Am Dienstag, 15.12.2020 ab 11.30 Uhr informierte der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei einer Live-Pressekonferenz über den aktuellen Stand bei Corona-Impfungen. Auch RKI-Chef Lothar Wieler sprach über die aktuelle Lage und mahnt vor Kontakten - speziell an den Feiertagen zu Weihnachten.
Startet die Corona-Impfung in Deutschland am 23.12.2020?
„Jeden Tag, den wir früher einen Impfstoff haben, hilft Leid und Tod zu verhindern“ betonte Spahn. „Unser Ziel ist, dass es noch vor Weihnachten eine Zulassung gibt und dass wir dann auch noch in diesem Jahr beginnen können zu impfen, auch hier in Deutschland.“ Entscheiden müsse am Ende die Europäische Arzneimittel-Agentur (Ema). Das Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer hatten bei der Ema die Zulassung des Corona-Impfstoffs beantragt. Spätestens am 29. Dezember soll das Gutachten des Expertenausschusses vorliegen.
Dass in den USA, in Kanada und in Großbritannien schon mit dem in Deutschland entwickelten Impfstoff geimpft werden darf, hierzulande aber noch nicht, stößt auf Kritik. „Es kann nicht sein, dass ein in Deutschland entwickelter Impfstoff erst im Januar zugelassen und verimpft werden kann“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP im Bundestag, Christine Aschenberg-Dugnus.
EMA hat Entscheidung über Zulassung angekündigt
Der Corona-Impfstoff der Unternehmen Biontech und Pfizer könnte bereits vor Weihnachten auch in der EU zugelassen werden. Ein Datum für die Entscheidung steht jetzt fest.
Wann wird in Deutschland gegen Corona geimpft?
Spahn geht davon aus, dass bis Ende Sommer 2021 rund 60 Prozent der Bürger in Deutschland gegen das Coronavirus geimpft sein könnten. Er betont, dass es beim Thema Impfstoff um eine einheitliche europäische Lösung geht und nicht um eine nationale.
Stand heute könne im Sommer mit einer solch großen Zahl an Impfdosen gerechnet werden, dass dann weite Teile der Bevölkerung geimpft werden könnten, sagte der CDU-Politiker am Montagabend im ZDF-„heute-journal“ auf die Frage, wann 60 Prozent der Bevölkerung geimpft sein könnten. Laut Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Durchimpfungsrate von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung für eine wirkungsvolle Bekämpfung der Pandemie nötig.
Impfung gegen Coronavirus in Pflegeheimen möglicherweise vor Weihnachten
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) forderte eine Notfallzulassung. „Ich frage mich, ob wir wirklich bis zum 29. Dezember brauchen, um in Europa eine Zulassung des Impfstoffs zu erreichen. Europa sollte auch versuchen, schon vorher eine Notfallzulassung zu schaffen“, sagte DKG-Präsident Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Dienstag). „Dann könnten wir noch vor Weihnachten mit mobilen Teams in die Pflegeheime gehen und die Bewohner dort impfen.“
Spahn und Wieler klar für ordentliche und gegen Notfallzulassung
Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, sprechen sich nochmals klar gegen eine Notfallzulassung des Corona-Impfstoffs in Deutschland und für eine ordentliche Zulassung aus.
Man habe sich von Anfang an für eine ordentliche Zulassung auf europäischer Ebene entschieden, bekräftigte der CDU-Politiker bereits im ZDF. „Das ist wichtig fürs Vertrauen aus meiner Sicht.“ Er wundere sich über manche auch sehr nationale Töne dieser Tage - man habe sich ja bewusst für einen gemeinsamen europäischen Weg entschieden. „Aber ja, sie (die Impfung) sollte zügig kommen.“
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass auch hierzulande eine Notzulassung rechtlich möglich sei. Sie sei aber „nicht vorbereitet worden, weil man mit der Verzögerung der Zulassung auf europäischer Ebene einfach nicht rechnen konnte“. Für eine Notzulassung in Deutschland sei es nun zu spät, fügte Lauterbach hinzu. Diese würde jetzt länger dauern als das Ende der Zulassung auf EU-Ebene abzuwarten.
