Von Anfang an waren die Kinder mit dabei. „Das Besondere an der Entwicklung war, dass ich gemeinsam mit den Kindern entwickelt habe“, sagt Stephan Schenk. Der 28-Jährige ist der Erfinder von „Stapelstein“. Ein Stapelstein ist rund, 180 Gramm leicht und hält 180 Kilogramm aus. Er soll mehr als ein Spielzeug sein und Kinder vor allem dazu bringen, sich mehr zu bewegen. Schenk hatte die Idee dazu während seines Produktdesign-Studiums an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd. Inzwischen wurden über eine Million Stapelsteine verkauft. Der Umsatz der dahinter stehenden Firma „joboo GmbH“ lag 2022 bei rund 12 Millionen Euro. Produziert wird in Deutschland.

Vom Prototyp zum Erfolg: Mit Stapelstein sollen sich Kinder mehr bewegen

Hannah König ist für das Marketing des Start-ups tätig. Sie war schon bei der Ideenentwicklung dabei, denn Schenk und sie sind liiert. „Es ist unglaublich, wie Stephan sich darauf fokussiert und eingelassen hat“, sagt König. Dass aus Stapelstein ein Erfolg werden könnte – dieser Gedanke kam der 26-Jährigen, als Schenk den Prototypen mit Kindern testete. Dafür hatte er an einer Schule hospitiert und Kinder den Prototypen aus Pappe und Moosgummi ausprobieren lassen.
Welche Funktionen sie erfüllen sollten, war Schenk stets bewusst. Er selbst habe während der Kindergarten- und Schulzeit zu wenig Bewegungsangebote bekommen. Und: „Ich bin in einer Pädagogenfamilie groß geworden“, sagt Schenk. Über die Bedürfnisse pädagogischer Fachkräfte, die diese im Alltag mit Kindern haben, wusste er Bescheid. Sie wünschten sich zum Beispiel platzsparende oder abwaschbare Spielprodukte. „Mit diesem Mix an Eindrücken habe ich mich als Produktdesigner gefragt, wie ich einen Lösungsvorschlag für diese Probleme entwerfen könnte.“
„Es ist spannend, dass jede Person im ersten Moment etwas anderes sieht oder eine andere Idee im Kopf hat, wenn sie die Stapelsteine sieht“, sagt König. Die Jüngsten fänden es schon allein spannend, die bunten Objekte in der Hand zu halten. „Für sie sind sie riesengroß.“ Man könne den Stein wippen lassen, darin Sachen sortieren, Türme aus mehreren Stapelsteinen bauen. „Wenn die Kinder größer werden und ihre motorischen Fähigkeiten reifer sind, dann kommt auch das Balancieren ins Spiel“, sagt König. Auch geworfen werden können die Stapelsteine und passen vielleicht als Hut auf den Kopf. Erwachsene könnten auf den Elementen sitzen. Für zu Hause, die Kita, den Kindergarten oder die Schule seien sie gut, doch nicht nur: Schenk und König denken inzwischen auch weiter. Sie haben unter anderem eine Kooperation mit einer Hebamme. In dessen Rahmen werden Übungen für den Beckenboden entwickelt. Auch Yoga-Trainer hätten die Stapelsteine bereits für sich entdeckt.

Nicht günstig: Spenden für gerechteren Zugang zu Stapelstein

Gerade während der Coronapandemie sei das Interesse an dem Produkt massiv gestiegen. Kinder verbrachten mehrere Tage drinnen. „Wir wollen ja die körperliche Bewegung voranbringen“, sagt Schenk. „Deshalb ist es erstaunlich, was wir da zum richtigen Zeitpunkt einbringen konnten.“
Ein Stapelstein kostet 34,95 Euro, das Sechser-Set 175 Euro. Weil sich das nicht jede Familie leisten kann, spendet Schenk seine Entwicklung auch an öffentliche Einrichtungen.
Was den Verkauf angeht, denken Schenk und König inzwischen über Deutschlands Grenzen hinaus. Aktuell und in Zukunft werden die Stapelsteine auf verschiedenen Messen vorgeführt und angeboten werden, in Paris, in New York. Das Ziel: neue Märkte erschließen. „Das ist jetzt natürlich eine große, andere Welt, in die wir uns hineinbegeben“, sagt König. „Gleichzeitig fühlt es sich richtig an, weil wir durch die Erfahrung gespürt haben, dass Kinder, egal aus welchem Land oder Kultur, diesen Bewegungsdrang, diese Entdeckerlust in sich tragen.“

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Zwölf Millionen Euro Umsatz machte die Firma joboo GmbH mit den Stapelsteinen und weiteren Produkten bereits. Das verwendete Material ist expandiertes Polypropylen, kurz EPP.