Der Tarifstreit zwischen der Deutschen Post und der Gewerkschaft Verdi ist eskaliert. Die Tarifverhandlungen für rund 160.000 Beschäftigte der Deutschen Post sind im Februar gescheitert. Verdi hat am 9. März 2023 das Ergebnis der Urabstimmung bekannt geben. Demnach haben sich die Gewerkschaftsmitglieder für unbefristete Streiks entschieden.
Wann könnte es soweit sein? Hier gibt es alle Informationen zum Poststreik.
Verdi und das Ergebnis der Urabstimmung
Die Fronten im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post sind verhärtet. Die Gewerkschaft Verdi hat in den vergangenen Wochen eine Urabstimmung durchführen lassen. Diese lief bis zum 8. März. In dieser Urabstimmung sollte über einen unbefristeten Streik entschieden werden, der erhebliche Auswirkungen auf den Brief- und Paketversand haben würde. Das Ergebnis der Urabstimmung wurde am 9. März bekannt gegeben: Die Verdi-Mitglieder stimmen demnach für unbefristeten Streik bei Deutscher Post. 85,9 Prozent der Teilnehmer lehnten das im Tarifstreit unterbreitete Angebot des Unternehmens ab, wie die Gewerkschaft am Donnerstag mitteilte.
Streik bei Post und DHL: Wann genau wird gestreikt?
Wann nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen längere Arbeitsniederlegungen folgen, hing vom Ergebnis der Urabstimmung ab. Die Gewerkschaftsmitglieder haben sich darin für unbefristete Arbeitsniederlegungen ausgesprochen. Die Post bot weitere Verhandlungen an; sie sollen am Freitag fortgesetzt werden. „Dieser Forderung kommt Verdi nach. Die Deutsche Post AG steht jetzt in der Verantwortung, durch eine deutliche materielle Verbesserung des abgelehnten Angebots einen unbefristeten Streik abzuwenden“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.
Wie schnell und ob überhaupt gestreikt wird, ist noch unbekannt. Das hängt wahrscheinlich von den Verhandlungen am Freitag ab. Bis zum späten Nachmittag wurden keine Einzelheiten aus den Gesprächen bekannt. Die Verhandlungen dauerten an, hieß es nur. Beobachter hielten es für möglich, dass die Verhandlungen bis in die Nacht dauern werden, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Auch eine Unterbrechung und Fortsetzung am Samstag wurde demnach für möglich gehalten.
Verdi: Tarifverhandlungen für die Post gescheitert – größere Streiks drohen
Die dritte Tarifrunde zwischen der Deutschen Post und der Gewerkschaft Verdi endete am Freitag, 10.02.2023, ohne Einigung. Die Gewerkschaft Verdi erklärte daraufhin die Verhandlungen für gescheitert und kündigte eine Urabstimmung über einen Arbeitskampf an.
Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis sagte: „Das von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot ist weit von unseren Forderungen entfernt. Die Arbeitgeber waren nicht bereit, die Reallohneinbußen der Beschäftigten auszugleichen.“ Der Vorschlag der Arbeitgeber erhöhe sogar das Risiko weiterer Reallohnverluste.
Wie lautete das Tarifangebot der Post?
Die Post hatte nach eigenen Angaben eine Erhöhung aller tariflichen Entgelte und Ausbildungsvergütungen um insgesamt 340 Euro pro Monat in zwei Stufen ab Anfang 2024 angeboten. Dies bedeute Lohnerhöhungen von bis zu 20,3 Prozent. Außerdem sollten alle Tarifbeschäftigten und Auszubildenden rückwirkend ab dem 1. Januar 2023 über zwei Jahre die volle steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro erhalten.
Das Tarifangebot erfülle zwar einige Forderungen der DPVKOM, das reiche aber bei Weitem nicht. Die DPVKOM hatte eine Entgelterhöhung um 12 Prozent gefordert. Die Bundesvorsitzende Christina Dahlhaus betonte zudem: „Wir gehören jetzt an den Verhandlungstisch.“
Wie lange könnte ein neuer Streik bei DHL und Post dauern?
