Es sind 8,2 Kilometer Gleise, in die viele Albstädter, nicht nur in Onstmettingen, Tailfingen und Truchtelfingen, ihre Hoffnungen stecken. Die Reaktivierung der Talgangbahn bedeutet eine deutlichere Steigerung der Attraktivität des ÖPNV – und nach mehr als 23 Jahren eine Alternative für Autofahrten. Beziehungsweise nach fast 30 Jahren, denn noch dauert es, bis wieder Züge auf der Strecke fahren. Aber: Womöglich kommt die Talgangbahn schneller als erwartet. „Wir möchten noch eine ‚2‘ vor der Jahreszahl haben“, erklärt Prof. Dr. Tobias Bernecker. Züge auf der Talgangbahn vor 2030? Der Geschäftsführer des Zweckverbands Regionalstadtbahn Neckar-Alb hält das für realistisch.
Doch mit welchem Antrieb wird die Talgangbahn ihren Betrieb wieder aufnehmen? Da dieser Streckenabschnitt vor der Zollern-Alb-Bahn und somit vor der durchgängigen Elektrifizierung des Regionalstadtbahnnetzes fertiggestellt sein wird, benötigt man eventuell einen alternativen Antrieb zur elektrischen Oberleitung. Die zwei Optionen: Wasserstoff und Batterie. Der eindeutige Favorit: Batterien.
Batterie-Züge ab Sigmaringen
„Wasserstoff würde natürlich zur Region passen“, sagt Tobias Bernecker. Immerhin gibt es mit dem Landkreis Reutlingen einen Nachbarkreis, der sich zum Vorreiter in Sachen Wasserstoff aufschwingt. Doch es gibt Gründe, noch nicht komplett auf diese Alternative zu setzen. „Auf den Strecken von Eyach nach Hechingen und von Hechingen nach Gammertingen haben sich die Wasserstoff-betriebenen Züge als nicht so zuverlässig erwiesen“, sagt Mathias King, Planungsingenieur Schiene beim Zweckverband Regionalstadtbahn.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Das Land plant Ladeinseln auf der Zugstrecke von Sigmaringen nach Gammertingen – jeweils an den beiden Bahnhöfen – und setzt somit auf Batterien oder auf Batterie-Hybrid-Züge als Ersatz zum Dieselantrieb. Für die RSB ergibt es folglich Sinn, bei ihren emissionsfreien Schienenfahrzeugen ebenfalls auf Batterien zu setzen. „Die Strecke der Talgangbahn macht das zudem ungemein spannend“, sagt Tobias Bernecker. „Wir haben lange Steigungsstrecken, die bewältigt werden müssen, aber auch Talfahrten, auf denen die Züge die Energie rückspeichern können.“
Aktuell befindet sich die Reaktivierung der Talgangbahn in der Vorplanung. Die geplanten Haltestellen stehen bereits fest – vom Ebinger Hauptbahnhof bis nach Onstmettingen sind neun Stationen angedacht. Weil die Strecke durchgängig durchs Stadtgebiet führt, ist das Fahrgastpotenzial hoch: Der Zweckverband Regionalstadtbahn geht von 3000 Fahrgästen pro Tag aus. „Im Talgang besteht ein sehr intensiver Schülerverkehr. Eine Reihe von Schulen liegen exzellent“, sagt Bernecker. Hinzukommt der Pendlerverkehr nach Balingen mit Halt über Ebingen.
Was passiert in Onstmettingen?
Ein anderes Fragezeichen steht noch über dem alten Bahnhofsgebäude in Onstmettingen. Bleibt dieses erhalten und wird sogar wiederbelebt? Oder muss es für die Reaktivierung abgerissen werden? „Das werden wir gemeinsam mit der Stadt Albstadt besprechen“, sagt Bernecker. „Aus betriebswirtschaftlicher Sicht hätte ein Abriss Vorteile.“ Denn dann könnte man die Gleisanlagen inklusive Abstellgleise neu ausrichten. Sollte das Gebäude erhalten bleiben, soll es laut Bernecker belebt werden.
Klar ist: Der Ebinger Bahnhof muss ausgebaut und erweitert werden. Die aktuell zwei Gleise werden nicht mehr ausreichen, sobald die Züge der Regionalstadtbahn fahren. „Der Bahnhof wird nicht so groß wie in früheren Zeiten“, sagt Bernecker, „aber er wird auf jeden Fall mehr als die derzeit zwei Gleise haben.“