Gerade während des Corona-Shutdowns war der Markt gefragt wie selten zuvor: Die Real-Filiale im Dettinger Schwöllbogen ist nicht nur Vollsortimenter, sie verkauft auch Elektro- und Textilwaren. Klar, dass der Handelskonzern profitierte, als Geschäfte dieser Art ihre Türen schließen mussten. Aber nicht nur in Krisenzeiten ist der Dettinger Real eine begehrte Einkaufsadresse für Kunden aus dem Ermstal und den umliegenden Albgemeinden. Ein Grund, weswegen Verwaltung und Gemeinderat das umfangreiche Sortiment unbedingt am Ort halten wollen. „Wir brauchen an dieser Stelle auf jeden Fall ein vergleichbares Angebot“, betont Bürgermeister Michael Hillert. „Dafür werden wir uns einsetzen.“
Noch immer weiß niemand, welche Pläne die neuen Eigentümer mit den Standorten haben
Wie genau dieser Einsatz aussieht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Fakt ist aber: Hillert erwägt auch rechtliche Schritte, um den Bestand am Schwöllbogen zu schützen. Denn was die Real-Filiale angeht, geht es Dettingen nicht anders wie allen anderen Gemeinden, die um das Aus für den Vollsortimenter am Ort bangen: Noch immer weiß niemand, wie es nach dem Verkauf der Supermarktkette mit den einzelnen Standorten weitergeht.
Die neuen Eigentümer verkaufen an Edeka und Kaufland
Wie mehrfach berichtet, hatte der Handelsriese Metro kürzlich alle 277 Real-Märkte in Deutschland an den russischen Finanzinvestor SCP veräußert. Der neue Eigentümer wiederum hat mit den Lebensmittelmärkten Kaufland und Edeka einen Vertrag über die Übernahme von 141 Real-Märkten abgeschlossen. Noch müssen die Verkäufe zwar vom Kartellamt genehmigt werden, die Zerschlagung der Supermarktkette scheint aber besiegelt. Kaufland plant, 88 Filialen zu übernehmen, Edeka will 53 Real-Märkte ins Netz eingliedern.
Im Grundbuch steht noch eine Düsseldorfer Firma
Ist Dettingen dabei? Und falls nicht, was passiert in Zukunft mit der Real-Immobilie? Als Eigentümer steht (noch) die Kupina-Grundstücksverwaltungsgesellschaft mit Sitz in Düsseldorf im Grundbuch. Die gehört wohl zur Metro AG. Und dort ist Bürgermeister Michael Hillert telefonisch schon mehrfach vorstellig geworden, erzählt er. „Wir recherchieren seit längerem, aber niemand gibt uns Auskunft.“
Jetzt verwahrt sich die Gemeinde Dettingen gegen böse Überraschungen. Fitness-Studios, Distributionszentren (wie die Gerüchteküche besagt) oder gar viele kleine Märkte unter dem Real-Dach sind für den Bürgermeister keine Lösung.
Ein Vollsortimenter soll es auch in Zukunft sein
Ein Vollsortimenter soll es auch in Zukunft sein. Gemeinsam mit dem Regionalverband Neckar-Alb will die Verwaltung deshalb „vorsichtig sondieren“, ob es Sinn macht, einen Bebauungsplan für das Areal am Schwöllbogen aufzustellen, kündigt Hillert an.
Die Gemeinde sondiert: Kommt der Bebauungsplan
Für die Einkaufsflächen am Ortsausgang gibt es derzeit keine rechtliche Grundlage in Sachen Stadtentwicklung – wie in vielen alten Ortskernen.
Käme der Bebauungsplan, könnte die Kommune „ungeliebte Entwicklungen“ zumindest weitgehend unterbinden. Notfalls ließe sich der Bestand am Schwöllbogen auch mit einer Veränderungssperre schützen.
Eine solche hat kürzlich die Gemeinde Kirchentellinsfurt für ihr Real-Gelände in der Wannweiler Straße erlassen. Auch dort soll das Sortiment erhalten bleiben. Dettingens Bürgermeister schließt diesen Schritt auch für die Ermsgemeinde nicht aus. Die Kunden sollen weiterhin am Schwöllbogen einkaufen können. Mögliche Maßnahmen will Hillert mit Dirk Seidemann, Direktor des Regionalverbandes, und Hauptamtsleiter Manuel Höllwarth Ende des Monats erörtern.
„Die Gemeinde hat die Planungshoheit. Wir wollen im Notfall handlungsfähig bleiben“, sagt der Rathauschef. Wohl wissend, dass Dettingen nach heutigen Grundsätzen keinen Anspruch mehr auf so viel Verkaufsfläche hätte.
Die Gemeinde will im Notfall handlungsfähig sein
Der Ort ist nicht einmal Mittelzentrum – aber die Strukturen rund ums das Real-Gelände, wo auch der Discounter Aldi angesiedelt ist, sind gewachsen. Der Vollsortimenter genießt daher zum jetzigen Zeitpunkt Bestandsschutz – aber nur, solange kein artfremdes Gewerbe dort einzieht.
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Real-Märkte gibt es in Deutschland. 141 gehen jetzt an die Handelsriesen Edeka und Kaufland über. Die Zukunft des Dettinger Standorts ist immer noch unklar.