Die schockierende Gewalttat mitten in der Ulmer Innenstadt hat bei vielen Menschen und auch bei der Polizei Entsetzen ausgelöst: In der Nacht auf Mittwoch, 08.02.2023, haben Unbekannte einen Polizisten schwerst verletzt. Wie ein Sprecher des Ulmer Polizeipräsidiums berichtet, wurde der Beamte von vier Männern angegriffen. Das Opfer der offenbar überaus brutalen Attacke ist ein 25 Jahre alter Polizeibeamter.
Bei der Polizei läuft die Suche nach den Tätern weiterhin mit Hochdruck. Eine konkrete erste Spur zu einem oder mehreren Tatverdächtigen gab es am Donnerstagmorgen allerdings noch nicht, berichtete ein Sprecher auf Anfrage. Man setze auf Hinweise aus der Bevölkerung und die weitere Auswertung der Spuren im Bereich des Tatortes. Dazu gehören nicht nur Spuren auf der Straße, sondern zum Beispiel auch DNA-Spuren an der Kleidung des Opfers. Zudem werden Handy-Daten ausgewertet.
Opfer der Prügelattacke konnte erstmals aussagen
Am Donnerstag wurde bekannt, dass der angegriffene Polizeibeamte bereits am Mittwochabend vernommen werden konnte. Details dazu wurden allerdings nicht genannt. Die Ermittler konnten inzwischen auch einen Zeugen ausfindig machen, der die Täter wegrennen sah. Verdächtige hat die Polizei laut Michael Bischofberger von der Staatsanwaltschaft aber noch nicht ermittelt.
Polizist bei Angriff mitten in Ulm schwer verletzt
Wie kam es zu der Gewalttat? Wie die Staatsanwaltschaft Ulm und das Polizeipräsidium Ulm berichten, hatte sich der Vorfall gegen 1.20 Uhr nachts in der Nähe des Kornhausplatzes ereignet. Demnach war der 25 Jahre alte Polizeibeamte privat in Zivil im Bereich Bärengasse/Kornhausplatz unterwegs gewesen. Am Kornhausplatz seien ihm vier Männer aufgefallen, die sich auf nicht näher genannte Weise verdächtig verhielten. Aus diesem Grunde rief der 25-Jährige seine Kollegen bei der Polizei an.
Vier Täter: Massive Attacke auf 25 Jahre altes Opfer
Das bemerkten die vier Männer. Noch bevor die alarmierten Streifen eintrafen, griffen sie den jungen Beamten laut Polizei „massiv“ an – obwohl er ihnen sagte, dass er Polizist sei. Die Attacke der vier Täter war offensichtlich so heftig, dass der 25-Jährige schwerst verletzt wurde. Der Rettungsdienst brachte ihn ins Krankenhaus. Dort wird er stationär behandelt. Er wurde bereits ein erstes Mal operiert, weitere Operationen werden noch nötig sein, hieß es im Polizeipräsidium.
Ulms Polizeipräsident Bernhard Weber: Sind zutiefst bestürzt
Im Ulmer Polizeipräsidium herrscht tiefe Betroffenheit angesichts der Tat. Nach Angaben von Ulms Polizeipräsident Bernhard Weber ist der junge Mann schwerst verletzt worden. Er müsse auch noch einmal operiert werden. Weber sagte am Mittwochnachmittag: „Wir sind bestürzt und fassungslos angesichts der Brutalität dieser Tat.“
Auch die Gewerkschaft der Polizei zeigt sich erschüttert und fassungslos. „Die Verrohung, Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber der Polizei hat sich in dem tragischen Fall von Ulm erneut von seiner schlimmsten Seite gezeigt“, teilte Thomas Mohr mit, Vize-Landesvorsitzender der GdP. Ein Polizist, der seine Pflicht zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung wahrgenommen hatte, sei Opfer brutaler und massiver Gewalt geworden.
Weitere Details nach Aussage erwartet
Wie genau das Geschehen ablief, und ob bei dem Angriff auch eine Waffe verwendet wurde, ist imm er noch unklar. Offen ist auch, in welcher Weise die vier Männer sich verdächtig verhielten, etwa in Bezug auf Drogen, einen Einbruch oder auf andere Straftaten. Diese wichtigen Informationen, und vor allem auch eine detailliertere Täterbeschreibung, werden erst zur Verfügung stehen, wenn das Opfer zu weiteren Details befragt werden kann.
