Vorstandschef, Manager, Verleger, Journalist und Lobbyist: Mathias Döpfner ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten in der deutschen Medienlandschaft. Er gilt als streitbar und meinungsstark. Eben genau diese Eigenschaften brachten ihn im April 2023 in Bedrängnis. Die „Zeit“ hatte Nachrichten aus Chats und E-Mails veröffentlicht, die Döpfner in den vergangenen Jahren geschrieben haben soll. Von „die ossis werden nie Demokraten“ und „free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs“ ist da die Rede.
Doch wer ist eigentlich Mathias Döpfner und wie verlief seine Karriere? Die Antworten gibt es hier in diesem Porträt.
Mathias Döpfner im Steckbrief
- Name: Mathias Döpfner
- Geburtstag: 15.01.1963
- Geburtsort: Bonn
- Beruf: Medienmanager, Zeitungsverleger und Journalist
- Studium: Musikwissenschaft, Germanistik und Theaterwissenschaften
- Twitter: -
- Instagram: -
„Ossis“ und „intolerant muslims“ – Kontroverse um Döpfners Nachrichten
In den Zitaten, die die „Zeit“ samt den darin enthaltenen Rechtschreibfehlern in ihrem Text im April 2023 veröffentlichte, geht es zum Beispiel um abfällige Bemerkungen über Ostdeutschland. 2019 soll Mathias Döpfner laut dem Zeitungsbericht geschrieben haben: „Die ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen.“
In einer der veröffentlichten Nachrichten hatte Döpfner sich gegenüber Muslimen so geäußert: „free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs“.
Auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt in Döpfners Äußerungen schlecht weg. „Sie ist ein sargnagel der Demokratie“ lautet die Nachricht, die die Zeit veröffentlichte.
So reagiert der Springer-Chef auf die Vorwürfe
Mathias Döpfner hat die Vorwürfe, die im „Zeit“-Artikel gegen ihn erhoben wurden, zurückgewiesen. Der Springer-Chef schrieb im betriebseigenen Intranet an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Wie ich denke, zeigen meine über vier Jahrzehnte publizierten Artikel. Für jedes veröffentlichte Wort lasse ich mich in die Verantwortung nehmen. Aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel können nicht als mein "wahres Denken" dagegengesetzt werden.“
Döpfner betonte in seinem Intranet-Beitrag: „Ich habe natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands. Aber ich bin seit Jahrzehnten enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind.“ Der Erfolg der AfD beunruhige ihn.
Auch zum Vorwurf der Islamophobie nahm Döpfner Stellung. Er hege keine Vorurteile gegen Muslime und habe großen Respekt für die Religion des Islam. Den Islamismus, »also die terroristische Radikalisierung des Islam«, halte er jedoch für eine Bedrohung demokratischer Werte und unserer Sicherheit.
Politiker forderten Döpfners Rücktritt
Nach den kontroversen Nachrichten von Mathias Döpfner haben Politiker seinen Rücktritt gefordert. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD) sagte: "Herr Döpfner ist nach dieser Veröffentlichung an der Spitze eines Verlages mit dieser publizistischen Macht und mit Blick auf die wichtige Rolle der Medien für unsere Demokratie endgültig nicht mehr tragbar. Die Gedanken von Herrn Döpfner zeigen nicht nur Verachtung für diese Perspektive und die Menschen, sondern auch für die Demokratie." Die Spaltung des Landes dürfe kein Geschäftsmodell sein.
Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow forderte Konsequenzen: "Ich plädiere dafür, dass man jetzt einen großen Warnaufdruck auf diese Zeitung machen sollte, damit deutlich wird, dass dieses Druckexemplar viel Menschenverachtung enthält."
Döpfners Lebenslauf und Karriere in der Verlagsbranche
Bereits als Schüler war Döpfner als bei der "Offenbach Post" als freier Mitarbeiter tätig. Sein Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Theaterwissenschaften in Frankfurt und Boston prägte seine Schreibweise, während er als Musikkritiker für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) arbeitete und später für das Feuilleton schrieb.
Obwohl Döpfner zunächst in die PR-Branche wechselte, kehrte er bald zum Journalismus zurück und wurde Benelux-Korrespondent in Brüssel für die FAZ. Im Jahr 1990 promovierte er zum Thema "Musikkritik in Deutschland nach 1945".
1992 begann Döpfner seine Karriere im Verlagswesen bei Gruner+Jahr. Er arbeitete unter dem Vorstandsvorsitzenden Gerd Schulte-Hillen, der ihn als seinen "begabtesten Assistenten" bezeichnet. Mit 31 Jahren wurde Döpfner im April 1994 zum Leiter der ehemals ostdeutschen "Wochenpost" und zwei Jahre später zum Chefredakteur der Boulevardzeitung "Hamburger Morgenpost".
Im März 1998 wechselte Döpfner zum Medienunternehmen Axel Springer und wurde Chefredakteur der Zeitung "Die Welt". Ende 1999 wurde er Mitglied im Vorstand der Axel Springer AG und seit 2002 ist er Vorstandsvorsitzender.