Medienberichte über Corona-Fälle auf Mallorca haben im Juli für Verwirrung gesorgt; außerdem sind Infektionen auf der bisher fast coronafreien Nachbarinsel Formentera bekannt geworden.
Nach dem positiven Testergebnis einer Küchenmitarbeiterin war zeitweise sogar von einem möglichen regionalen Lockdown rund um die „Deutschen-Hochburg“ Cala Ratjada im Nordosten Mallorcas die Rede, während an der Playa de Palma am so genannten „Ballermann“ die „Schinkenstraße“ und die „Bierstraße“ wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht für den Partybetrieb gesperrt werden mussten.
Mutmaßliche Corona-Fälle in Cala Ratjada im Nordosten Mallorcas
Zunächst hatte die Tageszeitung Ultima Hora von sechs positiv getesteten Personen in einem Lokal in Cala Rajada berichtet, von denen zwei im Krankenhaus lägen. Dem widersprach jedoch die Mallorca Zeitung. Inzwischen hat sich der Restaurant-Betreiber bei SWP Online gemeldet. Er hält fest, dass im Team definitiv alle Tests negativ ausgefallen seien.
Auch auf positive Fälle unter den Gästen gibt es bislang keinerlei Hinweise. Allerdings liegen in spanischen Restaurants - anders als in Deutschland - üblicherweise keine Corona-Listen zur Nachverfolgung der Kontakte aus. Das betroffene Lokal sollte vorsorglich bis zum 24. Juli geschlossen bleiben. Hygienisch ist dort nach Behördenangaben alles in Ordnung. Im Übrigen war die erkrankte Mitarbeiterin am Tag ihrer Corona-Diagnose nicht im Dienst, hieß es auf Anfrage beim zuständigen Rathaus in Capdepera.
„Touristisches Etablissement“ in Cala Ratjada betroffen?
Laut Medien existierte im Raum Cala Ratjada im Juli jedoch mindestens ein mutmaßlicher Corona-Cluster. Wie „Ultima Hora“ schreibt, war angeblich ein „Mitarbeiter eines touristischen Etablissements“ infiziert. Es handelte sich jedoch offenbar um einen externen Freiberufler, und die Ansteckung sei „nicht bei der Arbeit“ erfolgt. Auf Anfrage bezweifelte die Pressestelle im zuständigen Rathaus, dass ein Hotel in Cala Rajada betroffen sein könnte. Die Sozial- und Gesundheitsstadträtin Lorena Molinillo von den Sozialisten (PSOE) war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Nach Berichten der Tageszeitung Ultima Hora gab es in Cala Rajada Anfang Juli innerhalb von einer Woche vier Neuinfektionen mit dem Coronavirus zu verzeichnen. Eine Person befand sich angeblich im Krankenhaus, und 30 Menschen vorsorglich in Quarantäne.
Rathaus dementiert Gefahr eines lokalen Ausreiseverbots für Cala Rajada
Das Rathaus war per Facebook und Twitter Gerüchten entgegen getreten, dass im Nordosten Mallorcas möglicherweise ein regionaler Lockdown kommen könnte, wie es ihn auf dem spanischen Festland zum Beispiel in der Provinz Lleida gibt. Gleichzeitig rief man dazu auf, sich weiter strikt an die Maskenpflicht auf Mallorca zu halten, den Corona-Abstand einzuhalten und sich regelmäßig die Hände zu desinfizieren. Im Gemeindegebiet Capdepera mit Cala Ratjada waren Anfang Juli nach Rathausangaben insgesamt neun aktive Corona-Fälle registriert.
Drohende Ausreisesperre und Quarantäne für Mallorca-Urlauber?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte gesagt, dass der „Ballermann kein zweites Ischgl“ werden dürfe, nachdem deutsche Urlauber auf Mallorca massiv gegen die Maskenpflicht verstoßen hatten und somit das europaweite Konzept zur Öffnung der Grenzen indirekt wieder in Frage stellten. Außenminister Maas drohte leichtsinnigen Urlaubern mit neuen Corona-Beschränkungen.
