Die Wähler in der Kelternstadt haben die kleinen Parteien gestärkt und die Protagonisten der bislang regierenden großen Koalition klar abgestraft. Die CDU sackte gestern sogar dramatisch ab, sie verlor bei den Zweitstimmen mehr als 13 Prozent und landete nur noch bei 34 Prozent. Direktkandidat Michael Donth schnitt allerdings deutlich besser ab als seine Partei: Er erreicht 43,4 Prozent der Erststimmen und liegt damit klar vor den Bewerbern aller anderen Parteien. Damit hat er zwar gegenüber der Bundestagswahl 2013 knapp zwölf Prozent der Stimmen verloren, offenbar wollen aber viele Metzinger, dass er seine Arbeit für den Wahlkreis Reutlingen in Berlin für weitere vier Jahre fortsetzen kann. Außerdem dürften sie mit ihrem Votum auch seine Präsenz im Wahlkreis gewürdigt haben.
Ganz bitter ist das Ergebnis für die SPD: Die traditionsreiche Volkspartei liegt in Metzingen bei den Zweitstimmen bei nur noch 15,8 Prozent und damit nur noch knapp vor den Grünen, die mit 14,9 Prozent zur drittstärksten Kraft in der Kelternstadt aufsteigen. Die Grünen-Direktkandidatin Beate Müller-Gemmeke wurde von den Wählern zudem für ihren engagierten Wahlkampf belohnt, sie verbesserte ihr persönliches Ergebnis gegenüber 2013 um zweieinhalb Prozent.
Prozentual am stärksten konnte die AfD in der Sieben-Keltern-Stadt zulegen. Die Rechtspopulisten erhielten 12,1 Prozent der Zweitstimmen. Gegenüber der Bundestagswahl 2013 ist das ein Plus von 7,5 Prozent. Gleichwohl landet die Partei in der Kelternstadt nur auf dem fünften Platz. Mit ihrem Ergebnis liegt sie fast im Landesdurchschnitt. Ein starkes Ergebnis können auch die Liberalen in Metzingen verbuchen und damit eine Tradition in der Kelternstadt fortsetzen: Die FDP kann bei den Zweitstimmen gut sechs Prozent hinzugewinnen und landet bei knapp 14 Prozent. Direktkandidat Pascal Kober erreicht dagegen nur gut neun Prozent. Hier mögen taktische Überlegungen den Wahlentscheid der Bürger beeinflusst haben. Freilich war Kober im Wahlkreis auch weniger präsent als manch anderer Kandidat. Gleichwohl zieht er nach vierjähriger Pause über einen sicheren Listenplatz wieder in den Bundestag ein, ebenso wie Jessica Tatti von der Linkspartei. Sie konnte bei den Erststimmen ein Plus von gut zwei Prozent für sich verbuchen, bei den Zweitstimmen fällt das Plus zwar geringer aus, ihre Partei überspringt in der Kelternstadt aber klar die Fünf-Prozent-Marke.
Die Wahlbeteiligung lag gestern bei 78,1 Prozent und damit um gut drei Prozent höher als noch vor vier Jahren. Die zahlreichen Rufe, das Wahlrecht zu nutzen, sind in der Stadt offenbar nicht ungehört geblieben.