Hochsommer in Ulm, Neu-Ulm und dem Umland. Das heißt im Normalfall Sonnenschein, Badewetter und Hitze. Wenn die Temperaturen in der Region Richtung 30 Grad und mehr klettern, bedeutet das aber auch unweigerlich eins: viel heiße Luft und das wortwörtlich. Wärme, die von Ventilatoren herumgepustet wird oder erhitzte Luft, die Moritz Friess aus Pfuhl für seinen Rekordversuch benötigt. Luft, die sich wärmer anfühlt als sie eigentlich ist oder der Luftstrom aus dem Fön beim Friseurbesuch. Die heiße Luft ist aktuell manigfaltig.
Für ihn ist der Sommer viel zu heiß
Manchmal wünscht man sich ab gewissen Temperaturen, dass die Arbeit in den Sommermonaten einfach ausgesetzt wird. Auf der einen Seite wäre es deutlich angenehmer, am Strand zu liegen und an einem kühlen Getränk zu nippen. Auf der anderen ist es in vielen Arbeitsstätten im Sommer einfach deutlich zu heiß. Das schlägt aufs Gemüt, kann die Konzentrationsfähigkeit einschränken und jede kleine Anstrengung wird von Schweißausbrüchen begleitet. Torsten Baumann ist kein großer Hitze-Fan. Das Büro des selbstständigen Finanzberaters ist am Eselsberg und dort kann es im Sommer warm, um nicht zu sagen zu warm werden. „Ich habe über die Jahre viel ausprobiert. Heruntergelassene Jalousien, Ventilatoren, kühle Getränke und so weiter. Wirklich geholfen hat davon, zumindest ab gewissen Temperaturen, nichts“, erzählt er. Der nächste logische Schritt für viele wäre an der Stelle vermutlich eine Klimaanlage, doch davon will Torsten nichts wissen. „Da sind zum einen die Kosten. Für mich ist es aber vor allem die Luft. Vielleicht bin ich da zu empfindlich, aber die ist so trocken und das geht bei mir direkt auf die Schleimhäute“, erklärt er. Torsten wählt mittlerweile einen anderen Weg, um der Hitze zu entgehen. Der ist etwas ungewöhnlich, scheint aber für ihn zu funktionieren. „Im Sommer arbeite ich jetzt hauptsächlich nachts. Das heißt, ich fange gegen halb drei in der Früh an und arbeite dann bis um zehn. Meine Kundentermine sind natürlich nach wie vor tagsüber. Das funktioniert erstaunlich gut“, meint der Ulmer.
Für Sie kann der Sommer nicht warm genug sein
Nachts zu arbeiten wäre für Anastasia „Nancy“ Chidiroglou zwar nicht unmöglich, aber auch nicht ganz so einfach. Die Friseur- und Perückenmachermeisterin hat vor zwei Jahren ihren Salon „Perfect Hair“ in der Frauenstraße eröffnet. Ob es der Kundschaft jetzt gefallen würde, wenn Nancy Haarschnitte nur noch zu nachtschlafender Zeit anbieten würde, ist fraglich. Das muss sie aber auch gar nicht, denn die 33-Jährige behält auch bei hohen Temperaturen einen kühlen Kopf. „30 oder 40 Grad? Gar kein Problem“, lacht sie. „Ganz im Gegenteil. Mit der Hitze komme ich gut klar. Ich liebe es, wenn es schön warm ist.“ Auch ihren Kunden macht die Wärme nur selten etwas aus, selbst wenn sich zu den sommerlichen Temperaturen noch die heiße Luft aus dem Fön gesellt. Und falls es jemandem doch zu heiß werden sollte, hat die Ulmerin auch dafür eine Lösung. „Dann gibt’s einfach ein schönes kaltes Glas Wasser mit Eiswürfeln und einem Spritzer Zitrone. Oder ich mach die Tür auf und lass den Wind durchziehen. Ist doch kein Problem“, sagt sie mit einem Grinsen.
