- Die Corona-Zahlen und die Inzidenz in Deutschland sinken.
- Dennoch breitet sich die indische Variante des Coronavirus B1.617 aus.
- Das RKI und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnen vor der Ausbreitung.
- Zwei Hochhäuser in Velbert-Birth stehen unter Quarantäne
- Das sagt die Virologin Sandra Ciesek zur Mutation aus Indien
Die indische Mutation des Coronavirus mit der Kennzeichnung B.1.617 breitet sich in Großbritannien aus. Auch in Deutschland gibt es erste Fälle, weswegen zwei Hochhäuser in Velbert unter Quarantäne gesetzt wurden. Die Variante gilt als ansteckender. Wie ist ihre Wirkung auf die Wirksamkeit einer Corona-Impfung? Das sagt die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek.
Virologin Ciesek über indische Corona-Variante: Kann Wirkung der Impfung schwächen
Die indische Variante des Coronavirus kann nach Einschätzung Cieseks die Wirkung der Impfung schwächen, ihren Schutz aber nicht ausschalten. Die inzwischen schon in Dutzenden Ländern kursierende Mutante B.1.617 hatte in Deutschland zuletzt einen Anteil von weniger als 2 Prozent, allerdings mit steigender Tendenz.
„Die Varianten aus Indien haben einen leichten Immun-Escape, also eine leicht verminderte Wirksamkeit“, sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Dienstag im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“. Was man beobachte, sei „eine leichte Einschränkung, aber kein vollständiges Versagen der Impfungen“.
Indische Variante in Großbritannien: Corona-Infektionen bei Älteren trotz Impfung
Berichte aus Großbritannien, wonach sich Altenheimbewohner trotz vollständiger Impfung mit dieser Variante neu angesteckt haben, beunruhigen Ciesek nicht allzu sehr: Kein Impfschutz wirke vollständig, gerade bei Älteren mit schlechterem Immunsystem. Reinfektionen seien nicht verwunderlich. „Das Wichtige ist, dass diese Menschen nicht schwer erkranken.“
Ob die indische Variante die Öffnungsschritte der Briten gefährde, könne man derzeit noch nicht abschätzen. Auch in Deutschland müsse man beobachten, ob der Anteil der indischen Variante weiter ansteige oder ob die Zahlen stagnierten. Dabei könne Deutschland von den Daten aus Großbritannien profitieren, wo diese Variante weiter verbreitet sei und wo mehr sequenziert werde.
Indische und andere Variante: Wie es global angesichts steigender Tourismus-Zahlen weitergeht, bleibt abzuwarten
Wie es global weitergehe, wenn mit sinkenden Inzidenzen der weltweite Tourismus zurückkehre, bleibe abzuwarten, sagte Ciesek. „Wir sehen ja gerade in Indien und auch in anderen Ländern wie Brasilien, dass dort neue Varianten entstehen, die dann wieder mit nach Deutschland gebracht werden und hier auch wieder zu einer Gefährdung führen können.“
Auch wenn sich die Lage in Deutschland und Europa entspanne, dürfe man darüber den Rest der Welt nicht vergessen, mahnte Ciesek. „Wir sitzen nicht in einer Glaskugel, sondern sind eine Welt. Deswegen wird die Pandemie auch erst beendet sein, wenn sie weltweit beendet wird.“ Die reichen Länder hätten auch eine Verantwortung, „aber viele denken nur in ihrem Radius“. Sie wünsche sich, dass die Welt nach dem Ende der Pandemie „wirklich versucht, daraus zu lernen und zwar nicht nur vor Ort, sondern auch weltweit“.
Indische Corona-Variante in Velbert-Birth - Bewohner von Hochhäusern unter Quarantäne
Bewohner von zwei Hochhäusern in Velbert-Birth in Nordrhein-Westfalen sind mit der indischen Variante des Coronavirus infiziert worden. Das Kreisgesundheitsamt stellte die beiden Gebäude deshalb unter Quarantäne, wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtete. Die Quarantäne soll nach Informationen der WAZ bis zum 26. Mai dauern. Die rund 200 Bewohnerinnen und Bewohner des Gebäudekomplexes werden mit PCR-Tests getestet.
