Die Arztpraxis in Granheim war die einzige auf der Ehinger Alb – und nun hat sie geschlossen. Mitte August, nach dem Praxisurlaub, zog die Praxis wie angekündigt mitsamt Personal nun ins Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Munderkingen. Die Weiterführung in Granheim sei laut Ortsverwaltung nicht mehr möglich gewesen. Das habe vor allem technische, organisatorische und personelle Gründe. Anfangs stand noch im Raum, dass eine junge Ärztin die Praxis in Granheim weiterführt. Aus familiären Gründen ging das aber doch nicht.
Suche nach einem Arzt oder einer Ärztin
Frankenhofens Ortsvorsteherin Jutta Uhl wollte sich damit nicht abfinden. Im Mitteilungsblatt der Ehinger Alb startete sie deshalb vor einiger Zeit einen Aufruf: Jeder, der einen Arzt oder eine Ärztin kenne, solle ihn ansprechen und vermitteln. „Für die Bevölkerung hier wäre ein Arzt Gold wert. Und auch der Arzt hätte einen tollen Job, tolle Patienten“, so die Ortsvorsteherin.
Auf Initiative von Jutta Uhl fand nun laut Mitteilungsblatt ein Gespräch statt. Daran teilgenommen haben Landrat Heiner Scheffold, Oberbürgermeister Alexander Baumann, Ortsvorsteher der Ehinger Albteilorte sowie Wolfgang Schneider, Geschäftsführer der ADK GmbH für Gesundheit und Soziales. Zwar gelang es immer noch nicht, einen Arzt für die Alb-Praxis zu finden. Schuld daran sei mitunter der Ärztemangel. Allerdings sei es gelungen, wichtige Zusagen für die Menschen auf der Ehinger Alb zu erlangen.
Patienten aus den Nachbarorten Frankenhofen, Dächingen, Erbstetten, Altsteußlingen oder Mundingen haben nun die Sicherheit, im MVZ Munderkingen ärztlich versorgt zu werden. Außerdem habe sich die ADK GmbH bei zwei Ehinger Allgemeinarztpraxen dafür eingesetzt, dass diese Patienten der Alb Praxis bei Bedarf aufnehmen.
Problem mit der Mobilität
Die Granheimer Praxis sei laut Jutta Uhl vor allem für ältere Menschen wichtig gewesen, die nicht mehr mobil sind. Dass dieser Umstand nun ein großes Problem sei, wurde auch bei der Gemeinderatssitzung in Mundingen am vergangenen Dienstag besprochen. Dort ist man der Meinung, dass das MVZ Munderkingen nur eine Übergangslösung sein kann, weil die Busverbindung von der Ehinger Alb nach Munderkingen für ältere Mitbürger eher bescheiden sei. Die Problematik mit der Mobilität wurde im Gespräch mit Bürgermeister, Landrat, Ortsvorstehern und ADK ebenfalls thematisiert. Und es wurde eine Lösung gefunden. Patienten, die nicht mehr mobil sind, werden nun laut Ortsverwaltung von Ärzten des MVZ Munderkingen im Rahmen von Hausbesuchen versorgt.
Natürlich hofft Jutta Uhl weiterhin darauf, einen Arzt für die Alb Praxis zu finden. Sollte das der Fall sein, sagt Oberbürgermeister Alexander Baumann den Anschluss an das Breitbandnetz zu. Landrat Heiner Scheffold sichert zudem seine Unterstützung zu, wenn es auf die Wiederaufnahme des Kassensitzes gehe, also um die Behandlung von gesetzlich krankenversicherten Patienten, die von der Kassenärztlichen Vereinigung honoriert wird.
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Das Besondere an der Alb-Praxis
Seit dem 1. April 2015 wurde die Alb-Praxis in Granheim als Filialpraxis des MVZ Munderkingen von der ADK GmbH betrieben. Das Besondere an der Praxis war, dass es früher Medikamente zum Mitnehmen gab. Das war für ländliche Regionen konsequent. Durch eine Sondergenehmigung war es möglich, Medikamente aus der Apotheke in Obermarchtal vorrätig zu haben und sie den Patienten gleich mitzugeben. Der Umzug nach Munderkingen wird aber nicht nur als schlecht empfunden. Denn ansonsten wäre die leerstehende Arztpraxis an die Kassenärtliche Vereinigung zurückgefallen, wodurch die Versorgung im ländlichen Raum noch schlechter geworden wäre.