Sauna im Sommer: Richtig abschwitzen für's Immunsystem
Wenn es um das Saunieren geht, assoziieren das die meisten Menschen mit der kalten Jahreszeit. Tatsächlich gibt es aber viele, die dem Gang in die Sauna auch im Sommer nicht abgeneigt sind. Zwar erscheint es im ersten Moment nicht ganz logisch, sich bei sowieso schon hohen Temperaturen noch höheren auszusetzen, die Art der Hitze macht allerdings den Unterschied.„Obwohl in der Sauna Temperaturen von 80 Grad und mehr herrschen können, vertragen die Menschen diese Hitze besser als im Freien“, so Christiane Zelass. Die Briefträgerin aus Senden kennt sich aus. Seit ihrem 16. Lebensjahr ist sie Stammkundin in verschiedenen Saunen und hat sogar eine eigene im Keller. „Draußen nimmst du die Hitze oft als drückend wahr, vor allem wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Das belastet den Kreislauf“, erklärt die 42-Jährige. „In der Sauna ist die Luftfeuchtigkeit deutlich geringer. Dadurch lässt sich die Temperatur, obwohl sie höher ist, viel besser ertragen.“ Dazu muss allerdings gesagt werden, dass das insbesondere auf Menschen zutrifft, die häufig in die Sauna gehen. Menschen, die wenig bis gar nicht saunieren, nehmen die hohen Temperaturen oftmals als unangenehm wahr. „Das ist einer der Gründe, warum ich auch im Sommer in die Sauna gehe. Blöd gesagt, um es nicht zu verlernen“, sagt Christiane. „Wenn ich den Sommer über aussetzen und im Herbst oder Winter wieder mit dem Saunieren beginnen würde, dann bräuchte es vermutlich ein paar Anläufe, bis ich wieder wirklich so weit wäre.“ Zwei nette Nebeneffekte hat der Saunabesuch im Sommer dann auch noch, findet die Sendenerin: „Wenn du wieder rauskommst, herrscht draußen für ein paar Minuten immer diese gefühlt perfekte Temperatur. Das ist herrlich. Und eine Sache darf man nicht vergessen: Dieser Wechsel zwischen warm und kalt ist gut für das Immunsystem. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal wirklich krank war.“
Das warme Plätzchen im Botanischen Garten Ulm
Das komplette Gegenteil zur Sauna, vor allem was die Luftfeuchtigkeit angeht, bietet ein Besuch im Botanischen Garten. Wer sich einmal fühlen möchte wie im Regenwald, ist hier richtig – zumindest in den Gewächshäusern. Vor lauter Grün bekommt man hier zunächst gar nicht mit, wie viele unterschiedliche und ungewöhnliche Pflanzen um einen herum wachsen. Neben Nutz- und Heilpflanzen, Farnen, Ananasgewächsen und verschiedenen Blumen auch Kletterpflanzen wie der Jadewein. Durch die türkisfarbenen Blüten, welche beinahe metallisch schimmern, wirkt die Pflanze wie von einem anderen Planeten. Tatsächlich ist sie aber unter anderem auf den Philippinen heimisch und eines der Schmuckstücke des Botanischen Gartens. Auch die anderen Pflanzen sind zumeist in den Tropen und Subtropen beheimatet, dementsprechend ist das Klima in den Gewächshäusern. Obwohl das Thermometer nur eine Temperatur von 24 Grad anzeigt, fühlt sich die Luft deutlich wärmer an. Der Grund ist die sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Schweißausbrüche sind vorprogrammiert. Was die Gewächshäuser dann wiederum mit der Sauna verbindet, ist das Gefühl, wenn man sie verlässt. Die Luft außerhalb fühlt sich frischer und kühler an. Im Botanischen Garten gibt es weder Dusche noch Tauchbad, dafür aber den Biergarten am Botanicum. Da kann man sich dann nochmal von innen abkühlen.
Tiere, die die Wärme lieben wohnen im Ulmer Tiergarten
Mehr als 2.000 Tiere gibt es im Ulmer Tiergarten zu bestaunen. Darunter auch welche, die es ganz und gar nicht kalt mögen, wie zum Beispiel Krokodile, Schildkröten und Affen. Sie wohnen im Tropenhaus, wo – ähnlich wie im Botanischen Garten – das ganze Jahr über eine hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen herrschen. Das merken auch die Besucher. Tina Hiller und Tochter Laura (Namen geändert) sind oft zu Besuch in Ulms kleinem Zoo. Das Tropenhaus mögen sie zwar, aber in den Sommermonaten ist es ihnen fast zu warm. „Das fühlt sich komisch an, so wie im Backofen. Aber im Winter ist es schön, wenn man von draußen reinkommt“, weiß die sechsjährige Laura. Mutter Tina sieht das ähnlich. „Wenn es draußen eh schon heiß ist, ist mir das fast zu viel. Schön ist es aber trotzdem und Laura will immer zu den Affen. Jetzt gehen wir aber wieder raus“, meint sie lächelnd.Im Gegensatz zu Laura und ihrer Mutter hat Andreas mit den Temperaturen überhaupt kein Problem. Seit 2005 arbeitet er im Tiergarten. „Wind, Wetter, kalt, warm. Mir macht das nichts aus“, lacht er, bevor er Affenmännchen Chicco und Waldschildkröte Waldter einen Besuch abstattet. Die beiden leben im Tropenhaus in einer ungewöhnlichen WG miteinander. „Chicco ist über den Tierschutz zu uns gekommen. Da er eine Handaufzucht ist, verträgt er sich leider nicht mit seinen Artgenossen. Waldter hingegen wurde den Schildkrötendamen zu aufdringlich. Deswegen musste er ausquartiert werden. Waldter und Chicco leben in einer Win-win-Situation“, versichert Andi. Und das funktioniert überaus gut. „Zwar klaut Chicco Waldter ab und an etwas von seinem Futter – dafür hat er einen entspannten und gemütlichen Platz in der großen Dschungelvoliere und keiner von beiden ist ganz allein.“ Schön warm, genauso wie sie es mögen, haben es die Waldschildkröte und der Affe obendrein, egal ob es draußen drei, 13 oder 30 Grad hat.
[frizz]
Hitzefrei beim Arbeiten
Tatsächlich besteht laut Arbeitsrecht bei zu hohen Temperaturen das Recht auf „Hitzefrei“. Wer jetzt innerlich bereits Luftsprünge macht, sollte noch einen Moment weiterlesen.
Überschreitet die Lufttemperatur im Raum 26 Grad so hat der Arbeitgeber zunächst nur für Sonnenschutz zu sorgen, sprich Jalousien, Rollos oder ähnliches.
Steigt die Temperatur im Büro auf über 30 Grad sind zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, beispielsweise angepasste Arbeitszeiten oder kühle Getränke.
Erst ab einer Lufttemperatur ab 35 Grad wird es „interessant“. Ohne spezielle Maßnahmen, wie etwa Luftduschen, Klimageräte oder Hitzeschutzkleidung, ist der Raum nicht als Arbeitsraum geeignet.