Indische Coronavirus-Mutante in Velbert - Bisher ein positives Ergebnis
Im Fall der rund 200 Menschen unter Quarantäne in Velbert ist bislang bei einem Bewohner die indische Variante des Coronavirus nachgewiesen worden. Bereits seit Sonntag sind 189 Personen aus zwei Hochhäusern unter Quarantäne gestellt, wie der Gesundheitsdezernent des Kreises Mettmann, Marcus Kowalczyk, am Dienstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Alle Bewohner der beiden Häuser im Stadtteil Birth seien bereits getestet worden.
Insgesamt liegen bisher 19 positive Corona-Tests aus vier Familien in den beiden Häusern vor. Die als besonders ansteckend geltende indische Variante wurde aber nur in einem Fall nachgewiesen. Die Ergebnisse der am Sonntag und Montag vorgenommenen Corona-Reihentestung werden laut Kowalczyk noch am Dienstag erwartet. „Bis die dann positiven Corona-Befunde auf die indische Variante untersucht sind, dauert es aber ungefähr sieben Tage“, stellte Kowalczyk klar. Wie lange die Isolation der Bewohner aufrecht erhalten werden muss, konnte er noch nicht sagen. Zuvor hatte mehrere Medien über den Corona-Ausbruch in Velbert berichtet.
Vor Ort kümmert sich den Angaben zufolge das Deutsche Rote Kreuz (DRK) um die Versorgung der Bewohner. Die indische Corona-Variante war zuvor von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „besorgniserregend“ eingestuft worden. Laut Experten könnte sie bis zu 50 Prozent ansteckender sein als die britische Variante.
Corona Deutschland: Indische Mutation breitet sich aus
Die neu als besorgniserregend eingestufte, zunächst in Indien entdeckte und inzwischen schon in Dutzenden Ländern kursierende Mutante B.1.617 hatte zuletzt einen Anteil von weniger als 2 Prozent. Die absolute Zahl liege weiter „nur im zweistelligen Bereich“ - zuletzt bei etwa 30 Fällen pro Woche, heißt es im RKI-Bericht vom vergangenen Mittwoch (12.5.). Der Anteil sei aber jüngst stetig gestiegen.
Indien-Mutation des Coronavirus: 26 bestätigte Fälle in Berlin
Die als besorgniserregend geltende Corona-Variante, die in Indien entdeckt wurde, ist bislang 26 mal in Berlin nachgewiesen worden. Für sechs dieser Fälle sei eine Verbindung mit Reisen angegeben, teilte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit auf dpa-Anfrage mit (Datenstand: Dienstag).
Die tatsächliche Zahl der Fälle liegt demnach aber wohl schon etwas höher: In zwei Ausbrüchen mit zwei beziehungsweise vier Infizierten seien erst für je einen Fall die Nachweise erbracht. Teils stünden Ergebnisse noch aus, sagte der Sprecher am Mittwoch. Von den insgesamt drei bekannten Ausbrüchen hieß es bei zweien, es handle sich um Privathaushalte mit Bezug zu Reisen nach Indien.
Die von Fachleuten als B.1.617 bezeichnete Variante aus Indien ist kürzlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besorgniserregend eingestuft worden - ebenso wie die Mutanten, die in Großbritannien (B.1.1.7), Brasilien (P.1) und Südafrika (B.1.351) entdeckt wurden.
Aktuell treten immer mehr Varianten des Coronavirus auf. Sie haben einen entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf der Pandemie. Wie gut hilft der Impfschutz bei diesen Mutanten?
