Wer am Mittwoch, 14. Juni ein Rezept in einer Apotheke einlösen will, der wird es schwer haben, denn wegen eines Protesttags gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung sollen an diesem Tag viele Apotheken in Deutschland geschlossen bleiben. Laut einer aktuellen Befragung von aposcope wollen 57 Prozent der leitenden Apotheker:innen ihre Apotheke schließen. Brancheninsider gehen davon aus, dass sich die Zahl noch deutlich erhöhen wird. Beim „Protesttag“ sind in mehreren Städten auch Demonstrationen und Kundgebungen geplant. Doch wo, wann und wie lange wird eigentlich genau gestreikt? Und welche Apotheken haben heute Notdienst?
Apotheken Streik: Wann wird protestiert?
Laut der Webseite der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sollen Apotheken Mittwoch, den 14.06.2023 geschlossen bleiben. Weitere Protesttage sind bislang nicht angekündigt. Allerdings sagte die Präsidentin des Branchenverbandes Abda, Gabriele Overwiening, dem „Focus“ laut Vorabmeldung, dass auch weitere Aktionen nicht ausgeschlossen sind: „Werden wir nicht gehört, werden wir erneut demonstrieren“.
Wo bleiben die Apotheken überall geschlossen?
Der Protest-Aufruf gilt bundesweit. Somit sind Apotheken in ganz Deutschland betroffen. Es bleibt allerdings abzuwarten, wer sich alles dem Protest anschließt und in welcher Form. Laut der aktuellen aposcope-Befragung sagt mehr als die Hälfte (57 Prozent) der leitenden Apotheker:innen, dass die eigene Apotheke am 14. Juni geschlossen bleibt. 10 Prozent schließen für eine begrenzte Zeit. Weitere 26 Prozent denken noch darüber nach.
Bekommt man jetzt am 14. Juni keine Medikamente?
Doch – die Arzneimittelversorgung soll an dem Protesttag aufrechterhalten bleiben – allerdings nur über die Notdienstapotheken.
Notdienst: Welche Apotheken haben geöffnet?
Wer am Mittwoch, den 14.06.023 auf wichtige Medikamente angewiesen ist, kann eine Notfallapotheke aufsuchen. Die Notfallapotheken im Überblick:
Gesundheitspolitik der Bundesregierung in Grund für den Protest
Der Protesttag der Apotheken richtet sich gegen gesundheitspolitische Entscheidungen der Bundesregierung. „Für unseren Berufsstand steht fest: Die Bundesregierung hat diesen Protesttag provoziert“, so die Präsidentin der ABDA. „Lieferengpässe, Personalnot und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung. Weil die Bundesregierung in ihren Gesetzesvorhaben immer wieder die Probleme der öffentlichen Apotheken übergeht, destabilisiert sie die Arzneimittelversorgung in Deutschland“.
Die Branche fordert unter anderem Honoraranhebungen. Die Zahl der Apotheken fiel zuletzt unter die Marke von 18 000, Ende März gab es bundesweit noch 17 939 Apotheken - das war der niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren. Erfasst werden Hauptapotheken und Filialen, von denen Apotheker bis zu drei betreiben können.
Die ABDA hat ihre Mitgliedsorganisationen nun über den bevorstehenden Protesttag informiert und auch über die Vielzahl an Unterstützungsmaßnahmen, die von der Bundesvereinigung in den kommenden Wochen bereitgestellt werden. Gleichzeitig sind die Kammern und Verbände dabei, diesbezüglich mit Apotheken in allen Bundesländern zu kommunizieren. Der diesjährige "Tag der Apotheke" am 7. Juni wird ebenfalls im Zeichen des politischen Protests stehen.
Stimmen aus der Bundesregierung
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat Forderungen nach höheren Vergütungen bereits eine Absage erteilt. Er äußerte Verständnis dafür, dass die Apotheken auf Honorarwünsche und andere Probleme hinwiesen. Mangels zusätzlicher Haushaltsmittel und steigender Beiträge für die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) gebe es die Spielräume dafür im Moment aber leider nicht.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen äußerte Kritik gegenüber den Apothekern in Bezug auf ihren geplanten bundesweiten Protesttag, der für diesen Mittwoch geplant ist. Im Deutschlandfunk äußerte er am Dienstag seine Bedenken und betonte, dass Apotheken als Vertrauensorte und lokale Ansprechpartner für gesundheitliche Fragen benötigt werden. Er zeigte Verständnis für die Sorgen vieler Apotheker, war jedoch der Meinung, dass ein Streik wirklich die falsche Lösung sei.
(mit Material von ots und dpa)