In der deutsch-türkischen Gemeinde in der Region ist die Freude über die Teilaufhebung der Reisewarnung für die Türkei nur verhalten, sagt Murat Örsel, der stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung Türkischer Vereine im Landkreis Göppingen. „Vor allem für den Tourismus und die Wirtschaft ist das eine gute Nachricht“, erklärt der ehrenamtliche Kulturfunktionär.
Für Heimaturlauber sei die Situation aber weiter schwierig, da in Inneranatolien weiterhin eine Reisewarnung gelte. Nur eine Minderheit der Deutsch-Türken komme aus den nun freigegebenen Küstenprovinzen.
Ferien in Deutschland statt Heimaturlaub in der Türkei
Auch für Murad Örsel selbst kommt die Aufhebung der Reisewarnung für die Türkei etwas zu spät: „Ich verbringe meinen Urlaub gerade in Deutschland.“ Die Schulferien hätten ja schon begonnen und außerdem könne in den allermeisten Firmen bereits beantragter Urlaub nicht verschoben werden, meint er.
Im Übrigen glaubt Örsel, dass die Corona-Vorsichtsmaßnahmen in der Türkei „wirklich top“ seien. An den Flughäfen und in der Hotellerie herrschten höchste Hygiene-Standards. Außerdem gelte im gesamten Land eine strenge Maskenpflicht. Insgesamt hält er die Neuansteckungen durchaus für vergleichbar mit Deutschland, nachdem hier die RKI-Zahlen von 200 bis 300 am Tag wieder auf 700 angestiegen seie. Dennoch will der Vertreter der türkischen Community nicht meckern: „Ein Stück weit freuen wir uns schon“, so das Fazit von Murat Örsel. Im Juni und Juli herrschte hingegen große Enttäuschung über die unerwartet verhängte Reisewarnung für die Türkei.
Überregional hatte es von türkischer Seite starke Kritik an der Bundesregierung gegeben, da Außenminister Heiko Maas und das Auswärtige Amt trotz niedriger Infektionszahlen über Monate hinweg an der Reisewarnung für die Türkei festhielten. Der Reiseveranstalter TUI hatte jedoch eine Freigabe der Mittelmeergebiete gefordert und im gleichen Atemzug Bedarf für ein mögliches zweites Rettungspaket angemeldet.
Nun ist Erleichterung spürbar: „Ich begrüße die Regelung zwischen der Türkei und Deutschland hinsichtlich der Risikoeinschätzung, weil die türkische Tourismusbranche tatsächlich eine Vielzahl von Qualitätsstandards geschaffen hat, die das Risiko kalkulierbar machen“, sagt Kerim Arpad, der Geschäftsführer des deutsch-türkischen Forums Stuttgart. Die Maßnahmen an den Flughäfen und Hotels schienen ihm auch konsequenter umgesetzt als etwa in Spanien oder Bulgarien, wo es aktuell ja keine Reisewarnungen gebe. Aber natürlich müsse jeder Reisende selbst darauf achten, die persönlichen Sicherheitsmaßnahmen zu beachten und dürfe sich nicht leichtsinnig verhalten, so Arpad.
Keine Reisewarnung mehr für Antalya und drei weitere Provinzen in der Türkei
Für folgende Provinzen in der Türkei wurde die Reisewarnung nun aufgehoben:
- Antalya
- Aydin
- Izmir
- Mugla
Die Johns-Hopkins-Universität meldete für die Türkei folgende Corona-Zahlen (Stand 5. August):
- Bestätigte Fälle bisher insgesamt:
233.934
- Todesopfer bisher: 5765
- Zahl der Genesenen: rund 227.000