Für uns ist es eine enorme Belastung“, sagt Alexander Korn. Den Geschäftsführer von Korn Recycling raubt die ständige Angst vor Bränden in seinem Unternehmen den Schlaf. Seinen Mitarbeitern gehe es nicht anders, jeder fragt sich, ob es in seiner Schicht passieren wird. Denn es ist nicht die Frage, ob es zu einem Brand kommen wird, sondern wann.
Anfang Juni rückte die Feuerwehr an, vor zwei Wochen erneut. Grund für den jüngsten Brand: drei Akkus. Die aber haben in der Recyclinganlage des Ebinger Unternehmens nichts zu suchen. Deswegen wenden sich Alexander Korn und Prokurist Wolfgang Kowalczyk an die Öffentlichkeit: „Elektrogeräte, Batterien, Einweg-E-Zigaretten und Akkus haben nichts im Haus-, Gewerbe- oder Sperrmüll zu suchen“, betont Kowalczyk.
„Wir haben im Durchschnitt jeden Tag zwei Brände“, sagt Korn und immer liegt es den genannten Gegenständen. Denn bei der Zerkleinerung und Sortierung der Abfälle werden die Akkus mechanisch zerstört, vergleichbar mit einem starken Sturz oder einem Schlag mit dem Hammer. Dadurch reagieren die Chemikalien und entzünden sich mit rasender Geschwindigkeit. Nicht nur bei Korn Recycling bedeutet das eine enorme Brandgefahr. Auch im Privaten sollten defekte Akkus nicht geladen oder genutzt werden.
Das Ebinger Unternehmen ist sensibilisiert: Die 2008 eingeweihte Produktionshalle brannte 2009 komplett ab. Seitdem vergehe kein Tag, an dem Alexander Korn nicht daran denke. Trotz der häufig auftretenden Brände werde es nicht zur Routine, sagt er.

Fünf Millionen Euro in Brandschutz investiert

Glücklicherweise bedeutet Brand nicht gleich Brand. Fünf Millionen Euro wurden im Ebinger Standort allein für den Brandschutz investiert und die Sicherheitsmaßnahmen funktionieren. So muss die Feuerwehr nicht jedes Mal anrücken. In den meisten Fällen haben die Brandschutzeinrichtungen gegriffen. Und davon gibt es reichliche: Sprühflutlöschanlage, Sprinkleranlage, Objektlöschanlage, Infrarotflammenmelder, Rauchansaugsystem, Wärmebildkamera, Löschwasser und -schaum, eigenes Feuerwehrlöschfahrzug, Wasserhydranten und feuerwehrtechnisch ausgebildete Mitarbeiter, um nur einige Beispiele zu nennen. 1,2 Millionen Liter Wasser fasst das Löschwassersystem. Zudem befinden sich am Standort unter dem Malesfelsen 14 000 Liter Löschschaum. „Wir haben extrem viele Sicherheitsmaßnahmen“, sagt der Prokurist.
Für Korn reicht es allerdings nicht aus, dass die Unternehmen Millionenbeträge investieren und die Politik nichts tut. „Für uns wäre ein Pfandsystem ideal“, sagt der Geschäftsführer. Da sich dies aber europaweit nicht umsetzen lasse, wolle man in Deutschland ebenfalls die Finger davon lassen, wurde dem Unternehmen mitgeteilt. Das Elektrogeräte-Gesetz hilft ebenfalls kaum. Zwar müssen Discounter und Drogeriemärkte seit 1. Juli 2022 kleinere Elektro-Altgeräte annehmen, aber dies wird in der Regel nicht kundenfreundlich umgesetzt. Denn das bedeutet Aufwand und zusätzliche Kosten für die Märkte.
„Es ist ein bundes- und europaweites Problem“, sagt Korn, „und macht unserer gesamten Branche Probleme“. Der Bundesverband für Sekundärrohstoffe und Entsorgung schätzt, dass es pro Tag zu etwa 30 Bränden in Recyclingunternehmen in Deutschland kommt. In zwei von diesen 30 Fällen können die Brandherde nicht von Mitarbeitern gelöscht werden und die Feuerwehr muss unterstützen. 2020 waren 502 Recyclingunternehmen gemeldet. Immer mehr dieser Firmen geraten trotz millionenschweren Investitionen in Gefahr und müssen sich und ihre Mitarbeiter einem vermeidbaren Risiko aussetzen, erklärt Kowalczyk. In Frankfurt brannte ein Entsorgungsbetrieb aufgrund einer singender Grußkarte. Diese wurde trotz Akku im Altpapier entsorgt.

Röntgentechnik mit KI könnte Lösung sein

Schon seit einiger Zeit steht Korn Recycling in Kontakt mit Instituten und Start-ups, um die Röntgentechnologie gepaart mit künstlicher Intelligenz weiterzuentwickeln. Davon erhoffen sie sich eine noch bessere Erkennung von Gefahrstoffen wie Lithium-Ionen-Akkus. In einem Jahr soll diese Technik zum Einsatz kommen. Das sei ambitioniert, sagt Alexander Korn, doch sie benötigen diese Sortiermöglichkeit eher früher als später.
Bis dahin setzen sie auf Aufklärung. E-Zigaretten, Fahrrad- und Werkzeug-Akkus, Lithium-Ionen-Batterien, Schuhe mit Leuchtdioden, Haushaltsgeräte wie Zahnbürsten, Taschenlampen und Spielzeug sowie singende Grußkarten gehören alle nicht in den Rest-, Haushaltsmüll oder Gelben Sack. „Diese Artikel sind Elektronikschrott und gehören separat entsorgt“, sagt Kowalczyk. Neben Drogeriemärkten und Discounter dürfen diese beim Wertstoffhöfen abgegeben werden.

Mit der Feuerwehr eng verbunden

Alexander Korn ist Gruppenführer bei der Feuerwehr und weiß daher genau, was die Kameradinnen und Kameraden leisten. Rückt die Wehr aufgrund eines Fehlalarms aus, müssen das die Unternehmen selbst bezahlen. Brennt es allerdings tatsächlich, kommt die Stadt Albstadt für die Kosten der Feuerwehr auf.
Für den Geschäftsführer ist es jedoch selbstverständlich, für die Kosten aufzukommen. Deswegen spendet das Unternehmen jedes Jahr einen Betrag, der mindestens die Einsätze bei ihnen deckt. Dafür wurde beispielsweise schon Einsatzkleidung gekauft.
Aus dem Urlaub in Südtirol kam Korn mit einem besonderen Souvenir nach Hause: Der Besitzer der Pension, in der Korn übernachtete, ist selbst Feuerwehrmann und schlug ihm ein Geschäft vor. Da die örtliche Wehr ein neues Fahrzeug erhielt, kaufte Korn das alte und fuhr es gleich nach Albstadt.