Bei einem Absturz eines Privatflugzeugs nordwestlich von Moskau soll nach russischen Behördenangaben auch der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, ums Leben gekommen sein. Prigoschins Name stehe auf der Passagierliste, teilte die Luftfahrtbehörde Rosawiazija am Mittwoch (23. August) mit, wie russischen Agenturen meldeten.
Insgesamt sollen zehn Menschen bei dem Absturz getötet worden sein. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der russischen Agentur Tass zwischen Moskau und St. Petersburg.
Die Maschine vom Typ Embraer Legacy sollte nach St. Peterburg fliegen, wo Prigoschins Firmen ihren Sitz haben. Sie stürzte demnach im Gebiet Twer bei dem Ort Kuschenkino mehr als 200 Kilometer von Moskau entfernt ab.

Telegram-Kanal behauptet: Flugzeug wurde abgeschossen

Nach dem Absturz hat Prigoschins Internetmedium die Version eines gezielten Abschusses verbreitet. Die Maschine sei von der Flugabwehr abgeschossen worden, hieß es auf dem Telegram-Kanal Grey Zone. Priogoschin nutzte ihn üblicherweise, um seine Videos zu verbreiten. Überprüfbar war die Behauptung eines Abschusses nicht.
Grey Zone schrieb, es seien zwei Flugzeuge der Privatarmee Wagner in der Luft gewesen. Das zweite habe auf dem Flug nach St. Petersburg kehrt gemacht und sei im Flughafen Ostafjewo südlich von Moskau gelandet. Grey Zone zog die Behördenversion in Zweifel, wonach Prigoschin auf der Passagierliste der ersten Maschine gestanden habe und getötet worden sei. „Wo Jewgeni Prigoschin letztlich war, dazu gibt es im Moment keine genauen Informationen“, hieß es.
Nach Angaben des Weißen Hauses wurde US-Präsident Joe Biden über den Flugzeugabsturz in Russland informiert. Näher äußerte sich die US-Regierungszentrale dazu nicht.

Prigoschin hatte der Militärführung Unfähigkeit und Korruption vorgeworfen

Prigoschin (62) hatte auf den Tag genau vor zwei Monaten mit seiner Privatarmee Wagner gegen die russische Führung gemeutert, wobei die Hintergründe dieser Ereignisse bis heute unklar sind. Präsident Wladimir Putin nannte ihn einen Verräter. Die Meuterei endete damit, dass Prigoschin und Tausende seiner Bewaffneten nach Belarus gehen konnten.
Die von ihm aufgebaute Söldnertruppe hatte für Russland erst inoffizielle Spezialaufträge in Syrien, später auch in mehreren Staaten Afrikas erfüllt. Im Angriffskrieg auf die Ukraine warb Prigoschin Häftlinge aus russischen Gefängnissen an. Die Truppe erlitt schwere Verluste in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut. Priogoschin warf der regulären Militärführung Unfähigkeit und Korruption vor.
Prigoschin hatte selbst im Gefängnis gesessen und später Karriere als Hoflieferant für den Kreml gemacht, daher rührt sein Beiname „Putins Koch“. Er soll auch der Geschäftsmann hinter den Trollfabriken in St. Petersburg gewesen sein, die über soziale Netzwerke Einfluss auf westliche Länder zu nehmen versuchten.