Wald- und Feldbrände sind in Europa aktuell – unter anderem in Griechenland und Frankreich – nahezu an der Tagesordnung. Denn viele Länder haben derzeit mit den Auswirkungen großer Hitze zu kämpfen. Auch in Deutschland brennt es immer wieder: Zwei große Waldbrände im Osten Deutschlands halten am 29.07.2022 weiter hunderte Feuerwehrkräfte in Atem. Im Nationalpark Sächsische Schweiz konnten zwar kleine Brände gelöscht werden, gleichzeitig tauchten aber neue Brandherde auf.
- Wo brennt es?
- Wie ist die Lage aktuell?
- Wo gilt Katastrophenalarm?
Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz: So ist die aktuelle Lage
Seit Tagen brennt es in der hinteren Sächsischen Schweiz und besonders im benachbarten tschechischen Teil des Elbsandsteingebirges lichterloh. Hunderte Einsatzkräfte kämpfen gegen die Flammen. Der Brand war am Sonntagmorgen, 24. Juli 2022, im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz ausgebrochen und griff dann auf deutsches Gebiet über. Mitte der Woche entspannte sich die Lage den Behörden zufolge zuerst. Aufgrund drehenden Winds weitete sich der Brand jedoch dann wieder aus. Die Einsatzkräfte im Nationalpark Sächsische Schweiz kämpfen gegen diese weitere Ausbreitung des Waldbrandes. Am Donnerstagabend seien auch jenseits des Flüsschens Kirnitzsch Brandnester entdeckt und gelöscht worden, sagte der Sprecher des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Thomas Kunz, am Freitagmorgen. Die Brandbekämpfer hätten eigentlich gehofft, dass die Kirnitzsch für den Brand wie eine natürliche Barriere wirke.
Waldbrand in Sächsischer Schweiz weitet sich aus
Weiter nördlich vom bisherigen Brandgebiet zwischen Großem Winterberg und Großem Zschandbach habe das Feuer die Grenze von Böhmen in die Sächsische Schweiz überschritten, hieß es am 28.07. Am Morgen vom 29.07.2022 kämpften mehr als 220 Feuerwehrleute gegen die Flammen. Während des Tages sollen weitere Einsatzkräfte aus anderen Landesteilen eintreffen. Sieben Löschhubschrauber seien im Einsatz, zudem machen zwei Hubschrauber auch mit Wärmebildkameras Aufklärungsflüge. Am Wochenende sollen zwei weitere Hubschrauber zum Löschen hinzukommen. Zudem würden Satellittenbilder ausgewertet.
Brand bedroht Sächsische Schweiz: Gibt es bereits Entwarnung?
Brandeinsätze rund um die Uhr bis tief in die Nacht: Den Angaben zufolge stehen etwa 250 Hektar Waldfläche in der Sächsischen Schweiz in Flammen. Entwarnung gibt es nicht. Zwei große Waldbrände im Osten Deutschlands haben am Freitag weiter hunderte Feuerwehrkräfte in Atem gehalten. In Sachsen war die Lage "sehr, sehr angespannt", sagte eine Sprecherin des Landratsamts Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Im Gebiet im Nationalpark Sächsische Schweiz konnten demnach zwar kleine Brände gelöscht werden, gleichzeitig tauchten aber neue Brandherde auf.
Der Sprecherin zufolge sollte das Gebiet über den Tag hinweg aus der Luft und vom Boden aus beobachtet werden. Am Morgen trafen zudem neue Einsatzkräfte ein. Der Landkreis warnte außerdem Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen vor einer "erhöhten Belastung der Atemwege durch witterungs- und brandbedingte Rauchbelastung". Körperliche Anstrengungen im Freien sollten weitestgehend vermieden werden, hieß es weiter.
Feuer im Kirnitzschtal: Katastrophenalarm für Sebnitz ausgelöst
Wegen des Waldbrandes im hinteren Teil des Elbsandsteingebirges gilt nun auch für die Stadt Sebnitz Katastrophenalarm. Das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge begründete den Schritt am Freitag damit, dass man Brandnester jenseits des Flusses Kirnitzsch entdeckt habe. „Das Feuer hat somit das Territorium der Großen Kreisstadt Sebnitz erreicht.“ Betroffen sei der Wald im hinteren Kirnitzschtal, der Grenzregion zu Tschechien: „Eine Gefahr der Ausbreitung auf angrenzende Häuser liegt aktuell nicht vor.“
Mit der Auslösung des Katastrophenalarms könne eine bessere Koordinierung der Einsatzkräfte erfolgen und der Zugriff auf weitere Einsatzkräfte für Löscharbeiten sichergestellt werden, hieß es.
