• Wie kann das Impfen in Deutschland schneller vorangehen?
  • Kommt im Juni mehr Impfstoff?
  • Und wird es Impfungen für Kinder geben?
  • Vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern gibt es viele offene Fragen.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder sind am Donnerstag, 27.05.2021, zu einem weiteren Impfgipfel zusammengekommen. Bei dem Treffen, bei dem sich einige Länderchefs im Kanzleramt versammelt und andere per Video zugeschaltet haben, soll es vor allem um den Fortgang der Corona-Impfkampagne sowie um Impfungen für Kinder gehen.


Impfung von Kindern? Spahn fordert vor Impfgipfel rasches Impfen in Deutschland

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist dafür, Kindern ab 12 Jahren möglichst rasch Impfangebote zu machen. Zuvor muss jedoch die EU-Arzneimittelbehörde EMA über eine entsprechende Zulassung für den bisher ab 16 Jahren zugelassenen Impfstoff von Biontech und Pfizer entscheiden. Das wird an diesem Freitag erwartet.
Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), mahnte vor den Beratungen einen „realistischen Fahrplan für mögliche Impfangebote bei Kindern und Jugendlichen“ an. Dabei müssten die Impfstofflieferungen und die Verteilung unter den Ländern berücksichtigt werden.

Brandenburgs MP Woidke kritisiert Verteilung des Impfstoffs in Deutschland

Und hier hakt es immer wieder, Impfstoff gilt in Deutschland weiter als knappes Gut. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kritisierte kurz vor dem Impfgipfel das Verteilungssystem: „Brandenburg bekommt prozentual weniger als andere Länder“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er wolle nun wissen, woran das liegt. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) beklagte im Spiegel: „Die Impfstoffverteilung in Deutschland ist ungerecht.“

Impfung in Deutschland: Das fordert die Opposition vor dem Bund-Länder-Treffen

Oppositionspolitiker fordern vom Bund-Länder-Impfgipfel eine klare Perspektive für die nächsten Wochen und Monate. „Die Bevölkerung leidet zunehmend unter den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und erwartet Antworten von der Bundesregierung, wie es jetzt konkret weitergehen soll“, erklärte FDP-Generalsekretär Volker Wissing am Donnerstag. „Wir erwarten Antworten auf die Frage, wie die Impfungen beschleunigt werden können. Wir erwarten eine klare Linie der Bundesregierung zur Frage, wie wir mit der Impfung von Kindern und Jugendlichen umgehen“, fügte Wissing hinzu. Auch müssten „alle Fragen“ zum geplanten digitalen Impfnachweis beantwortet werden. „Die Ungeduld in der Bevölkerung sie steigt“, zeigte sich Wissing überzeugt. „Umso präziser müssen die Antworten der Bundesregierung jetzt sein.“

Linke fordert Impfangebot für alle, die geimpft werden wollen

Die Vorsitzende der Linksfraktion, Amira Mohamed Ali, forderte von der Bund-Länder-Runde ebenfalls Klarheit darüber, „wie es in den nächsten Wochen und Monaten mit dem Impfen weitergehen wird, damit endlich alle Menschen, die geimpft werden wollen, auch ein Impfangebot bekommen“. Deutschland sei weiterhin „meilenweit von der rettenden Herdenimmunität entfernt“. Bezüglich der Impfung von Kindern und Jugendlichen seien „verbindliche Daten über die Sicherheit des Impfstoffs für Kinder“ und eine gute Vorbereitung nötig, damit - nach erfolgter Freigabe - auch sofort geimpft werden kann. Solange aber nicht einmal genug Impfstoff für Eltern und Lehrer vorhanden ist, erscheint die Diskussion um das Impfen von Kindern wie eine Ablenkungsdebatte.

