Vom Teufel erzählt sich der Volksmund, er käme in Gestalt eines Eichhörnchens. Innerhalb der Baubranche hat das Tierchen ein nicht minder schlechtes Image, dort bemühen bei Feuchtigkeitsschäden Ingenieure manchmal den Vergleich, Wasser gebärde sich in einem Gebäude wie ein flinkes Eichhörnchen: gelangt in Windeseile überall hin.
So geschehen am Schulzentrum Längenfeld, wo die Stadt Balingen vor gerade einmal 15 Jahren in den Bau einer neuen Mensa samt angeschlossener Mediathek investierte. Nach einer solchen Zeit dürfte sich der Putz des Gebäudes höchstens angegraut, keinesfalls aber rissig und teilweise abgesprengt zeigen. An der Mensa indes haben sich vor allem an der West- und Südseite des Gebäudes solche feuchtigkeitsbedingten Schäden entwickelt.
Feuchtigkeit verbreitete sich über Isolierung
Laut Frieder Theurer, Balingens Amtsleiter für Hochbau und Gebäudewirtschaft, handle es sich um das Resultat unsachgemäßer Arbeit während der Bauphase. Die Verwaltung habe in der Sache einen Gutachter eingeschaltet, der zum Schluss kam, dass an diversen Anschlüssen (also wo einzelne Bauelemente wie Dach und Wand aufeinander stoßen) zu wenig Klebstoff eingesetzt wurde. Insbesondere an den unteren und seitlichen Anschlüssen des Gebäudes sei Wasser eingedrungen, das sich dann über das Wärmedämmverbundsystem an den Wänden entlang ausbreitete und in der Folge den darüberliegenden Putz absprengte.
Rissiger und abgesprengter Putz an Westseite
Den Sitzungsunterlagen für den Technischen Ausschuss zufolge ist die Westseite vor allem im Bereich der Decke am Haupteingang betroffen, dort hat sie sich an der südlichen Gebäudeecke abgelöst und hängt nun herab. Auch die Tragkonstruktion hat Feuchtigkeit und dadurch Rost abbekommen. An der Südseite derweil befinden sich die schadhaften Stellen im Bereich der Erker.
Ausschussmitglied Markus Wochner (Freie Wähler) hielt mit Kritik an der Verwaltung nicht hinterm Berg: „Ich weiß, dass diese Schäden schon viele Jahre an der Fassade sichtbar sind“, so der Architekt. Das Amt für Gebäudewirtschaft hätte nach Meinung Wochners rascher reagieren müssen: „Was mich stört ist, dass der Schaden schon innerhalb der Gewährleistungspflicht sichtbar war.“ Zudem befürchte er, dass die Höhe der Sanierungskosten noch weiter steige. Gegenwärtig sind für Maßnahmen an der westlichen Gebäudeseite 150 000 Euro veranschlagt.
Frieder Theurer betonte, dass die Gewährleistungspflicht, anders als kolportiert, nicht nach vier, sondern schon nach zwei Jahren verstrichen sei. In jedem Fall müsse die Stadt noch weitere Sanierungsmaßnahmen einplanen. Mit der Westseite wolle man deshalb beginnen, weil damit die wesentlichen Schäden „im Griff“ sein sollten.
Sanierung im Sommer
Bei einer Enthaltung stimmte der Technische Ausschuss dafür, mittels Abdichtung aller Anschlussfugen im Bereich der Decke sowie an den Fenstern und einem frischen Putz zunächst auf der Seite des Haupteingangs zu sanieren.
Die Arbeiten sollen überwiegend während der Sommerferien geschehen, mit einer wesentlichen Beeinträchtigung des Mensabetriebs sei während der Schultage nicht zu rechnen. „Die überplanmäßigen Mittel in Höhe von voraussichtlich 50 000 Euro werden über das Querbudget des Ergebnishaushalts gedeckt“, heißt es in den Sitzungsunterlagen. Den übrigen Schäden wolle man sich im nächsten Jahr widmen.