Schalungs-, Bewehrungs- und Betonierarbeiten – man muss nicht in Klischees verhaftet sein, um festzustellen, dass Berufe, die diese Aufgabenfelder umfassen, noch überwiegend von Männern ausgeübt werden. Umso erfreulicher ist es, wenn eine junge Frau beschließt, einen solchen Beruf zu ergreifen.
Für Magdalena Fritsche aus Albstadt war dies genau der richtige Weg. Die heute 22-Jährige absolviert bei der Stotz Bau GmbH & Co. KG in Balingen eine Ausbildung zur Beton- und Stahlbetonbauerin. Parallel dazu studiert sie Bauingenieurwesen an der Hochschule Biberach. Wie soll es nach dem Abitur weitergehen? Was diese Frage betrifft, hatte Magdalena Fritsche eine klare Vorstellung. „Für mich kam nur ein Ingenieurstudium infrage“, blickt sie zurück. Zunächst leistet sie allerdings einen elfmonatigen freiwilligen Wehrdienst bei der Marine in Wilhelmshaven.
Die Entscheidung für das Bauwesen fiel indes eher zufällig. Bei der Ausbildungsmesse „Visionen“ in Balingen wurde Magdalena Fritsche auf den „Bauingenieur Plus“ aufmerksam; ein Studiengang, der es Schulabgängern ermöglicht, zusätzlich eine gewerbliche Berufsausbildung zu absolvieren und dadurch gleich zwei Abschlüsse in der Tasche zu haben.

Wertvolle praktische Erfahrung

Der Vorteil liegt für die 22-Jährige auf der Hand: Es ist die praktische Erfahrung. Und nicht zuletzt auch der Aspekt, am Ende des Tages zu sehen, „was man geschafft hat.“ Wie wichtig Praxis ist, weiß auch Herbert Stotz, einer der drei Geschäftsführer der Stotz Bau GmbH & Co. KG. Im Unternehmen ist man zu Recht stolz auf die erste weibliche Auszubildende in diesem Bereich.
Dass im richtigen Bauhandwerk nur sehr wenig Frauen tätig sind, bestätigte der Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, Harald Herrmann. Umso mehr freute er sich, Magdalena Fritsche als „Lehrling des Monats“ auszeichnen zu dürfen. „Es gibt sie noch – die jungen Leute, die nicht nur in der Schule gut sind, sondern sich auch im Betrieb engagieren“, konstatierte Herrmann. Die 22-Jährige habe Beruf und Studium optimal verbunden und gezeigt: „Wenn man will, kommt man schnell vorwärts.“ Doch nicht nur in diesen beiden Bereichen zeichnet sie sich durch hervorragende Leistungen aus. Auch ihr ehrenamtliches Engagement – unter anderem im Schützen-, Gesang- und Albverein, im Akkordeonorchester, als Ministrantin und an ihrer Hochschule – hob der Präsident hervor.

Praxissemester im Herbst

Lobende Worte fand Harald Herrmann indes nicht nur für die Auszubildende, der er die Urkunde überreichte, sondern auch für den Ausbildungsbetrieb. Die im Jahre 1907 gegründete Stotz GmbH & Co. KG ist in den Bereichen Hoch-, Tief- und Wohnungsbau aktiv, erstellt Industrie und Gewerbegebäude sowie anspruchsvolle Projekte des Ingenieurbaus.
Das Unternehmen mit mehr als 70 Beschäftigten legt großen Wert auf regelmäßige Schulungen und Fortbildungen sowie auf die Ausbildung von Nachwuchskräften. Seit 2003 wurden 35 Azubis ausgebildet. Aktuell sind sieben Lehrstellen in den Berufen Maurer, Beton- und Stahlbetonbauer, Baugeräteführer und im kaufmännischen Bereich besetzt. „Sie werden der sozialpolitischen Aufgabe, die wir als Unternehmer haben, gerecht und bieten jungen Menschen die Basis, auf der sie aufbauen können“, betonte Herrmann.
Magdalena Fritsche, die bereits vier Semester studiert hat, wird im September das Praxissemester in ihrem Ausbildungsbetrieb antreten. Zunächst steht für sie im August allerdings der wohlverdiente Urlaub an, in dem ihr ehrenamtliches Engagement aber ebenfalls nicht ruhen wird. Unter anderem wird Fritsche als Betreuerin bei einer Kinderfreizeit tätig sein.

Die Auszeichnung „Lehrling des Monats“

Die Auszeichnung wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können dafür Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Betrieb, in der Berufsfachschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie ganz allgemein durch Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Belastbarkeit auszeichnen. Mit der Auszeichnung zum „Lehrling des Monats“ soll der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgehoben werden. Sie dient als Ansporn für andere, sich für eine Ausbildung im Handwerk zu entscheiden. Besonders gewürdigt werden kann beispielsweise auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die als Vorbild für andere Lehrlinge und als „Werbeträger“ für eine handwerkliche Ausbildung fungieren. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den 13 700 Handwerksbetrieben zurzeit über 4300 Lehrlinge ausgebildet.