Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft wurde schon viel darüber diskutiert. Seitdem die WM in Katar aber voll im Gange ist, wird noch mehr darüber gesprochen: Die Menschenrechtslage beim Gastgeber. Zentrales Thema ist dabei der Umgang mit Homosexualität in Katar. Das Tragen von Regenbogen-Artikeln und auch die One-Love-Binde einiger europäischer Verbände wird von der FIFA unterbunden bzw. immer wieder werden Fans daran gehindert, die Stadien mit solchen Artikeln zu betreten. Dabei hatte Katar vor der WM versichert, Regenbogenfahnen und Ähnliches wären in den Stadien erlaubt.
In Katar steht Homosexualität unter Strafe. Was das konkret bedeutet, erfahrt ihr hier.

Homophobie in Katar: Gefängnis für Schwule, Lesben, Bisexuelle & Co.

In Katar ist Homosexualität illegal. Die Strafen für Personen, die bei „homosexuellen Aktivitäten“ erwischt werden, können variieren. Laut „Equality Index“ werden nicht-Muslime in Katar mit einer Gefängnisstrafe von bis zu sieben Jahren bestraft, Muslime können aber sogar gesteinigt werden bzw. eine Todesstrafe bekommen. Zudem gibt es eine strenge Zensur was LGBT-Inhalte betrifft. Wer öffentlich über Homosexualität spricht, kann ebenfalls mit einer Gefängnisstrafe bestraft werden.
Laut „Equality Index“ – eine Plattform, die unterschiedliche Länder auf einer Skala von 1 bis 100 nach Gleichberechtigung einordnet – gehört Katar damit zu den restriktivsten Ländern der Welt. Katar hat im Index die Nummer 13. Noch weniger Rechte haben demnach Homosexuelle in Ländern wie Ägypten, Nigeria oder Afghanistan. Deutschland liegt mit 84 Punkten in den Top 10 der LGBT-freundlichsten Länder der Welt.

Vor der WM: Verhaftungen und Angriffe auf Homosexuelle

Vor der Weltmeisterschaft hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch von mehreren Fällen von Angriffen auf LGBT-Personen in Katar berichtet. Eine offizielle Sicherheitsbehörde, die dem katarischen Innenministerium unterliegt, hat demnach zwischen 2019 und September 2022 mindestens elf Personen verhaftet, geschlagen, sexuell belästigt und/oder einer „Reparativtherapie“ unterzogen. HRW habe mit sechs Personen gesprochen, darunter eine Bisexuelle, ein Schwuler und vier Trans-Frauen.

LGBT-Fans in Katar: Human Rights Watch warnt vor Reisen zur WM 2022

Human Rights Watch hat vor der WM homosexuelle Personen vor einer Reise zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar gewarnt. Es bestehe "ein großes Risiko", dass das Zeigen von gleichgeschlechtlicher Liebe "geahndet wird", sagte Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch Deutschland bei Sky: "Egal welche Zusicherungen es gibt. Katar ist kein Rechtsstaat. Da kann man nichts einklagen."
Premierminister Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani hatte gegenüber der deutschen Innenministerin Nancy Faeser zuletzt eine "Sicherheitsgarantie" für Personen der LGBT-Community ausgesprochen. Er würde allen Homosexuellen dennoch raten, "sehr vorsichtig" zu sein, so Michalsky: "Nicht nur öffentlich und auf der Straße, sondern auch was online betrifft. Die katarische Regierung liest bei WhatsApp mit, wenn sie möchte."
Es solle dabei auch keiner auf den Schutz des Weltverbandes FIFA oder heimischer Politiker hoffen. "Da ist eine Feigheit zu sehen", führte der Direktor von Human Rights Watch aus: "Da kann man sich als Fußballfan nicht drauf verlassen, dass man geschützt wird, wenn man dort in Gefahr kommt." Mögliche Maßnahmen Katars seien "hart" und würden von Stockhieben bis hin zu Gefängnisstrafen reichen.
Er erkenne in Katar "ein absolutes Versagen der FIFA", betonte Michalsky. Der Weltverband müsse eigentlich "an die Öffentlichkeit gehen, sich distanzieren und Druck machen". Doch das sei bislang nicht in ausreichendem Maße geschehen. Der offizielle WM-Botschafter Khalid Salman hatte Homosexualität jüngst gar als "geistigen Schaden" bezeichnet.