Einen Tag nach dem Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen ist nach Polizeiangaben eine weitere Leiche geborgen worden. Die Zahl der Toten erhöhte sich damit am Samstag auf fünf. Die Bergung der Toten war äußerst schwierig, weil zunächst einer der umgestürzten und verkeilten Waggons hatte angehoben werden müssen. Erste Versuche, die Waggons anzuheben, waren gescheitert. Bei dem Unfall am Freitag wurden den Angaben nach mehr als 40 Menschen verletzt, drei von ihnen schwer. Die Polizei ging am Samstag nicht davon aus, dass noch weitere Tote gefunden würden. Ausgeschlossen wurde es aber nicht.
Nach der Bergung der Todesopfer vom Ort konzentrieren sich die Helfer nun auf die Aufräumarbeiten. Neben Kränen soll weiteres schweres Bergegerät zum Einsatz kommen, etwa ein 250-Tonnen-Schienenkran aus Wanne-Eickel im Ruhrgebiet. Mit diesem soll unter anderem die Lok wieder ins Gleis gehoben werden, wie ein Bahnsprecher erläuterte. Die Arbeiten dürften noch einige Zeit dauern.
Lokführer nach Unfall vernommen
Am Freitagmittag waren mehrere Waggons der Regionalbahn auf dem Weg nach München im Ortsteil Burgrain entgleist, einige kippten um, rutschen eine Böschung hinab und bleiben direkt neben einer Bundesstraße liegen. Zur Unfallursache gab es auch am Samstag zunächst keine neuen Erkenntnisse. Der Lokführer wurde nach Polizeiangaben zwar vernommen. Was er gesagt hat, teilte die Polizei allerdings nicht mit.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) besuchte am Samstag den Unfallort und sprach von einem „unfassbaren Ereignis“. Ein solches Unglück sei immer ein Schock und ein „Stich ins Herz“.
Bergungsarbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte der Woche an
Laut Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) waren am Unglück weder ein zweiter Zug noch ein anderes Fahrzeug beteiligt. Im Bayerischen Rundfunk (Bayern 2, radioWelt) ergänzte Bernreiter, man müsse „davon ausgehen, dass irgendeine technische Ursache entweder am Fahrzeug oder am Gleis die Ursache“ sei. Die Strecke war nach Angaben eines Bahnsprechers mit elektronischen Stellwerken und moderner Sicherungstechnik ausgerüstet.
Das Landratsamt in Garmisch-Partenkirchen kündigte an, dass bis zum Ende der Bergungsarbeiten voraussichtlich Mitte nächster Woche auch der Autoverkehr in der Region von Behinderungen betroffen sein werde. So soll weiterhin der Verkehr von der Autobahn 95 großräumig umgeleitet werden, die Fernstraße bleibt in Richtung Süden gesperrt.
Münchens Kardinal Reinhard Marx sagte am Freitagabend, er sei „schockiert und traurig, dass bei diesem schlimmen Unfall Menschen aus der Mitte des Lebens gerissen, getötet oder teilweise schwer verletzt wurden“. Der Verlust, den die Angehörigen der Verstorbenen zu erleiden hätten, sei „schwer erträglich und mit Worten nicht begreifbar zu machen“.