Nachdem die finnische Regierung bekanntgegeben hatte, dass das Land „unverzüglich“ der Nato beitreten sollte, hat Moskau erste Schritte gegen das Land eingeleitet. Ab morgen, dem 14. Mai 2022, soll Finnland keinen Strom mehr aus Russland bekommen. Das schreibt die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung von finnischen Energieunternehmen.

Finnland bekommt keinen Strom mehr aus Russland

Inmitten der Spannungen wegen eines möglichen Nato-Beitritts Finnlands stellt Russland seine Stromlieferungen in das Nachbarland wegen ausstehender Zahlungen ab Samstag ein. Das teilte das Energieunternehmen RAO Nordic Oy am Freitag mit. Das in Helsinki ansässige Tochterunternehmen des russischen Konzerns InterRAO erklärte, es gebe keine Möglichkeit, die Rechnungen für die Stromimporte zu bezahlen. "Diese Situation ist außergewöhnlich und zum ersten Mal in unserer über zwanzigjährigen Handelsgeschichte eingetreten", erklärte RAO Nordic Oy weiter. Es sei zu hoffen, dass sich die Lage "bald" bessere und der Handel wieder aufgenommen werden könne.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte am Donnerstag angekündigt, dass das Bestreben Finnlands, der Nato beizutreten, nicht ohne Konsequenzen bleiben würde.

Stromlieferung eingestellt: Wie viel Strom bekommt Finnland aus Russland?

Dass Russland nicht tatenlos zusehen würde, war den Finnen schon lange klar. Deshalb hat sich das Land bereits im Vorfeld auf einen möglichen Stopp der Energielieferungen aus dem Nachbarland vorbereitet. Wie die „Neue Züricher Zeitung“ berichtet, könnte Finnland bereits dieses Jahr vollständig unabhängig von russischer Energie sein. Die Stromlieferungen aus Russland betrugen 2020 etwa 14 Prozent des Stroms in Finnland– mittlerweile sei man durch die Inbetriebnahme eines neuen Atomkraftreaktors in der Lage, diese Lieferungen zu kompensieren.
"Wir waren darauf vorbereitet", sagte auch der Fingrid-Manager Timo Kaukonen der Nachrichtenagentur AFP. Er erwarte keine Versorgungsprobleme. "Mit etwas mehr Importen aus Schweden und Norwegen kommen wir klar."
Finnland bereitet sich auch auf die Einstellung weiterer Energielieferungen vor. Wie das finnische Nachrichtenportal „Yle News“ schreibt, werden Unternehmen und Haushalte aufgerufen, sich nach Alternativen insbesondere für Erdgas umzusehen. Insbesondere sollen Haushalte zusehen, dass ihre Heizsysteme, die zum Beispiel mit Holz beheizt werden, instand sind. Nach Angaben des Wirtschaftsministers von Finnland, Mika Linitlä. wäre ein Gasstopp für Finnland zunächst für die Industrie ein Problem. Ein Gasstopp wäre für Finnland problematischer als andere Energiestopps, wie zum Beispiel Erdöl.