Spielergewerkschaft FIFPro übte Kritik. Rubiales, der als Vizepräsident im UEFA-Exekutivkomitee sitzt, habe den "besonderen Moment" für Hermoso "beschmutzt", hieß es. Körperliche Annäherungen ohne Zustimmung seien "in keinem Zusammenhang angemessen oder akzeptabel, insbesondere dann nicht, wenn sie von einer Person, die an ihrem Arbeitsplatz eine Machtposition innehat, in eine verletzliche Lage gebracht werden".