Indische Variante in Großbritannien auf dem Vormarsch - Lauterbach fordert Konsequenzen
Die zunächst in Indien entdeckte Variante des Coronavirus breitet sich in Großbritannien weiter aus. Es gebe landesweit 2323 bestätigte Fälle, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Montag im Parlament. Das sind gut 1000 mehr als noch am 12. Mai. Vor allem die mittelenglischen Städte Bolton und Blackburn sind betroffen. Es gebe Hinweise, dass die Variante ansteckender sei als die bisher bekannten Formen. Aber der Umfang sei noch unbekannt. Hancock betonte, frühe Analysen legten nahe, dass die Impfungen gegen die Variante schützten. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte deshalb Großbritannien zum Virusmutantengebiet zu erklären.
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Indische Variante: Das ist bisher über die Mutation des Coronavirus bekannt - ist sie gefährlicher?
- Wie heißt die Variante? Die indische Mutation trägt die Kennzeichnung B.1.617
- Woher kommt die Mutante? Die Variante B.1.617 wurde zuerst in Indien entdeckt. Dort soll sie für die hohen Fallzahlen verantwortlich sein.
- Wie gefährlich ist B.1.617? Das RKI stuft die Variante als „besorgniserregend“ ein. Die Variante weist zwei Mutationen am Oberflächenprotein auf, was laut RKI möglicherweise zu einer geringeren Neutralisierbarkeit durch Antikörper in Verbindung gebracht werden könnte.
- Ist die indische Variante ansteckender? Das ist aktuell noch unklar. SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach teilte auf Twitter die Vermutung, dass sie um 40 % ansteckender sein könnte als B117. Genaue Daten liegen dazu jedoch nicht vor.
Impfschutz indische Variante: Helfen Astrazeneca und Biontech gegen indische Variante?
Nach RKI-Angaben deuten erste Laborexperimente darauf hin, dass die Wirksamkeit von Impfstoffen bei dieser Mutante nicht substanziell beeinträchtigt ist. Gesicherte Daten liegen aber auch hier noch nicht vor. Eine noch nicht von Experten begutachtete Studie aus Indien über den auf dem Subkontinent verwendeten Impfstoff Covaxin zeigt, dass dessen Wirksamkeit bei B.1.617 wohl zwar im Vergleich zum Wildtyp etwas vermindert sein könne, aber noch in etwa so gut sei wie bei B.1.1.7. „Ein Grund zur Sorge, dass die Impfungen durch diese Virusvariante ihre Wirksamkeit verlieren, besteht aktuell nicht“, sagt Ende April der Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Berliner Charité, Leif-Erik Sander, dem Science Media Center.
Corona Zahlen Indien: 25 Millionen Infizierte - woran liegt das?
Seit Pandemiebeginn haben sich in Indien mehr als 25 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. In den vergangenen 24 Stunden wurden mehr als 263.000 neue Infektionen erfasst, wie Zahlen des indischen Gesundheitsministeriums am Dienstag zeigten. Die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen sank zuletzt tendenziell. Allerdings verlagert sich die Pandemie zunehmend in die ländlichen Regionen Indiens - und dort gibt es deutlich weniger Testmöglichkeiten und eine schlechtere Gesundheitsversorgung. Die Dunkelziffer der Corona-Fälle dürfte entsprechend hoch sein. In den vergangenen 24 Stunden starben nach offiziellen Angaben 4329 Menschen mit oder an Corona - ein Höchststand für Indien seit Pandemiebeginn.
Ärztinnen und Ärzte im Land warnen vor der Zunahme einer seltenen Pilzkrankheit mit hoher Todesrate. Der staatliche Indian Council of Medical Research hielt kürzlich Krankenhäuser dazu an, bei Patienten mit einer Corona-Infektion, mit Diabetes oder einer Immunschwäche auf frühe Symptome dieser Krankheit zu achten. Sie befürchten, dass die Krankheit von Steroiden ausgelöst oder verschlimmert werden könnte, die bei der Behandlung von Corona-Patienten eingesetzt werden. An Mukormykose kann erkranken, wer bestimmte Schimmelpilzsporen einatmet oder sie über eine Hautverletzung aufnimmt, heißt es in einem Artikel der „Ärztezeitung“.
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