Katastrophenalarm in Bad Schandau gilt weiterhin
Für Bad Schandau ist am 26.07.2022 Katastrophenalarm ausgelöst worden. Touristen sollen das Gebiet meiden. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge dürfen bis auf Weiteres die Wälder nicht mehr betreten werden. Die Waldbrandsituation sei „unverändert angespannt“, teilte das sächsische Umweltministerium am Dienstag mit. Das Feuer überwinde teilweise weite Strecken, weil durch den Wind Funken weit transportiert würden und an anderer Stelle die ausgetrocknete Waldvegetation entzündeten. Nach Einschätzung der Behörden werde die Brandbekämpfung deshalb noch mehrere Tage andauern.
Rauch über dem Gebiet der Sächsischen Schweiz
Seit Montag kämpfen Feuerwehrleute in Brandenburg und Sachsen gegen riesige Feuer. Ein Ende ist nicht in Sicht. Dichter Qualm lag am Donnerstag über dem Elbtal. Hubschrauber konnten im Nationalpark Sächsische Schweiz erst einmal nicht aufsteigen. Die Sicht war zu schlecht. Dabei wird Hilfe aus der Luft dringend benötigt: Die Brände in Sachsen an der Grenze zu Tschechien breiten sich weiter aus. Es seien bisher aber keine Ortschaften oder einzelne Gebäude evakuiert worden, es bestehe derzeit auch keine Gefahr für die Bevölkerung. Laut Kunz gibt es aber entsprechende Konzepte, die rasch umgesetzt werden könnten.
Brandgeruch in Dresden
In Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz gilt seit Dienstag Katastrophenalarm. Touristen sollen das Gebiet meiden. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge dürfen bis auf Weiteres die Wälder nicht mehr betreten werden. Auch die Landeshauptstadt Dresden verschärfte ihre Regeln zum Betreten der Wälder. Eine entsprechende Allgemeinverfügung ist bis zum 30. September 2022 befristet. Brände gebe es in der Stadt nicht, hieß es am Freitagmorgen laut MDR von der städtischen Feuerwehr. Jedoch lag in der Stadt ein starker Rauchgeruch. Ursachen dafür könnten Rußpartikel vom Brand in der Sächsischen Schweiz sein, die fliegen. Es könnte aber auch sein, dass der Geruch aus Südbrandenburg kommt, wo es ebenfalls Feuer gibt.
Warum ist die Brandbekämpfung in der Sächsischen Schweiz schwierig?
as hängt in erster Linie mit der Struktur des Geländes zusammen. Während bei Bränden wie unlängst in der Gohrischheide und jetzt im Elbe-Elster-Kreis die Munitionsbelastung des Bodens eine große Herausforderung ist, sorgt in der Sächsischen Schweiz das Terrain an sich für Probleme: steile Hänge, viele Schluchten und Felsspalten. Über die Jahrhunderte hat sich dort Nadel- und Laubstreu angesammelt und eine meterdicke Humusschicht gebildet. Die Flammen haben sich tief in den Boden eingefressen und unterirdische Glutnester angelegt. Nach Einschätzung der Nationalparkverwaltung reicht deshalb auch ein einzelner, starker Regenguss zum Löschen nicht aus. Dafür wäre eine ausreichende Durchfeuchtung des Bodens durch tagelangen Regen erforderlich. Oder aber man müsste die oberen Schichten abtragen, um an die Glutnester in der Erde heranzukommen.
Waldexperte befürchtet nach Feuern Felsstürze in Sächsischer Schweiz
Ein Waldbrandexperte schließt nach den Feuern im Nationalpark Sächsische Schweiz Felsstürze nicht aus. „Ich fürchte, dass die Brände im Elbsandsteingebirge zu dramatischer Bodenerosion und Felsstürzen führen. Da ist ja kaum Humus, die Bäume stehen auf Fels“, sagte Michael Müller, Professor für Waldbau und Waldschutz an der Technischen Universität Dresden, den Zeitungen der Mediengruppe Bayern am Donnerstag. Der Experte plädierte dafür, Waldbrände nicht in allen Gebieten immer zu löschen. In einem deutschen Nationalpark bremse jedes Feuer die natürliche Entwicklung um Jahrzehnte aus. Anders sehe die Lage in den Kiefernwäldern etwa in Brandenburg aus. „Dort gibt es Flächen mit hoher Munitionsbelastung. Hier muss man sich entscheiden, ob man Brände löschen oder aufgeben und laufen lassen sollte.“
mit dpa und AFP