Das Fischerstechen ist eine besondere Ulmer Tradition, die schon seit 500 Jahren ausgeübt wird. Sie findet alle vier Jahre statt, wegen Corona sind es dieses Mal fünf.
Mehrere Stecherpaare, die auf historischen Figuren beruhen, treten gegeneinander an. Das Ziel: Sich gegenseitig mit 2,80 Meter langen Lanzen von einer Zille in die Donau zu schubsen. Wer „nass“ wird, also ins Wasser fällt, scheidet aus. Wer „trocken“ bleibt kommt in die nächste Runde. Aber nass ist nicht gleich nass und trocken nicht gleich trocken. Die Regeln des Fischerstechens in der Übersicht.
Regeln des Ulmer Fischerstechens
Wann scheidet man aus dem Turnier aus?
Aus dem Turnier scheidet ein Stecher aus, wenn er „nass“ wird. Als „nass“ gilt
- wer fällt
- wer vom Standplatz in die Zille tritt
- wer seinen Speer verliert
- wer sich mit der Hand an einem Zillenfahrer oder am Zillenrand abstützt
- wer nach dem Speer des Gegners greift oder sonst durch den Einsatz unfairer Mittel den eigenen Sturz verhindert beziehungsweise den Sturz des Gegner bewirkt
Wie sollten sich die Stecher verhalten?
„Stecher sollen fair stechen, unfaires Stechen ist verboten“, sagt Martin Käßbohrer, der Mitglied des Schiedsgerichts beim Fischerstechen sein wird. Fair Stechen bedeutet, „dem Gegener die eigene Brust offen anbieten und mit dem eigenen Speer auf die Brust des Gegeners zielen“. Das Querholz des Speeres muss dabei fest an der Schulter angelegt sein.
Stecher können durch die Turnierleitung auch verwarnt werden. Verwarnt wird ein Stecher
- bei übermäßiger Vorlage
- bei zu hoch oder zu niedrig liegendem Stich
- bei sonst erkennbar unfairem Verhalten (wenn der Stecher sich zum Beispiel wegdreht oder auf die Schulter des Gegners zielt)
Die Turnierleitung kann entscheiden, dass ein „Nasser“ nach einer Regelwidrigkeit seines Gegners im Turnier bleiben kann. Die zweite Verwarnung für einen Stecher bedeutet dessen Ausschluss.
Faires Stechen ist nicht nur aus sportlichen Gründen opportun: „Es reduziert das Verletzungsrisiko bei den Stechern“, sagt Martin Käßbohrer.
Turnierregeln des Ulmer Fischerstechens
- Die Hauptrunde wird gruppenweise in je zwei Durchgängen gestochen (drei Paare entsprechen einer Gruppe)
- Von der Hauptrunde in die Zwischenrunde kommen die Sieger der Hauptrundenpaarungen
- In der ersten Zwischensrunde wird nur in einem Durchgang gestochen. Sollten aber weniger als 12 Stecher diese Runde erreichen, werden zwei Durchgänge durchgeführt
- Die Sieger der jeweiligen Zwischenrunden kommen immer eine Runde weiter.
- Ab der zweiten Zwischenrunde wird nur in einem Durchgang, das Finale - auch um den Gesamtturniersieg - jedoch immer in zwei Durchgängen gestochen.
- Bei einer ungeraden Zahl von Stechern in einer Zwischenrunde wird für einen ein Freilos gezogen. Wer einmal ein Freilos erhält, ist von der eventuellen Ziehung in einer folgenden Runde ausgeschlossen.
- Erreichen nur drei Stecher eine Zwischenrunde, entfällt die Freilosregelung. Es wird dann ein Stecher dazugelost, der in einer direkt davor ausgetragenen Zwischenrunde ausgeschieden war.
- Im Finale siegt, wer öfter „trocken“ bleibt, als sein Gegner. Ist nach zwei Durchgängen noch keine Entschedung gefallen, siegt, wer in einem weiteren Durchgang „trocken“ bleibt.
- Am zweiten Sonntag wird der Gesamtturniersieger im Aufeinandertreffen der jeweiligen Tagesssieger ermittelt
- Aktuell notwendige Änderungen der Turnierregeln während des Turniertages bleiben dem Schiedsgericht vorbehalten
Quelle: Stadt Ulm
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