Die Band Rammstein, insbesondere Till Lindemann, ist zurzeit mit internationalen Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Am Mittwoch fand das erste von vier Konzerten im Olympiastadion in München statt.

Hintergrund der Missbrauchsvorwürfe

Junge Frauen seien Recherchen von NDR und der Süddeutschen Zeitung zufolge online und bei Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zu Pre- und oder Aftershow Partys kommen wollen. Zuständig dafür soll Alena Makeeva gewesen sein, die sich online als Casting Direktorin ausgibt. Das Ziel sei mehreren Berichten zufolge die systematische Rekrutierung der Frauen für sexuelle Handlungen vor- während und nach der Show mit Till Lindemann gewesen. Viele Frauen berichten, dass Ihnen diese Umstände jedoch, auch auf explizite Rückfrage, nicht im Vorhinein mitgeteilt wurden. Die folgende Situation hätten viele als beängstigend und übergriffig erlebt. Zudem sollen die Frauen alkoholisiert und zum Teil unter Drogen gesetzt worden sein. Till Lindemanns Verhalten wird weiterhin als mitunter aggressiv beschrieben,- sowohl bei den Partys als auch bei vermeintlichen sexuellen Handlungen. Es mehren sich die Berichte von Gedächtnislücken und gesundheitlichen wie psychischen Problemen beim Konzert, den Partys, als auch anhaltend danach.

Das passierte beim ersten Rammstein Konzert in München

Im Vorlauf des Konzertes wurde vom Spiegel von einem erhöhten Umtausch von Konzerttickets berichtet. Allerdings sei von Fans online auch dazu aufgerufen worden, die Band zu unterstützen und am Ende mit der Band niederzuknien. Kam es dazu? Gleich zu Beginn des Konzertes fand laut T-Online während des Einlasses eine Demonstration statt, die zur Solidarität mit Opfern sexueller Gewalt aufrief. Auf die erhobenen Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann ging die Band bei ihrem Aufritt vor Zehntausenden Zuschauerinnen und Zuschauern im Anschluss nicht ein. Die Setlist wurde bis auf das Lied „Pussy“ mit allen Titeln der vorherigen Shows gespielt. Die Kanone, welche an einen Penis erinnert und aus der bei dem Lied „Pussy“ weißes Konfetti herausschießt, wurde ebenfalls aus der Show genommen. Das Kreisverwaltungsreferat sei der Abendzeitung nach mit 30 Personen vor Ort gewesen, um zu kontrollieren, ob das im Vorhinein angekündigte Verbot der „Row Zero“ eingehalten werde. Dem seien der Veranstalter und die Band nachgekommen. Auch ein Awareness Team sei vom Veranstalter zum Einsatz eingesetzt worden. Die Band verabschiedete sich mit den Worten „München, danke, dass ihr hier seid. Danke, dass ihr bei uns seid.“ Ob sich dabei Fans hinknieten, sei nicht zweifelsfrei zu erkennen gewesen.

Konzert in München ohne „Row Zero“

Der Antrag „Sichere Konzerte für Alle“ hatte laut der Abendzeitung das „Kreisverwaltungsreferat“ zu einer Prüfung eines möglichen Verbots der „Row Zero“ aufgefordert. Zudem planen die Grünen/Rosa Liste, die Linke und die ÖDP vom Veranstalter weitere Maßnahmen, um die Konzerte für Fans sicherer zu gestalten. Die „Row Zero“ ist bei Rammstein Konzerten ein der Bühne vorgelagerter Bereich, für den es keine Tickets gibt. Stattdessen werden ausschließlich Frauen von Personen aus dem Umfeld der Band dazu eingeladen. Die derzeitigen Missbrauchsvorwürfe beziehen sich auf die zugehörigen Pre- und Aftershow Partys, zu denen die Row Zero Medienberichten nach exklusiv eingeladen wird. Die Veranstalter kommen den Forderungen des Antrages laut der Olympiapark GmbH nun nach und es wird keine Row Zero und Aftershow Party bei den Konzerten in München geben.

„Safe Spaces“ und „Awareness-Teams“

Beim Oktoberfest in München wurde die Aktion „Sichere Wiesn“ eingeführt. Dabei werden sogenannte „Safe Spaces“ eingerichtet, die kostenlose Unterstützung für Menschen anbieten, die verunsichert, bedroht oder von sexuellen Übergriffen betroffen sind. Erfahrene Psychologinnen und Sozialpädagoginnen bieten dort unter anderem professionelle Beratung, Begleitung zum Heimweg, Fahrdienste und gegebenenfalls Unterstützung bei der Kontaktaufnahme mit der Polizei an. Der Antrag „Sichere Konzerte für Alle“ möchte prüfen, ob solche „Safe Spaces“ auch bei den Konzerten eingeführt werden können. Weiterhin sollen Awareness-Teams eingesetzt werden, die speziell geschult und mobil auf den Konzerten unterwegs sind.

Finden die weiteren Rammstein Konzerte in München statt?

Die Sprecherin der Olympiapark GmbH, einer Tochtergesellschaft der Stadt München, äußerte sich laut der Abendzeitung zu den Vorwürfen und bezeichnete sie als „furchtbar und verachtenswert“, falls sie sich bestätigen sollten. Sie betonte jedoch, dass die Angelegenheit derzeit noch ungeklärt sei. Die Olympiapark GmbH gehe deshalb davon aus, dass die Rammstein-Konzerte wie geplant im Olympiastadion stattfinden werden. Die Sprecherin stellte klar, dass die Olympiapark GmbH bei den Konzerten lediglich das Stadion vermietet und der Veranstalter für die Sicherheit und Zugangsberechtigungen im Backstage-Bereich verantwortlich ist. Der Veranstalter „Propeller Music“ hält laut der „Süddeutschen Zeitung“ ebenfalls an den Konzerten fest.

Auch Rammstein Konzerte in Berlin unter Auflagen

Die Berliner Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) verbietet Aftershowpartys bei Rammstein-Konzerten. "In Berlin wird es in den Liegenschaften, die ich verantworte, keine Aftershowpartys der Band Rammstein geben", teilte Iris Spranger am Mittwoch mit. Es gelte, die Ermittlungen abzuwarten, "aber die Vorwürfe wiegen so schwer, dass Schutz und Sicherheit der Frauen hier absoluten Vorrang haben". An den Konzerten wird zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch festgehalten.

Statement von Rammstein zu Vorwürfen gegen Sänger Lindemann

Nach der zunehmenden Kritik am Umgang des Rammstein-Sängers Till Lindemann mit Frauen hat sich die Band selbst zu Wort gemeldet. „Durch die Veröffentlichungen der letzten Tage sind in der Öffentlichkeit und vor allem bei unseren Fans Irritationen und Fragen entstanden“, schrieb Rammstein am Samstag auf Instagram. „Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst.“
Dass die Fans sich sicher fühlen könnten, sei der Band wichtig - „vor und hinter der Bühne“. „Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge.“ Gleichzeitig betont die Gruppe: „Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.“
(Mit Material der dpa)

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