Eigene Ermittlungsgruppe fahndet mit Personenbeschreibung nach Verdächtigen
Die Kripo ermittelt Bernhard Weber zufolge weiterhin auf Hochtouren. Die Polizei hat wegen des Verbrechens eine eigene Ermittlungsgruppe gegründet und fahndet intensiv nach den vier Gewalttätern. Dazu gibt es eine bisher recht vage Personenbeschreibung, die von der Polizei noch nicht aktualisiert wurde:
- Vier Männer
- 17 bis 23 Jahre alt
- 1,70 bis 1,85 Meter groß
- Normale Statur
- Dunkle Kleidung
Die Polizei bittet um Hinweise von möglichen Zeugen, die zur Tatzeit rund um den Kornhausplatz verdächtige Personen gesehen haben.
Wer Hinweise geben kann, soll sich bei der Ulmer Polizei unter der Telefonnummer 0731 1880 melden.
Attacke auf Beamten: Blutspuren am Kornhausplatz in Ulm
Die Polizei ermittelte bereits am Mittwoch, dem Morgen nach dem Gewaltexzess, am Tatort. An der Ecke Bärengasse und Kornhausplatz zeugten am Vormittag immer noch Blutflecken von dem Geschehen in der Nacht. Die Spurensicherung hat die Stellen mit gelben Markierungen gekennzeichnet. Insgesamt sind es drei kleine Kreise und ein großes gelbes Oval, die mit greller Sprühfarbe auf den Boden gezeichnet sind. Diese Spuren könnten entscheidende Hinweise liefern. „Wenn jemand massiv verletzt wird, ist es immer möglich, dass dabei Spuren des Täters zurückgelassen wurden“, sagte ein Sprecher der Behörde der dpa.
Spuren- und Zeugen-Suche nach Angriff auf Polizisten in Ulm
Eine Anwohnerin berichtete am Mittwochmorgen, dass die Ermittler und die Spurensicherung gegen 9 Uhr in der Gegend um die Bärengasse gewesen seien. Offenbar haben sie das gesamte Umfeld intensiv untersucht: In der Bärengasse sind zwischen Hafenbad und dem mutmaßlichen Tatort, nahe einem Baum neben der Ulmer Volkshochschule (vh), immer wieder gelbe Markierungen auf der Straße und auf dem Gehweg zu sehen. Auch Anwohner in Geschäften sollen befragt worden sein.
Anwohnerin: Polizei sucht mit Spürhund
Die Anwohnerin berichtet auch, dass die Ermittler der Polizei einen Hund eingesetzt hätten, um in der Ulmer Innenstadt nach Spuren zum mutmaßlichen Täter zu suchen. Eine Bestätigung dafür gab es nicht.
Immer wieder Angriffe auf die Polizei
Attacken und Gewalt gegen Polizisten und Polizistinnen sind in Ulm und der Region nicht selten.
- Zuletzt gab es eine Attacke am 28.01.2023 in Ulm: In der Schillerstraße mussten Beamte bei einer Schlägerei eingreifen. Dabei trat ein 19-Jähriger nach einem der Beamten und versuchte, ihm Kopfstöße zu versetzen.
- In der Silvesternacht, 31.01.2023, gab es in mehreren Städten Randale und auch gezielte Angriffe auf Polizeibeamte und Rettungsdienste.
Kriminalstatistik: Viele Fälle von Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte
Häufen sich Fälle von Gewalt gegenüber der Polizei im Land Baden-Württemberg? Die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS) zum Jahr 2021 gibt Auskunft.
- Demnach gab im Jahreszeitraum 5049 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte.
- Hinzu kommen 187 Fälle von Gewalt gegen Feuerwehr- und Rettungsdienstkräfte.
- Im Jahr 2021 wurden laut PKS 2453 Polizisten leicht verletzt und 18 schwer. Bei den Rettungskräften gab es 76 Verletzte.
- Im Vergleich zu 2020 waren die Zahlen leicht rückläufig. Für 2022 gibt es noch keine Zahlen, sie sollen sich aber laut SWR im ähnlichen Bereich bewegen.
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