Wie viele Impfdosen gegen Coron gibt es für Deutschland?
Nach Angaben von Spahn ist für das erste Quartal mit 12 bis 13 Millionen Impfdosen zu rechnen. Wenn es eine zusätzliche Zulassung von Astra Zeneca oder Johnson&Johnson in diesem ersten Quartal gäbe, „hätten wir auch zusätzliche Impfdosen verfügbar“, fühte er hinzu. „Das ist durchaus realistisch, aber eben auch noch nicht sicher.“
Er könne jedenfalls versichern, dass Deutschland durch die Notfallzulassung des Impfstoffes in den USA keine Nachteile haben werde. „Wir haben Verträge als Europäische Union, Großbritannien hat Verträge, die Vereinigten Staaten haben Verträge - und jeder hat sich eben fürs erste Quartal in diesen Verträgen auch entsprechende Mengen gesichert.“ Von den EU-Verträgen werde nichts weggenommen oder früher woanders hin ausgeliefert, „das ist nicht der Fall“.
Warum müssen Friseure und Schulen schließen?
Bei der Schließung von Einrichtungen wie Friseuren oder Schulen und Kitas geht es auch immer darum, welche Rolle das Risiko einer Infektion spielt. „In Schulen und Kitas beispielsweise ist das Infektionsrisiko zwar geringer, aber nicht gleich null.“ betonte Spahn. Deshalb müssen Kitas und Schulen zwar so lange wie möglich auf bleiben, aber die aktuelle Lage lässt das nicht mehr zu.
Corona und Weihnachten - so verbringen Spahn und Wiler den Heiligabend
RKI-Chef Wieler wird mit seiner Frau und deren beiden Töchtern, die sich bereits in Vorquarantäne befinden, den Heiligabend verbringen. Eventuell werden sie die Schwiegereltern - die ebenfalls sehr vorsichtig leben - treffen. Spahn wird das erste Mal am 24.12. mit seinem Mann alleine sein und das Weihnachtsfest feiern. Wenn es möglich sein wird, wollen die beiden eine Christmette besuchen.
Was genau ist nach der Corona-Ausgangsbeschränkung in BW erlaubt?
Darf ich Spazieren gehen oder nach 20 Uhr nach hause fahren? Darf ich mit dem Hund Gassi gehen oder meine Freundin oder meinen Freund besuchen? Fragen und Antworten zu den Ausgangsbeschränkungen und Corona-Regeln in Baden-Württemberg.
Aktuell meldet RKI weiter hohe Corona-Zahlen in Deutschland
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist weiter auf hohem Niveau. Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 14.432 neue Fälle und 500 Todesfälle binnen eines Tages übermittelt, wie das RKI am Dienstagmorgen bekanntgab. Am Dienstag der Vorwoche waren 14.054 Neuinfektionen und 423 Todesfälle gemeldet worden. Die Höchststände von 29.875 gemeldeten Fällen und 598 Toten waren am Freitag erreicht worden. Die 500 Todesfälle vom Dienstag bedeuten den dritthöchsten Wert seit Beginn der Pandemie.
Angesichts der stark gestiegenen Infektions- und Todeszahlen wird das öffentliche und private Leben von Mittwoch an bundesweit drastisch heruntergefahren. Geschäfte - außer die für den täglichen Bedarf - müssen schließen, Schulen sollen für den Präsenzunterricht geschlossen werden. Private Treffen bleiben auf den eigenen und einen weiteren Haushalt, in jedem Fall aber auf maximal fünf Personen beschränkt - Kinder bis 14 Jahre sind ausgenommen. Nur über Weihnachten vom 24. bis 26. Dezember gibt es Lockerungen. Die Einschnitte des umfassenden Lockdowns gelten vorerst bis 10. Januar.