Hat Dominik Ochs Verwaltungserfahrung? Zumindest ist er bei der Stadt Balingen angestellt. Er ist dort verantwortlich für die Veranstaltungstechnik, er sorgt also für den guten Ton während der Gemeinderatssitzungen in der Stadthalle, oder um es in seinen Worten zu formulieren: „Ich betreue den Gemeinderat seit acht Jahren.“
„Ich würde die Wahl annehmen“
Nun muss man wissen, dass Dominik Ochs Mitglied der Satire-Partei „Die Partei“ ist. Das bedeute keineswegs, dass er Jux-Kandidat sei, betont er: „Kandidaturen sind immer ernst zu nehmen.“ Weil es sich um einen demokratischen Prozess handelt, weil Wahlen eine Plattform bieten, „und weil man etwas bewegen kann“. Und ja, er würde die Wahl annehmen, sagt er, wenngleich er nicht damit rechnet, gleich im ersten Wahlgang die notwendige absolute Mehrheit (mehr als die Hälfte aller Stimmen) zu erreichen. Dennoch führt er in seinen E-Mails die Signatur „Ihr zukünftiger Oberbürgermeister“.
Würde er Oberbürgermeister, könnten sich Anwohner des Gartenschaugeländes freuen. Ihnen würde er einen Durchlaufpass ausstellen, weil einige von ihnen, um das Haus zu verlassen oder dahin zurückzukehren, entweder durchs Gelände gehen oder einen Umweg in Kauf nehmen müssen. Maximal 250 Meter, das sei machbar, so die offizielle Haltung der Stadt bislang. Ochs widerspricht: Wer 250 Meter bis zur nächsten Brücke geht, muss die gleiche Strecke auf der anderen Seite wieder zurück, um auf die gewünschte Route zurückzukommen. Und abends nochmal dasselbe, das ergebe einen Kilometer und sei unzumutbar.
Harsche Töne
Der Gemeinderat hätte das so nicht durchgehen lassen dürfen, sagt Ochs, doch das Gremium sei oft nicht wirklich kritisch. Dass er als Angestellter der Stadt so harsche Töne anschlage, sei weder für ihn noch für den amtierenden OB Helmut Reitemann ein Problem: „Ich kandidiere ja nicht als städtischer Angestellter, sondern als Privatperson. Und OB Reitemann weiß und akzeptiert, dass es nicht nur Jasager gibt. Das rechne ich ihm und der Stadt hoch an.“
Als Rathauschef würde er, Ochs, einen Antrag aufgreifen, den Stadtrat Markus Wochner eingebracht hatte. Dieser forderte, bei der Neuerschließung von Wohngebieten den Einsatz von erneuerbaren Rohstoffen zu subventionieren: „Das hat man sich angehört, aber es wurde nichts draus.“ Dabei wäre es so einfach, Holz aus Balinger Wäldern gebe es reichlich.
Die Jugend mehr einbinden
Zudem möchte er der Kultur auf die Sprünge helfen, denn „die Balinger Jugend wird vernachlässigt.“ Ein Beispiel sei das Jugendhaus. Früher mitten in der Stadt, jetzt weit weg vom Schuss, wo man niemandem auf die Nerven gehen könne: „Das ist schade, die Jugend gehört mehr in die Stadt eingebunden.“ In Sachen Verkehr möchte er noch mehr Kreisverkehre, freilich ist auch ihm nicht ganz klar, ob seine Vision eher satirischen Ursprungs ist oder eine sinnvolle Ergänzung zu den von der Stadt jetzt schon installierten Kreiseln. Jedenfalls finde er sie gut, allenfalls die Zeit, während der sie Baustellen sind, können für die Stadt problematisch sein.
Dominik Ochs ist in der Stadt auch für sein Engagement in den coolsten Bars, wie er Sonnenkeller, der Süden, Doppeldecker oder Nachtwächter (die letzten zwei gibt es nicht mehr) bezeichnet. Er ist Barkeeper und als solcher verantwortlich für die Feinjustierung geistiger Getränke.
Ein Gin Fizz beispielsweise sollte nicht zu sehr sprudeln, dürfe aber auch nicht zu schwach sein: „Man darf aber auch keinen reinrömern, dass es kracht.“ Es ist wie in der Politik. Extreme tun selten gut.