60.000 D-Mark, das war das Startkapital von  Beate Sander. Mit knapp 60 Jahren investierte sie es in Aktien, das war Ende der 1990er. Rund 20 Jahre später besaß sie mehr als zwei Millionen Euro. Lange war die ehemalige Lehrerin aus Ulm eine der bekanntesten Börsen-Erklärerinnen in Deutschland. Am Montag ist die 82-Jährige nach langer Krankheit gestorben.
Sander wurde 1937 in Rostock geboren. Sie floh aus der DDR, lebte den Großteil ihres Lebens in Ulm und unterrichtete an der Inge-Aicher-Scholl Realschule in Pfuhl. Dann folgte eine fulminante zweite Karriere: Im Rentenalter wurde sie Aktionärin, Bestseller-Autorin, Millionärin. Sie hielt Vorträge vor Erwachsenen, etwa an der Volkshochschule, und schrieb zahlreiche Bücher, darunter Beststeller wie den „Aktien- und Börsenführerschein“. Für die „Bild“ verfasse die „Börsen-Oma“ 224 Kolumnen, die letzte erschien wenige Tage vor ihrem Tod.

Beate Sander: Warum die „Börsen-Oma“ keine Aktien von Puppen-Herstellern kaufte

„Ich kaufe jede Aktie mit der Absicht, sie für immer zu behalten“, sagte Sander im März auf einem Vortrag in Thalfingen. „Manchmal irre ich mich, dann wird verkauft.“  Wegen des Corona-Crashs machte sie sich damals keine großen Sorgen, riet davon ab, aus Panik alle Aktien abzustoßen. „Wer wenig Erfahrung hat, der macht am besten gar nichts. Wer sich auskennt, beobachtet den Markt.“
Die 82-Jährige erzählte auch, warum sie keine Aktien von Puppen-Herstellern kaufen würde: Als Kind habe sie nicht mit Puppen spielen wollen und sei deshalb verprügelt worden: „Da würde es mir jetzt nicht einfallen, von solchen Firmen Aktien zu erwerben.“ Bis ins hohe Alter ging Sander auch auf Aktionärsversammlungen.
Bis zum Schluss soll die Rentnerin viel gearbeitet haben, teils bis in die Nacht. „Mein Bett werde ich nicht mehr benutzen. Die Schmerzen beim Liegen sind zu groß“, zitiert die „Bild“ die 82-Jährige in einem Nachruf. Die Arbeit und die Gespräche – für Beate Sander sollen sie das Krebsleiden erträglicher gemacht haben.

Beate Sander: Das waren ihre Lebensstationen

  • geboren im Dezember 1937 in Rostock
  • sie überlebte einen Luftangriff im zweiten Weltkrieg
  • sie verließ die DDR im Alter von 13 Jahren, landete in Ulm
  • arbeitete 45 Jahre lang als Realschullehrerin
  • sie hatte zwei Kinder
  • Sander kaufte 1996, als 59-Jährige, ihre erste Aktie
  • an der Börse steigerte sie ihr Vermögen auf mehr als zwei Millionen Euro
  • Beate Sander starb am 28. September 2020 an Krebs