Am 8. Oktober ist es so weit und der Landtag wird in Bayern gewählt. Dafür stellen die Parteien Wahlprogramme zur Verfügung, welche die Vorhaben der Parteien beschreiben. Doch diese Vielzahl an Seiten für alle Parteien zu durchforsten, bedarf eines erheblichen Zeitaufwandes. Am Mittwoch, den 13.09.2023 startet der Wahl-O-Mat für die Landtagswahl in Bayern. Das Tool versucht, dies für die Wählenden zu vereinfachen. Was kann der Wahl-O-Mat, und wer ist eigentlich für den Wahl-O-Mat verantwortlich? Alle Infos zum Wahl-O-Mat im Rahmen der Landtagswahl in Bayern zusammengefasst.
Ab wann und wo gibt es den Wahl-O-Mat für die Landtagswahl in Bayern
Bei jeder Bundestagswahl wird der Wahl-O-Mat millionenfach benutzt und hilft Wählenden dabei, eine passende Partei zu finden. Doch den Wahl-O-Mat gibt es nicht nur auf Bundes-, sondern auch auf Landtagsebene. Ein paar Wochen vor der Wahl wird das Online-Tool freigeschaltet. Der Wahl-O-Mat wird für die Landtagswahl in Bayern ab dem 13. September 2023 auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung und einer eigenen Seite zur Verfügung stehen.
Wie funktioniert der Wahl-O-Mat?
Die Nutzenden des Wahl-O-Mat können verschiedene politischen Thesen mit "stimme zu", "neutral" oder "stimme nicht zu" beantworten oder Thesen überspringen. Die Antworten werden mit den Antworten der Parteien zu diesen Thesen abgeglichen und anhand der Übereinstimmungen ein Ergebnis ermittelt. Dieses gibt an, mit welcher Partei man wie viele Überschneidungen hat. Auch ist es möglich am Schluss bestimmte Thesen doppelt zu gewichten oder nur die Parteien auswählen, die in Betracht gezogen werden, falls man eine Vorauswahl treffen möchte. Detaillierte Vergleiche ermöglichen es darüber hinaus, die Übereinstimmung oder Abweichung in jedem Punkt zu sehen.
Seit wann gibt es den Wahl-O-Mat, und wie oft wurde er eingesetzt?
Die Inspiration für den Wahl-O-Mat stammt aus den Niederlanden, wo bereits 1985 das ähnliche Instrument "StemWijzer" vom Instituut voor Publiek en Politiek entwickelt wurde. Ursprünglich in Papierform, dann auf Disketten und seit 1998 online verfügbar, diente es der politischen Bildung und wird vor den Wahlen in den Niederlanden millionenfach genutzt. Auch in Deutschland findet der Wahl-O-Mat über die Jahre immer mehr Anklang.
Der Wahl-O-Mat hatte in Deutschland bei der Bundestagswahl 2002 Premiere. Die Idee des Wahl-O-Mat, ein Online-Tool zur Unterstützung bei der Wahlentscheidung, gewann rasch an Bekanntheit, besonders nach seiner Vorstellung in der Harald-Schmidt-Show. Die Webseite richtete sich vor allem an jüngere Generationen, um die Wahlbeteiligung innerhalb dieser zu erhöhen. Da viele jüngere Menschen äußerten, dass sie nicht wissen, was die Parteien beabsichtigen würden, sollte mit dem Wahl-O-Mat eine Hürde genommen und die Wahlinteressen mit den Vorhaben der Parteien einfacher abgeglichen werden können. Schon in der ersten Version wurde der Wahl-O-Mat mehr als 3,6 Millionen Mal gespielt, und fand seitdem bei über 50 verschiedenen Wahlen, einschließlich Bundestags- und Europawahlen sowie zahlreichen Landtagswahlen, Anwendung. Die Popularität des Wahl-O-Mat stieg über die Jahre stetig an und erreichte ihren Höhepunkt bei der Bundestagswahl 2021, als er von 21 Millionen Menschen genutzt wurde, was einen neuen Rekord darstellte. Insgesamt beziffert die Bundeszentrale für politische Bildung die Nutzungszahlen auf über 110 Millionen mal.
Welches Ziel wird mit dem Wahl-O-Mat verfolgt?
Ursprünglich wurde der Wahl-O-Mat zur vereinfachten Information über die Positionen der Parteien ins Leben gerufen. Dies sollte die Wahlbeteiligung erhöhen. Der Wahl-O-Mat ist laut der Bundeszentrale für politische Bildung aber nicht nur ein Werkzeug zur Information über die Positionen der Parteien, sondern auch ein Instrument zur Förderung der politischen Kommunikation. Er soll den Austausch von Meinungen und Diskussionen in sozialen Gruppen wie Schulen, Familien und Arbeitsplätzen anregen und damit die politische Meinungsbildung vor Wahlen unterstützen. Darüber hinaus soll er das allgemeine Interesse an politischen Themen fördern und die Bildung individueller Standpunkte erleichtern.
Ist der Wahl-O-Mat unabhängig und neutral?
Für den Wahl-O-Mat ist die Bundeszentrale für politische Bildung verantwortlich. Sie erfüllt einen staatlichen Bildungsauftrag und unterliegt der Aufsicht eines wissenschaftlichen Beirats. Als staatliche Institution verfolgt sie keine finanziellen Interessen. Um die Unabhängigkeit zu gewährleisten und Einflüsse zu vermeiden, arbeitet sie zudem eng mit weiteren öffentlichen Einrichtungen und Wissenschaftlern zusammen.
Was ist die Idee hinter dem Wahl-O-Mat, und wer hat ihn erfunden?
Der Wahl-O-Mat präsentiert den Nutzenden eine Auswahl an Thesen zu verschiedenen politischen Themen. Zu diesen Thesen können die Nutzer ihre Zustimmung, Neutralität oder Ablehnung ausdrücken. Die Software vergleicht dann die Standpunkte der Nutzer mit den Positionen der zur Wahl stehenden Parteien und ermittelt daraus die Nähe zu den einzelnen Parteien. So können die Nutzer besser verstehen, welche Partei ihren eigenen Ansichten am nächsten steht. Jeder Wahl-O-Mat wird speziell für die jeweilige Wahl entwickelt und einige Wochen vor dem Wahltermin online gestellt. Die Bundeszentrale für politische Bildung ist für die Entwicklung und Bereitstellung des Wahl-O-Mat verantwortlich.
Wer entwickelt die Positionen im Wahl-O-Mat, und wie werden die Thesen ausgewählt?
Eine Gruppe junger Menschen, meist Studierende oder Auszubildende, entwickelt laut der Universität Düsseldorf zusammen mit einem Team aus Politikwissenschaftlern, Pädagogen, Statistikern, Organisatoren und IT-Spezialisten die Thesen, welche den Parteien zur Positionierung vorgelegt werden. Grundlage für die Thesen bilden die Parteiprogramme. Beim Wahl-O-Mat finden jedoch nicht alle Thesen Anwendung. Es werden zum einen nur Thesen verwendet, bei denen es Unterschiede zwischen den Antworten der Parteien gibt. Zum anderen wird auch die Präzision der Antworten, Verständlichkeit und die politische Bedeutung evaluiert. Wichtig ist zu beachten, dass nicht das Wahlprogramm der Parteien als Antwort herangezogen wird, sondern die Parteien frei entscheiden können, wie sie die Anfragen des Teams um den Wahl-O-Mat beantworten. Insofern kann es bei der Auswahl der im Wahl-O-Mat verfügbaren Thesen und Positionen der Parteien im Vergleich zum eigentlichen Parteiprogramm zu Abweichungen kommen.