Impfung in Deutschland aktuell - So viel Impfstoff soll es im Juni geben

Im kommenden Monat werden in Deutschland voraussichtlich mehr als 31 Millionen Corona-Impfdosen ausgeliefert. Das geht aus Unterlagen des Bundesgesundheitsministeriums für die Länder zum Impfgipfel am Donnerstag hervor. Von den ursprünglich für das gesamte zweite Quartal 80 Millionen zugesagten Impfdosen wurden demnach 31 Millionen geliefert.
  • LIEFERUNGEN JUNI: Wochenweise Lieferpläne lägen bis Ende Juni bisher nur von den Herstellern Biontech/Pfizer und Moderna vor. Demnach werden in den Juniwochen vom 31. Mai bis 4. Juli 25,7 Millionen Biontech-Dosen und knapp 3 Millionen Moderna-Dosen erwartet. Von Astrazeneca sind es in der ersten dieser Wochen 2,4 Millionen und von Johnson & Johnson 0,5 Millionen Dosen. Astrazeneca und Johnson & Johnson kündigten Lieferungen aber nur kurzfristig an.
  • IMPFQUOTE PRO IMPFSTOFF: Insgesamt wurden in den Ländern laut den Angaben bisher im Schnitt 88 Prozent der gelieferten Impfdosen verimpft - die Spanne reicht von 76 Prozent in Brandenburg bis 98 Prozent in Bremen. Vom Biontech-Präparat wurden 91 Prozent verimpft, von Moderna 76 Prozent und von Astrazeneca 87 Prozent. Bei Johnson § Johnson liegt die Quote bisher nur bei 35 Prozent, allerdings bei erst 425 000 gelieferten Dosen. Es ist der einzige Impfstoff, bei dem eine Impfung reicht, weshalb mobile Impftrupps ihn etwa bei Obdachlosen einsetzen, bei denen nicht leicht zwei Termine in größerem Abstand ausgemacht werden können.
  • DRITTES QUARTAL: Für das dritte Quartal liegen laut Gesundheitsministerium außer von Moderna bisher keine Lieferpläne vor. „Die Hersteller sind gefordert, diese so zeitnah als möglich zu übersenden“, so das Ressort von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Erwartet würden für das dritte Quartal insgesamt über 120 Millionen Impfstoff-Dosen.
  • LIEFERUNGEN AN DIE LÄNDER: Für die Impfzentren wurden und werden gemäß den Plänen im Mai und Juni zwischen 2,4 und 2,6 Millionen Dosen pro Woche an die Länder geliefert - 22,4 Millionen Dosen. Ein Sonderkontingent von 351 000 Dosen für Länder mit Grenzgebieten werde den anderen Ländern in der letzten Juniwoche ausgeglichen.
  • LIEFERUNGEN AN DIE PRAXEN: 65 000 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte beteiligen sich aktuell an der Impfkampagne, wie das Ministerium weiter aufführt. In den sieben Wochen, seitdem auch die Praxen impfen, seien dort 12,6 Millionen Dosen gespritzt worden. Betriebsärzte und niedergelassene Privatärzte sollen routinemäßig ab dem 7. Juni impfen.
  • ENDE DER PRIORISIERUNG: Menschen mit besonderem Risiko wie Alter, Vorerkrankungen oder bestimmten Berufen, die noch nicht geimpft sind, sollen auch weiter vorrangig an die Reihe kommen. Zwar soll am 7. Juni wie beschlossen die Priorisierung aufgehoben werden. Aber: „Auch nach der Aufhebung der Impfpriorisierung stellen die Länder sicher, dass etwaige Nachzügler aus den Priorisierungsgruppen möglichst kurzfristig ein Impfangebot erhalten können.“ Die Länder könnten auch entscheiden, die Priorisierung in Impfzentren aufrecht zu erhalten. Mehr als 75 Prozent der Über-60-Jährigen seien im Bundesschnitt mindestens einmal geimpft, über 30 Prozent voll geschützt.
  • IMPFSTOFF FÜR KINDER UND JUGENDLICHE: Für die Impfung von Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren will der Bund den Ländern die nötigen Impfdosen zur Verfügung stellen, wenn das Vakzin von Biontech/Pfizer dafür zugelassen wird. Angesichts von 5,3 Millionen Menschen dieses Alters geht der Bund von jeweils 3,18 Millionen Dosen für die Erst- und die Zweitimpfung als Bedarf auf - bei einer angenommenen Impfbereitschaft von 60 Prozent.