Eigentlich sind sie das Gegenteil von nachhaltig: Kreuzfahrten. Noch vor dem Fliegen sind sie das Vorzeigebeispiel für die Klimabelastung durch Reisen geworden. Durch die Industrie geht jedoch Bewegung und immer mehr Reedereien setzen auf den Bau von emissionsfreien Kreuzfahrtschiffen. Nun gibt auch die Reederei Ponant bekannt, an einem solchen Projekt zu arbeiten. 2030 soll ein emissionsfreies Schiff zu Wasser gelassen werden. Wie groß wird das Schiff und wie wird es sich fortbewegen? Werden dadurch klimafreundliche Kreuzfahrten möglich?

Klimakiller Kreuzfahrtschiff – warum sind Kreuzfahrten schlecht für die Umwelt?

Bisher fahren die meisten Kreuzfahrtschiffe mit Schweröl. An Land darf dieses gar nicht verwendet werden, da es einen viel höheren Schwefelgehalt aufweist als auf europäischen Straßen für PKW erlaubt ist. Am Tag stößt ein Kreuzfahrtschiff laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) nämlich so viel Schwefeldioxid wie rund 367 Millionen Autos aus. Auch der CO₂-Ausstoß eines Kreuzfahrtschiffes entspräche an einem Tag ungefähr dem von 84.000 Autos. Der Tagesausstoß Feinstaub eines Kreuzfahrtschiffes läge zudem bei durchschnittlich der Menge, die mehr als 1 Million Autos ausstoßen und die Stickoxidmenge sei mit rund 421.000 Autos zu vergleichen. Etwa 150 Tonnen Schweröl werden durchschnittlich pro Kreuzfahrtschiff benötigt. Im Falle eines Unfalls hat dies verheerende Folgen für Mensch, Tier und Umwelt, da das Öl ins Meer läuft, die Umwelt stark belastet und nur schwer aufzufangen ist. Zusammen mit dem Betrieb der Anlagen auf dem Kreuzfahrtschiff, Beleuchtung, Klimatisierung und anderen Systemen, haben Kreuzfahrten deshalb eine miserable Klimabilanz. Doch das könnte sich in Zukunft ändern.

CO₂-neutrales Kreuzfahrtschiff - Segel, Solarstrom und Brennstoffzellen

LNG, Landstrom, Katalysatoren, Filter: Ansätze in der Kreuzfahrt, um etwas klimafreundlicher unterwegs zu sein, gibt es schon jetzt eine Menge. Ponant hat nun die Pläne für ein CO₂-neutrales Kreuzfahrtschiff vorgestellt. Der noch namenlose Neubau soll als 14. Schiff der Flotte bis 2030 in Dienst gestellt werden, teilt die Reederei mit.
Die ersten Entwurfsideen zeigen ein Schiff, das wie eine gigantische Luxusjacht daherkommt, auf der mehrere Segel aufragen. Das rund 180 Meter lange Schiff soll um die 100 Kabinen haben. Über ein Segelantriebssystem und einen speziell konstruierten Schiffsrumpf soll laut Ponant im Schnitt die Hälfte der benötigten Antriebsenergie durch Wind erzeugt werden. Zudem sollen Solaranlagen und Brennstoffzellen für Energie sorgen.
Auch die norwegische Reederei Hurtigruten hat kürzlich die Entwürfe eines emissionsfreien Postschiffs vorgestellt, auf denen vor allem drei große einziehbare Segel ins Auge fielen. Dieses Schiff soll ebenfalls 2030 vom Stapel laufen.

Ab 2030: Kreuzfahrten langfristig emissionsfrei unterwegs

Das Ziel des Ponant-Segelschiffs: Auf See und im Hafen keine Treibhausemissionen mehr verursachen. „Während seines gesamten Lebenszyklus wird der CO₂-Fußabdruck des Schiffes permanent reduziert“, wird Ponant-Chef Hervé Gastinel in einer Mitteilung zitiert. Energie aus Wind und Sonne würde mit kohlenstoffarmer, nicht-fossiler Energie aus Brennstoffzellen kombiniert.
Das Schiff, das unter dem Projektnamen „Swap2Zero“ geplant wird, sollte ursprünglich sogar schon 2025 ablegen - das zumindest hatte die französische Reederei vergangenes Jahr in Aussicht gestellt. Mit Voranschreiten der Planungen sei aber deutlich geworden, dass 2030 realistischer sei, so Ponant.

Klimaneutrale Kreuzfahrten branchenweit bis 2050

Viele Reedereien wollen auf lange Sicht irgendwann klimaneutral unterwegs sein. Der internationale Branchenverband Clia hat das für 2050 als Ziel für die Kreuzfahrt weltweit ausgegeben. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Naturschützer monieren, dass der Klimaschutz in der Branche nur schleppend vorangehe.
(Mit Material der dpa)
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