Die Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus unterscheiden sich bei Kindern und Erwachsenen. Studien zeigen, dass Kinder in seltenen Fällen auch an heftigen Spätfolgen leiden können - selbst wenn eine Infektion asymptomatisch verläuft.

Corona-Symptome bei Kindern: Bauchschmerzen und Erbrechen häufiger als bei Erwachsenen

Das Robert Koch-Institut (RKI) aus Berlin gibt im Steckbrief des Coronavirus die Symptome bei Kindern an:
  • Husten und Fieber: Wie bei Erwachsenen zählen Fieber und Husten zu den häufigsten Symptomen.
  • Magen-Darm-Beschwerden: Eine Magen-Darm-Beteiligung kommt häufiger vor als bei Erwachsenen (Erbrechen, Bauchschmerzen)
  • Teilweise zeigen Kinder dabei keine Symptome an den Atemwegen (z.B. Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen).
Die Mehrzahl der Kinder hat nach Angaben des RKI keine Symptome oder erlebt einen milden Krankheitsverlauf. Nur ein sehr kleiner Teil der Kinder muss intensivmedizinisch versorgt werden.

Corona-Symptome bei Kindern: So häufig kommen Fieber und Bauchschmerzen vor

Das Deutsche Ärzteblatt führt in einem Bericht die Häufigkeit der Symptome bei Kinder auf. Der bericht stützt sich auf eine Datensammlung der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI). In dieser Sammlung wurden bislang deutschlandweit 180 stationäre Aufnahmen von COVID-19-erkrankten Kindern einbezogen. 22 (12 %) davon mussten auf der Intensivstation behandelt werden, es gab einen Todesfall. Mehr als 80 Prozent der Kinder waren symptomatisch. Somit ist die Sammlung nicht repräsentativ für Kinder im Allgemeinen. denn sie zeigt nur die Symptome bei den schweren Fällen.
Das klinische Bild umfasste:
  • Fieber und/oder Allgemeinsymptome 68 Prozent
  • Infektion obere Atemwege 38 Prozent
  • Gastrointestinale Symptome 21 Prozent
  • Bronchitis/Bronchiolitis 11 Prozent
  • Pneumonie (radiologisch gesichert) 11 Prozent
  • Sepsis (+ sepsisähnliches Krankheitsbild) 8 Prozent

Studie aus Belfast empfiehlt, Kinder mit Bauchschmerzen zu testen

Eine Studie der Queen`s University in Belfast an über 1000 Kindern aus England hat gezeigt, dass Magen-Darm-Beschwerden bei Kindern wesentlich häufiger sind als Husten oder Verlust des Geschmackssinns. Dr. Tom Waterfield, Hauptautor der Studie, schlug deshalb vor die Testkriterien bei Kindern in Großbritannien auch auf Kinder mit Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Erbrechen zu erweitern. Ziel der Studie war es herauszufinden, welche Kinder Covid-19 hatten, ohne Symptome zu zeigen. Dafür wurde das Blut der Kinder auf Antikörper getestet. Sieben Prozent der Kinder wiesen Antikörper auf. Nur die Hälfte davon hatte Symptome gezeigt.

Risikofaktoren für einen schweren Verlauf bei Kindern

Kinder, die schwer an Covid-19 erkranken, haben nach Angaben des RKI besonders häufig pulmonale oder kardiale Vorerkrankungen - also Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. In einer europaweiten Studie waren ein Alter unter einem Monat, das Vorliegen einer Vorerkrankung sowie Anzeichen einer Infektion der unteren Atemwege Risikofaktoren für eine Aufnahme auf die Intensivstation.

Schwere Erkrankungen bei Kindern: Komplikationen ähnlich wie Kawasaki-Syndrom möglich

Mehrere Länder berichten nach Angaben des RKI Fälle mit einem Krankheitsbild, welches das „European Centre of Desease Control“ (EDCD) als „paediatric inflammatory multisystem syndrome (PIMS)“ in Kombination mit einem „toxic shock syndrome“ (TSS) bezeichnet. Die Erkrankung weist Ähnlichkeit mit dem Kawasaki-Syndrom auf, das bei Kindern im Zusammenhang mit anderen Infektionskrankheiten beobachtet wird. Symptome dieses Syndroms sind Bauchschmerzen und eine Entzündung von Gefäßen.
Das Risiko für Kinder, an PIMS-TSS zu erkranken, wird vom ECDC als gering eingeschätzt, auch sind durch PIMS-TSS bedingte Todesfälle bei Kindern sehr selten. Auch die Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI) schätzt das Risiko für schwere Verläufe als gering ein.

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Wie behandelt man das Kawasaki-Syndrom?

