10 000 Flyer möchte Michael Gonser bis Samstag noch in Albstadt verteilen. Diese Flyer stellen ihn als selbst ernannten Kandidaten für die OB-Wahl vor. Selbst ernannt deswegen, weil er bis zum Ende der Frist keine Bewerbung eingereicht hat und sein Name damit nicht auf dem Wahlzettel gedruckt wurde. Das bedeutet auch, wer Gonser wählen möchte, muss dessen vollen Namen und seine Adresse Lückacker 1, 24997 Wanderup auf den Wahlzettel schreiben. Nur so kann die Stimme gezählt werden.
Mit dem Auto sind es von Wanderup bis ins Ebinger Rathaus zehn Stunden – keine typische Pendlerstrecke. Wie kommt also ein Mann aus dem Norden dazu, in Albstadt in der letzten Woche des Wahlkampfs Interesse am Amt zu bekunden? „Ich komme von außen und doch von innen“, erklärt der 63-Jährige. Gemeint ist damit seine Familie, die aus Onstmettingen und Tailfingen stammt. Er selbst verbrachte seine Kindheit und Jugend in Albstadt, lebt aber in Schleswig-Holstein. „Ich biete die Alternative von außen.“
Alternative für Albstadt?
Nach eigenen Angaben scheint diese Alternative durchaus anzukommen, sagt Gonser. Allerdings sieht er sich immer wieder mit der Frage konfrontiert, warum er erst jetzt in den Wahlkampf eingestiegen ist. Die Antwort liegt in einem seiner Schwerpunktthemen: Familie. Mit seiner zweiten Frau und seinen sechsjährigen Zwillingen lebt er in der Nähe der Schwiegereltern in Wanderup. „Genauso wie ich meine Heimat liebe, liebt meine Frau ihre Heimat.“ Ab dem Moment, in dem er erfuhr, dass Klaus Konzelmann nicht wieder antreten wird, schwelte in Gonser der Gedanke, wieder zurück in seine Heimat zu ziehen – als neuer Oberbürgermeister. Zurück zum Vater und dem Haus der Großeltern in Onstmettingen.
„Ich drehe meine ganze Lebensplanung um 180 Grad“, sagt er im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE. Das aber konnte und wollte er nicht allein entscheiden, sondern eben mit seiner Familie. Bei einer Wahl verändert sich nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Familie. Eine solche Entscheidung treffe man nicht leicht und letztlich erforderte es von seiner Seite Überzeugungsarbeit, erklärt er. Diese sei geleistet, aber eben erst nach Ende beider Fristen. „Es ist schade, dass ich mich nicht als normalen Bewerber platzieren konnte.“ Seine Familie stehe jedoch hinter ihm und unterstütze ihn, wo sie könne. So beispielsweise einer seiner fünf Töchter und der 92-jährige Vater.
Detailwissen in der Kommunalpolitik schnell aneignen
Ein Manko, mit dem er sich konfrontiert sieht: Während ihm die Konkurrenz mit Detailwissen in der Kommunalpolitik voraus ist, betont Gonser, wie er sich in seiner beruflichen Karriere immer wieder in neue Themen einarbeiten musste und so würde er es auch als Oberbürgermeister machen. „Ich bin nicht in jedem kommunalpolitischen Thema drin“, das sei jedoch auch nicht sein Angebot. „Ich kann mich in kurzer Zeit auch in komplexe Themen einarbeiten.“ Er biete Lebenserfahrung, Führungsstärke und wirtschaftliches Denken. „Da können die anderen Kandidaten nicht mithalten.“
So hofft Michael Gonser auf „das Wunder von Albstadt“ und auf eine OB-Wahl wie bereits 2015, in der Klaus Konzelmann gewählt wurde, ohne auf dem Wahlzettel zu stehen. „Ich bin angetreten, um zu gewinnen“, stellt er klar. „Wenn die Albstädter etwas anderes wollen, müssen sie mich wählen.“