In der Frankfurter Rundschau war die Rede von einer möglichen „zweiten Welle“, mit der Corona von Mallorca nach Deutschland zurückschwappen könnte. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte obligatorische PCR-Tests oder Quarantäne für alle aus Mallorca ankommenden Reisenden. Für Rückkehrer aus der Türkei ist ein solches Corona-Prozedere bereits Usus.
Schließung von Partybereichen auf Mallorca
Denkbar ist aber auch eine lokale Eingrenzung von Corona-Risiken auf Mallorca, die sich weiterhin nur auf Schließung von kritischen Lokalen oder bestimmten Partybereichen beschränkt. Während in Cala Rajada in der Öffentlichkeit derzeit weitgehend Ruhe herrscht, sind am „Ballermann“ (Playa de Palma) und an der britischen Urlaubermeile in der Gemeinde Calvià im Südwesten Mallorcas derzeit folgende Straßen vollständig für den Gastro-Betrieb gesperrt:
- Carrer de Miquel Pellisa
(Bierstraße) - Carrer del Pare Bartomeu Salvà (Schinkenstraße)
- Carrer Punta Ballena und Umgebung (Briten-Hochburg Magaluf)
Corona-Ausbruch nach Mallorca nun auch auf Formentera
Während das balearische Gesundheitsministerium davon ausgeht, die Fälle auf Mallorca weitgehend unter Kontrolle zu haben, ist im Juli auch ein Corona-Ausbruch mit fünf Infektionen auf Formentera bekannt geworden. Die kleine Insel galt zuvor als nahezu coronafrei und konnte nach dem Höhepunkt der Pandemie schneller aus Lockdown und Quarantäne entlassen werden als Ibiza, Menorca und Mallorca.
Nach einem Bericht der lokalen Tageszeitung „Periódico de Ibiza y Formentera“ war das Hotel RIU La Mola betroffen. Es seien fünf Instandhaltungsmitarbeiter infiziert, die keinen direkten Gästekontakt hatten, hieß es. Unter verschärften Hygienemaßnahmen lief der Betrieb jedoch weiter.
Alle Mitarbeiter wurden einem PCR-Test unterzogen. Ob das auch für die Gäste galt, war zunächst unklar. Später wurde dann bekannt, dass die Zahl der Infizierten im Riu Hotel La Mola auf acht gestiegen ist. Es soll sich ausschließlich um Instandhaltungsmitarbeiter ohne direkten Gästekontakt handeln. Corona-Zahlen werden in Spanien im Übrigen nicht immer auf Gemeindeebene mitgeteilt, um Unruhe in der Bevölkerung zu vermeiden.
Heiko Maas, Jens Spahn und Thomas Bareiß intervenierten wegen „Ballermann-Exzessen“ auf Mallorca
Inzwischen schreibt die Tageszeitung „Diario de Mallorca“, dass nach den maskenfreien Ballermann-Exzessen Anfang Juli gleich drei deutsche Regierungsmitglieder in Madrid interveniert haben sollen. Außenminister Heiko Maas sprach demzufolge mit seiner Kollegin Arancha Gonzalez, Jens Spahn mit dem spanischen Gesundheitsminister Salvador Illa und der Tourismusbeauftragte Thomas Bareiß mit Staatssekretärin Reyes Maroto. Balearen-Präsidentin Francina Armengol sah sich daher offenbar zur sofortigen Schließung der Partyzone am „Ballermann“ veranlasst.
Auf Mallorca gibt es unterdessen Überlegungen, die Gesundheitskontrollen für Reisende aus Barcelona zu verstärken oder diese sogar unter Quarantäne zu stellen, denn in der katalanischen Metropole begann das Virus im Juli wieder, unkontrolliert in der Bevölkerung zu zirkulieren.
Mallorca will Fiebermessungen für Reisende vom Festland
Am Airport von Palma de Mallorca werden unter anderem Fiebermessungen für Ankömmlinge vom Festland ins Auge gefasst. Besorgnis erregt insbesondere die Infektionsquote von 335 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner und Woche in der autonomen Region Aragon, die an die Pyrenäen und Frankreich grenzt und in Europa einen traurigen Corona-Rekord erreicht hat. In Katalonien, das mit Mallorca und den Nachbarinseln traditionell eng verbunden ist, gab es Anfang August über 120 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner und Woche.
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