Im Jahr 2015 dauerte es vier Wochen, bis der unbefristete Streik vorbei war - zuvor hatte es mehrere Monate lang immer mal wieder Warnstreiks gegeben. Wie lange ein möglicher Streik nun dauern könnte, ist unklar. Beide Seiten betonen, dass sich der andere bewegen müsse. Bis die Bereitschaft zum Kompromiss reift, dürfte es noch dauern.
Die Post verdient auch 2022 Milliarden
Der Konzern Deutsche Post DHL hat im vergangenen Jahr seinen Umsatzrekord aus dem Vorjahr mit 94,4 Milliarden Euro um 15,5 Prozent übertroffen. „Der Umsatzsprung resultierte vollständig aus dem internationalen Geschäft der DHL-Divisionen“, erklärte das Bonner Unternehmen am Donnerstag, 9.3.2023. Das Ergebnis des Post- und Paketgeschäfts in Deutschland war demnach hingegen rückläufig.
Der Umsatz im Inland ging den Angaben zufolge von 17,4 Milliarden auf 16,8 Milliarden Euro zurück. Grund seien eine „erwartete Normalisierung der Paketmengen“ im Vergleich zum Pandemie-Jahr 2021 sowie "begrenzte Möglichkeiten zu Preisanpassungen im Briefgeschäft" gewesen. Der Briefversand sank demnach leicht. Auf das Ergebnis hätten sich zudem die hohen Energiepreise negativ ausgewirkt.
Im internationalen Geschäft hatten die Unternehmenszweige Frachtverkehr und DHL Express mit 30,2 Milliarden und 27,6 Milliarden Euro die größten Anteile am Konzernumsatz. Insbesondere der Frachtverkehr legte sowohl bei Umsatz als auch Gewinn den Angaben zufolge stark zu. Insgesamt stieg der Konzerngewinn von 5,1 Milliarden Euro im Vorjahr auf 5,4 Milliarden Euro.
Verdi: Über 45.000 neue Mitglieder in zwei Monaten
Laut einem Bericht von "Table.Media" gewinnt die Gewerkschaft Verdi aufgrund der laufenden Tarifkonflikte und zahlreichen Warnstreiks viele neue Mitglieder hinzu. Verdi-Chef Frank Werneke sagte, dass die Gewerkschaft in den ersten beiden Monaten dieses Jahres über 45.000 neue Mitglieder gewonnen hat, was der größte Zuwachs innerhalb eines solchen Zeitraums seit der Gründung der Gewerkschaft im Jahr 2001 ist. Viele dieser Neumitglieder arbeiten im Öffentlichen Dienst oder bei der Post.
In den vergangenen Jahren hatte Verdi jedoch Mitglieder verloren. Ende 2022 hatte die Gewerkschaft laut eigener Angabe rund 1,86 Millionen Mitglieder, während es im Jahr 2021 noch 1,89 Millionen und im Jahr 2020 rund 1,94 Millionen Mitglieder waren.
Gehalt: Was verdienen Postboten & Beschäftigte bei der Post?
Laut Tarifvertrag der Post verdienten Mitarbeiter bei der Deutschen Post AG zwischen 2100 Euro/Monat in der niedrigsten Tarifgruppe und 5580 Euro/Monat in der höchsten Gruppe. Letzteres ist für Angestellte mit mindestens 17 Jahren Berufserfahrung und in einer leitenden Funktion. Je nach Art der Beschäftigung und den Berufsjahren verändert sich die Tarifgruppe. Mehr Details zum Gehalt der Post-Beschäftigten gibt es hier.
Post hat zu wenige Filialen
Und noch ein anderes Problem sorgt bei der Post aktuell für Schlagzeilen. Die Post hat zu wenige Filialen auf dem Land. Wie die Bundesnetzagentur mitteilte, gebe es derzeit in Deutschland circa 140 „unbesetzte Pflichtstandorte“. Einer Verordnung zufolge muss es in jeder Gemeinde mit mehr als 2000 Einwohnern mindestens eine Postfiliale geben, für größere Kommunen gibt es weitere Vorgaben. Diese Pflicht erfüllt die Post an besagten Standorten nicht. Im Verhältnis zu den rund 13.000 stationären Einrichtungen, die die Post bundesweit hat, ist der Anteil der 140 unbesetzten Standorte gering. Mit Filiale gemeint sind in den allermeisten Fällen externe Partner - etwa Kioske oder Supermärkte, die auch einen Postschalter haben.
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