Hyperinflammationssyndrome wie das Kawasaki-Symdrom sind nach Information der DGPI insgesamt selten, bei Kindern aber bereits vor der COVID-19 Pandemie bekannt gewesen. Unterschiedliche Erkrankungen insbesondere Infektionen mit Viren und Bakterien können solche schweren Entzündungsreaktionen (Zytokinsturm) auslösen, nachgewiesen ist dies bei der Hämophagozytischen Lymphohistiozytose (HLH), beim Makrophagen-Aktivierungssyndrom (MAS), bei einigen Verlaufsformen der Blutvergiftung (Sepsis) und dem Toxic-Schock-Syndrom. Beim Kawasaki Syndrom wird ein ähnlicher Mechanismus vermutet, wobei es hier auch zu einer Vaskulitis (Gefäßentzündung) kommt. Isolierte vaskulitische Zeichen an Fingern und Zehen wie Rötungen und Schwellungen wurden auch bei COVID-19 beschrieben. In der Regel lässt sich diese überschießende Entzündung sehr gut mit Kortison oder anderen Immunsuppressiva und Immunglobulinen behandeln.

Spätfolgen von Covid-19 bei Kindern

Eine Studie des Texas Children´s ospital unter Leitung von Mubbasheer Ahmed zeigt, dass Kinder auch bei einem asymptomatischen Verlauf einer Coronaerkrankung PIMS-TS - auch MIS-C genannt - entwickeln können. Nach Angaben der Wissenschaftler manifestiert sich das Syndrom drei bis vier Wochen nach der Infektion mit dem Coronavirus, die asymptomatisch meist unentdeckt bleibt. Bei PIMS-TS wird durch die Entzündung das Organsystem angegriffen, was zu Schäden an Herz, Lunge, Verdauungssystem und Nieren führen kann. Die Spätfolgen des mit der Covid-19-Erkrankung assoziierten Syndroms können dementsprechend Herzschäden und neurologische Ausfälle sein.
Die Forscher hatten 662 Fälle von MIS-C ausgewertet, die weltweit von Januar bis Juli 2020 gemeldet worden waren. Das Durchschnittalter dieser Fälle lag bei 9,3 Jahren.

Mit Schnupfen in Kita und Schule? Empfehlungen schaffen Klarheit

„Das Kind hat Schnupfen!“ - über Monate hieß das für viele Eltern automatisch, ihren Nachwuchs daheim betreuen zu müssen. Kitas und Schulen schickten Mädchen und Jungen auch bei nur leichten Erkältungssymptomen aus Sorge vor einer Corona-Infektion wieder nach Hause oder nahmen sie gar nicht erst auf. Inzwischen können Mütter und Väter bundesweit etwas aufatmen: In den meisten Bundesländern dürfen Kinder auch mit einer Schnupfennase in Schule und Kita. Es gibt inzwischen eindeutige Empfehlungen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zeigt. In Sachsen-Anhalt heißen diese „Schnupfenpapier“.

Mit Schnupfen in die Schule - in Berlin ist das möglich

Oft sind die Vorgaben inzwischen eindeutig, zum Beispiel in Berlin. Dort erkennen Eltern anhand eines Schemas, wie sie vorgehen sollten: Kinder, die Schnupfen oder Husten, aber kein Fieber haben, dürfen weiter Kita oder Schule besuchen. Ist die Temperatur bei diesen Symptomen bis 38,5 Grad erhöht, muss das Kind mindestens 24 Stunden zu Hause bleiben. Bei weiteren und/oder verstärkten Symptomen wird der Gang zum Arzt empfohlen. Dort werde dann eventuell ein Corona-Test veranlasst, so die Bildungsverwaltung.

Trockener Husten Ausschlusskriterium in Hamburg und Baden-Württemberg

Ähnlich wie in Berlin gibt es auch in anderen Bundesländern klare Empfehlungen. Während in der Hauptstadt aber beispielsweise anhaltender Husten als Ausschlusskriterium gilt, spricht man in Hamburg oder Baden-Württemberg von trockenem Husten, sofern er nicht von einer chronischen Krankheit verursacht wird. Und während in Berlin die Regeln für Kitas und Schulen gelten, differenzieren andere Länder hier.

Sachsen-Anhalt: Eltern müssen Formular unterschreiben

In Sachsen-Anhalt etwa müssen Eltern von Kita-Kindern einmal eine schriftliche Erklärung abgeben, dass sie ihr Kind nur ohne typische Covid-19-Symptome in die Kita schicken. In der Vergangenheit habe es viele Beschwerden gegeben, weil Kitas Kinder mit laufender Nase nach Hause geschickt hätten, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) der dpa. Seit der Neuregelung gebe es diese bisher nicht mehr. Für Grundschüler hat das Bildungsministerium ein „Schnupfenpapier“ mit Empfehlungen veröffentlicht.

Corona in NRW: Kinder mit Schnupfen müssen zu Hause bleiben

In Nordrhein-Westfalen wiederum müssen Kinder mit Schnupfen zunächst 24 Stunden zu Hause beobachtet werden. Bessert sich ihr Zustand und treten keine zusätzlichen Symptome auf, dürfen sie in die Schule. In Bayern dürfen Kinder bei leichten Symptomen wie Schnupfen und gelegentlichem Husten dann in die Schule, wenn sie binnen 24 Stunden kein Fieber entwickelt haben - wobei bei Grundschülern eine Ausnahme gemacht wird.